COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Länderreport 24.3.10 (2) Stressfaktor Schule - Integrierte Gesamtschule im hessischen Wallrabenstein Autorin: Anke Petermann Red.: Claudia Perez Anmod. Die Integrierte Gesamtschule im hessischen Wallrabenstein ist eine der Schulen, an der die Universität Leuphana Daten zum Schulstress sammelte. Und sie ist eine der 19 Schulen, die seit fast zwei Jahren an der bundesweiten Initiative "Gemeinsam gesunde Schule entwickeln" teilnehmen. Stress abzubauen für Schüler und Lehrer ist das Ziel. Wie weit die Integrierte Gesamtschule im Taunus dabei gekommen ist? Anke Petermann hat nachgeforscht. Maxi und Lizanne sind 15 Jahre alt und besuchen die 10. Klasse der Integrierten Gesamtschule Wallrabenstein im Taunus. An zwei Tagen in der Woche sieht ihr Schultag so aus: Neun Stunden sitzen und in der 7. Stunde essen, ja - Lachen Trotz Box-AG und anderer zusätzlicher Sportangebote im Rahmen des Projekts "Gesunde Schule" - es gibt sie auch in Wallrabenstein noch, die endlos langen Unterrichtstage mit wenig Bewegung. Um halb vier endet dieser Schultag für Maxi und Lizanne, und dann fühlen sich die beiden: ... fertig, dann hat man keine Lust mehr, dann ist der Tag sowieso schon vorbei, wenn man um 16 Uhr nach Hause kommt, und dann weiß man nicht mehr so genau, was man machen kann. Neun-Stunden-Tage nerven. Dennoch hat Maxi bei der Befragung durch die Leuphana-Universität Lüneburg angegeben, ... dass ich keinen Stress in der Schule habe, sondern mit meinen Freunden alles bereden kann - Also, Wohlbefinden in der Schule ist da. Sich mit Mitschülern und Lehrern austauschen zu können, eine offene Gesprächsatmosphäre zu spüren - das stärkt Maxis Meinung nach gegen Schulstress. Ich mach's mir einfach nicht schwer in der Schule, und ich sag', was ich denke, und dafür muss ich mich vor keinem meiner Freunde verstellen Auffällig ist, dass die Schüler in Wallrabenstein bei der Befragung durch die Lüneburger Universität kaum über Leistungsdruck klagten, also Schulstress im eigentlichen Sinn. "Leistung ist bei uns kein Kriterium für Selektion", so erklärt sich das Schulleiter Johann Weber, Schüler würden nicht sortiert und heruntergestuft. Stattdessen arbeite das Kollegium an den Stärken der Kinder, die Schulform gebe dafür Rückhalt: - In der Gesamtschule haben wir es zunächst mal nicht mit dem automatischen Sitzenbleiben zu tun. Wir haben eine sehr heterogene Schülerschaft und zunächst die Aufgabe zu prüfen, wie wir jedem Schüler gerecht werden. Natürlich können wir nicht 25 verschiedene Leistungsniveaus fahren, aber wir können den Unterricht so anlegen, dass jeder Schüler an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit und seines Lernniveaus heran geführt wird. - (Maxi) Also die Lehrer nehmen einen auf und versuchen, die schlechten Schüler zu stützen. Mobbing unter Schülern ist auch an der Integrierten Gesamtschule Wallrabenstein ein Stressfaktor, ergab die Befragung der Leuphana- Universität. Im Rahmen des Projekts "Gesunde Schule" der DAK bildete sich eine Arbeitsgruppe zum Thema. Alle Klassenlehrer belegten eine Fortbildung, Thema: wie man Mobbing durch moderierte Gespräche zwischen Schülern in den Griff bekommen kann. Die Lehrer versuchen, die Mobber zurückzuhalten, die Probleme in Streitschlichtergruppen zu bereden. So lautet Maxis Fazit. Die 14jährige Paulina hat sich entschlossen, an einer Streitschlichtergruppe teilzunehmen. Also, ich lasse mich jetzt dazu ausbilden, da muss ich in der Schule bleiben, um mich ausbilden zu lassen, und da werden wir mit Problemen konfrontiert, und dann müssen wir Lösungen finden und so was. Bewusster mit Mobbing und Meinungsverschiedenheiten umzugehen, die Konflikte anzupacken, anstatt sie unter den Teppich zu kehren und totzuschweigen - ein Lernprozess für die gesamte Schule, findet deren Leiter Johann Weber: Die Konfliktlösung, wenn sie mehrmals praktiziert worden ist, hilft präventiv bei der nächsten Gelegenheit, den Konflikt überhaupt zu vermeiden. Das heißt, es kommen Kompetenzen in die Schülerschaft hinein, zuerst unter den Streitschlichtern selbst, aber dann im Multiplikationseffekt, in die Klasse, in die Lerngruppe selbst, die einen besseren Umgang mit Konflikten ermöglichen, und das ist natürlich das eigentliche Ziel. Wir haben's bei 600 und mehr Schülern mit Unterschieden zu tun, und das ist Aufgabe der Schule, Schüler fit zu machen im Umgang mit Differenzen, und wir wissen wie viel Leid erspart werden könnte, wenn die Menschen lernen, mit Unterschieden umzugehen. Ende des Jahres endet das DAK-gesponsorte Projekt "Gesunde Schule". Doch Schulleiter Weber ist sicher: aktiver Stressabbau bleibt auf der Tagesordnung. 4