neujahrskonzert johann sebastian bach Magnificat D-Dur BWV 243 carl PhiliPP emanuel bach Heilig Wq 217 Magnificat D-Dur Wq 215 Di 1. Januar 2013 20 Uhr Philharmonie Berlin ein Ensemble der neujahrskonzert johann sebastian bach Magnificat D-Dur BWV 243 carl PhiliPP emanuel bach Heilig Wq 217 Magnificat D-Dur Wq 215 Di 1. Januar 2013 20 Uhr Philharmonie Berlin ein Ensemble der www.rias-kammerchor.de Für das Magnificat von Carl Philipp Emanuel Bach wurde das Aufführungsmaterial der Kritischen Gesamtausgabe seiner Werke verwendet. Wir danken dem Herausgeber der Gesamtausgabe, dem Packard Humanities Institut of Los Altos, California, für die Zurverfügungstellung des Materials. 3. Abonnementkonzert | Neujahrskonzert Dienstag | 1. Januar 2013 | 20 Uhr Philharmonie Berlin johann sebastian bach 1685 –1750 Magnificat D-Dur BWV 243 mit den Einlegesätzen aus der Erstfassung Pause carl PhiliPP emanuel bach 1714–1788 Heilig Wq 217 Magnificat D-Dur Wq 215 Hans-Christoph Rademann Dirigent Elizabeth Watts Sopran I Mi-Young Kim Sopran II Wiebke Lehmkuhl Alt Lothar Odinius Tenor Markus Eiche Bass RIAS Kammerchor Akademie für Alte Musik Berlin Dieses Konzert wird vom Deutschlandradio Kultur live übertragen. UKW 89,6 | Kabel 97,5 MHz | Digitalradio 2 | 3 Sechsundzwanzig Jahre liegen zwischen beiden Magnificat-Partituren dieses Neujahrs- abends. Eine Generation, knapp einhundertdreißig Kilometer Luftlinie und die breite Kluft zwischen zwei sehr unterschiedlichen kulturellen Sphären. Aber auch ein echter Paradigmenwechsel? Wir wissen: Wer bei Johann Sebastian Bach in die Lehre ging – und seine Söhne taten es naturgemäß ohne Ausnahme –, der bekam ein handwerkliches Rüstzeug, vor allem aber ein musikalisches Weltverständnis mit auf den Weg, das sich so ohne weiteres nicht abstreifen ließ. Und das, obwohl Sebastians Grundüberzeugung davon, was Musik zu sagen habe und wie sie dies tun solle, in seiner zweiten Lebenshälfte bereits als reichlich überholt galt. Altmodisch, kopflastig, schwer zugänglich – so lauteten die Vorhaltungen, die sich seine Musik gefallen lassen musste, kaum aufgewogen durch die ungeteilte Hochachtung vor ihrer enormen Kunstfertigkeit. Man stelle sich vor: Auf dem Zenit seines Schaffens gerät einer der bedeutendsten Tonsetzer der Geistesgeschichte allmählich ins Abseits des herrschenden Zeitgeschmacks. Eine paradoxe und allemal delikate Situation, die unseren Protagonisten freilich nicht daran hinderte, seinen Überzeugungen bis ans Lebensende mit bewundernswerter, weil souveräner Inbrunst die Treue zu halten. In die Fußstapfen des Vaters zu treten, was Sebastians Söhne, von Gottfried Heinrich einmal abgesehen, allesamt taten, war folglich kein Kinderspiel. Das gemachte Nest bot kaum noch Schutz, brauchbare Perspektiven für die Zukunft noch weniger. So galt es, einen eigenen Weg zu suchen, der einerseits das kostbare Erbe nicht verspielte, andererseits aber die Voraussetzungen schuf, den Anschluss an eine sich wandelnde Ästhetik nicht vor der Zeit aus den Augen zu verlieren. Dass daraus am Ende fünf verschiedene Wege wurden, Wege auf denen Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emanuel, Johann Gottfried Bernhard, Johann Christoph Friedrich und Johann Christian ihr Glück zu finden suchten, ist Geschichte und zeugt vom Selbstbewusstsein starker Persönlichkeiten. Wie der Vater, so der Sohn? Auch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts scheiterte diese gar zu simple Faustregel glücklicherweise am Leben selbst. Auch bei den Bachs. Auf der Suche nach geeigneten Studienobjekten für einen Vater-Sohn-Vergleich scheinen sich die beiden Magnificat-Vertonungen Sebastians und seines Zweitgeborenen, Carl Philipp Emanuel, auf ideale Weise zu empfehlen. Denn beide Werke haben denselben Ausgangspunkt, fußen in der alten Tradition der musikalischen Marienverehrung, wie sie im ersten Canticum des Lukas-Evangeliums, dem Magnificat anima mea Dominum, Meine Seele erhebet den Herrn, ihren poetischen Ursprung hat, und sind damit ein und derselben Freudenbotschaft verpflichtet. Die aber verfolgt nach Martin Luther ein klar umrissenes Ziel: zu sterken unsern Glauben, zu trösten alle Geringe, und zu schrecken alle höhe Menschen auf Erden. Umso spannender, ein wenig genauer hinzusehen, um zu entdecken, wie Vater und Sohn sich diesem Ziel nähern, was sie verbindet, was trennt. Erstens: die Entstehungshintergründe. Da man nun die besten nicht bekommen könne, müße man mittlere nehmen, so das lapidare Fazit des Ratsherrn Abraham Christoph Platz, nachzulesen im Sitzungsprotokoll zur Wahl des neuen Thomaskantors anno 1723. Die besten, damit waren die Kandidaten Georg Philipp Telemann und Christoph Graupner gemeint, die aus unterschiedlichen Gründen ihre Bewerbung wieder zurück gezogen hatten. Ein doppelter Durchlauf des marianischen Lobgesangs, gleicher Text, gleiche Tonart, gleiche Stimmung. Ist das nicht ein bisschen zu dürftig für den Start ins Neue Jahr? Wohl kaum, solange zwei Genies ihre Finger im Spiel haben. Ausnahmetalente beide, begabt mit fundamentaler Kreativität, noch dazu im Besitz desselben Nachnamens. Denn was wie ein einvernehmlicher Generationenvertrag aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinhören eher als Indiz für einen ziemlich ausgeprägten Zeitenwandel. RoMAn HInKE wie der Vater, so der sohn? 3. Abonnementkonzert Johann Sebastian Bach (?), Gemälde von Jakob Ihle 2 | 3 Sechsundzwanzig Jahre liegen zwischen beiden Magnificat-Partituren dieses Neujahrs- abends. Eine Generation, knapp einhundertdreißig Kilometer Luftlinie und die breite Kluft zwischen zwei sehr unterschiedlichen kulturellen Sphären. Aber auch ein echter Paradigmenwechsel? Wir wissen: Wer bei Johann Sebastian Bach in die Lehre ging – und seine Söhne taten es naturgemäß ohne Ausnahme –, der bekam ein handwerkliches Rüstzeug, vor allem aber ein musikalisches Weltverständnis mit auf den Weg, das sich so ohne weiteres nicht abstreifen ließ. Und das, obwohl Sebastians Grundüberzeugung davon, was Musik zu sagen habe und wie sie dies tun solle, in seiner zweiten Lebenshälfte bereits als reichlich überholt galt. Altmodisch, kopflastig, schwer zugänglich – so lauteten die Vorhaltungen, die sich seine Musik gefallen lassen musste, kaum aufgewogen durch die ungeteilte Hochachtung vor ihrer enormen Kunstfertigkeit. Man stelle sich vor: Auf dem Zenit seines Schaffens gerät einer der bedeutendsten Tonsetzer der Geistesgeschichte allmählich ins Abseits des herrschenden Zeitgeschmacks. Eine paradoxe und allemal delikate Situation, die unseren Protagonisten freilich nicht daran hinderte, seinen Überzeugungen bis ans Lebensende mit bewundernswerter, weil souveräner Inbrunst die Treue zu halten. In die Fußstapfen des Vaters zu treten, was Sebastians Söhne, von Gottfried Heinrich einmal abgesehen, allesamt taten, war folglich kein Kinderspiel. Das gemachte Nest bot kaum noch Schutz, brauchbare Perspektiven für die Zukunft noch weniger. So galt es, einen eigenen Weg zu suchen, der einerseits das kostbare Erbe nicht verspielte, andererseits aber die Voraussetzungen schuf, den Anschluss an eine sich wandelnde Ästhetik nicht vor der Zeit aus den Augen zu verlieren. Dass daraus am Ende fünf verschiedene Wege wurden, Wege auf denen Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emanuel, Johann Gottfried Bernhard, Johann Christoph Friedrich und Johann Christian ihr Glück zu finden suchten, ist Geschichte und zeugt vom Selbstbewusstsein starker Persönlichkeiten. Wie der Vater, so der Sohn? Auch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts scheiterte diese gar zu simple Faustregel glücklicherweise am Leben selbst. Auch bei den Bachs. Auf der Suche nach geeigneten Studienobjekten für einen Vater-Sohn-Vergleich scheinen sich die beiden Magnificat-Vertonungen Sebastians und seines Zweitgeborenen, Carl Philipp Emanuel, auf ideale Weise zu empfehlen. Denn beide Werke haben denselben Ausgangspunkt, fußen in der alten Tradition der musikalischen Marienverehrung, wie sie im ersten Canticum des Lukas-Evangeliums, dem Magnificat anima mea Dominum, Meine Seele erhebet den Herrn, ihren poetischen Ursprung hat, und sind damit ein und derselben Freudenbotschaft verpflichtet. Die aber verfolgt nach Martin Luther ein klar umrissenes Ziel: zu sterken unsern Glauben, zu trösten alle Geringe, und zu schrecken alle höhe Menschen auf Erden. Umso spannender, ein wenig genauer hinzusehen, um zu entdecken, wie Vater und Sohn sich diesem Ziel nähern, was sie verbindet, was trennt. Erstens: die Entstehungshintergründe. Da man nun die besten nicht bekommen könne, müße man mittlere nehmen, so das lapidare Fazit des Ratsherrn Abraham Christoph Platz, nachzulesen im Sitzungsprotokoll zur Wahl des neuen Thomaskantors anno 1723. Die besten, damit waren die Kandidaten Georg Philipp Telemann und Christoph Graupner gemeint, die aus unterschiedlichen Gründen ihre Bewerbung wieder zurück gezogen hatten. Ein doppelter Durchlauf des marianischen Lobgesangs, gleicher Text, gleiche Tonart, gleiche Stimmung. Ist das nicht ein bisschen zu dürftig für den Start ins Neue Jahr? Wohl kaum, solange zwei Genies ihre Finger im Spiel haben. Ausnahmetalente beide, begabt mit fundamentaler Kreativität, noch dazu im Besitz desselben Nachnamens. Denn was wie ein einvernehmlicher Generationenvertrag aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinhören eher als Indiz für einen ziemlich ausgeprägten Zeitenwandel. RoMAn HInKE wie der Vater, so der sohn? 3. Abonnementkonzert Johann Sebastian Bach (?), Gemälde von Jakob Ihle 4 | 5 zu befürchten steht. Dies möglicherweise ein Grund dafür, warum Sebastian die Partitur knapp zehn Jahre später noch einmal vornimmt, um eine entschärfte, vorsichtig überarbeitete Neufassung zu Papier zu bringen, die nach aktuellem Forschungsstand vermutlich am 2. Juli 1733, dem Fest Mariä Heimsuchung, zum ersten Mal erklang. Ob Emanuel jemals einer Aufführung von Sebastians Magnificat beigewohnt hat, sei es als Neunjähriger zu Weihnachten 1723 oder als halbherziger Student der Jurisprudenz und aussichtsloser Mitbewerber um die Organistenstelle an der Naumburger Wenzelskirche im Sommer 1733, lässt sich heute nicht mehr nachweisen. Dass er die Partitur kannte, in beiden Fassungen, wird wohl niemand ernstlich in Zweifel ziehen, der von seiner späteren Fürsorge um den väterlichen Nachlass weiß. Als Emanuel seinen eigenen Gattungsbeitrag schreibt, tut er dies jedoch unter gänzlich anderen Rahmenbedingungen. Seit acht Jahren steht er als Cembalist im Dienst von Preußens Musenkönig, bereichert die allabendlichen Hofkonzerte, in Friedrichs parkumsäumter Sorglosigkeit ebenso wie in den Stadtschlössern Potsdams und Berlins, ärgert sich über den eher mageren Sold wie den konservativen Geschmack seines Herrn, geht ein und aus in den musikalischen, literarischen und philosophischen Zirkeln der Metropole, geschätzt als einer ihrer fortschrittlichsten Köpfe. Was nur konnte einen Musiker in weltlichen Würden, gebildet und begierig nach neuen geistigen Ufern trachtend, dazu veranlasst haben, sich einer großen kirchenmusikalischen Arbeit zuzuwenden? Noch dazu einer tausendfach bestellten, von vielerlei formalen Zwängen bestimmten liturgischen Gattung wie der des lateinischen Magnificats? Wirklich befriedigend gesichert ist nur das Datum der Fertigstellung. Die letzte Seite der Partitur trägt den eigenhändigen Eintrag: Potsdam, d. 25. Aug. 1749. Weitgehend im Dunkeln hingegen liegt ihr Entstehungsanlass. Hoffte Emanuel, wie Carl Friedrich Zelter gemutmaßt haben soll, mit diesem Probestück den Titel 3. Abonnementkonzert Der mittlere hieß Johann Sebastian Bach. Am 31. Mai offiziell ins Amt eingeführt und damit der musikalischen Vorbereitungen für die bevorstehenden Pfingstfeiertage noch weitgehend enthoben, bot sich für Sebastian erstmals anlässlich des folgenden Weihnachtsfestes die Gelegenheit zur Komposition einer größeren lateinischen Figuralmusik. Dennoch begann er, wie die Quellen belegen, bereits im Frühsommer 1723, also unmittelbar nach seinem Amtantritt in Leipzig, mit der Arbeit an seinem einzigen Magnificat. Angestachelt womöglich durch die schmähliche Degradierung des Herrn Platz und beflügelt vom Vorsatz, alle Zweifel an der Qualität seiner Kunst zu zerstreuen? Die Partitur jedenfalls liest sich wie ein nachträgliches Empfehlungszeugnis, zieht alle Register kontrapunktischer Schreibart und stellt höchste Anforderungen an die Ausführenden, die Vokalsolisten ebenso wie die Chorsänger und Orchestermusiker. Offenbar hatte Sebastian zu diesem Zeitpunkt noch zu wenig von den schmerzlichen Einschränkungen erfahren, die ihm das begrenzte Leistungsvermögen seines Leipziger Ensembles auferlegen wird. Mit der Elitetruppe am Köthener Hof war das nicht zu vergleichen. Leider sind uns keine Zeitzeugenberichte über Erfolg und Wirkung der Uraufführung überliefert. Auch ist zweifelhaft, ob die einzig verbürgte Darbietung des Magnificats am Ersten Weihnachtsfeiertag 1723 in der Nikolaikirche, für die das Werk nachträglich um vier weihnachtliche Einlagesätze, drei Chorstücke und ein Duett, erweitert wurde, überhaupt die erste war. Nahezu sicher ist jedoch, dass eine Aufführung dieser technisch ungemein anspruchsvollen Komposition unter den gegebenen Umständen nicht frei von Mängeln gewesen sein kann. Von erheblichen Mängel, wie Abraham Christoph Platz, Kupferstich Carl Philipp Emanuel Bach, Gemälde von Johann Philipp Bach 4 | 5 zu befürchten steht. Dies möglicherweise ein Grund dafür, warum Sebastian die Partitur knapp zehn Jahre später noch einmal vornimmt, um eine entschärfte, vorsichtig überarbeitete Neufassung zu Papier zu bringen, die nach aktuellem Forschungsstand vermutlich am 2. Juli 1733, dem Fest Mariä Heimsuchung, zum ersten Mal erklang. Ob Emanuel jemals einer Aufführung von Sebastians Magnificat beigewohnt hat, sei es als Neunjähriger zu Weihnachten 1723 oder als halbherziger Student der Jurisprudenz und aussichtsloser Mitbewerber um die Organistenstelle an der Naumburger Wenzelskirche im Sommer 1733, lässt sich heute nicht mehr nachweisen. Dass er die Partitur kannte, in beiden Fassungen, wird wohl niemand ernstlich in Zweifel ziehen, der von seiner späteren Fürsorge um den väterlichen Nachlass weiß. Als Emanuel seinen eigenen Gattungsbeitrag schreibt, tut er dies jedoch unter gänzlich anderen Rahmenbedingungen. Seit acht Jahren steht er als Cembalist im Dienst von Preußens Musenkönig, bereichert die allabendlichen Hofkonzerte, in Friedrichs parkumsäumter Sorglosigkeit ebenso wie in den Stadtschlössern Potsdams und Berlins, ärgert sich über den eher mageren Sold wie den konservativen Geschmack seines Herrn, geht ein und aus in den musikalischen, literarischen und philosophischen Zirkeln der Metropole, geschätzt als einer ihrer fortschrittlichsten Köpfe. Was nur konnte einen Musiker in weltlichen Würden, gebildet und begierig nach neuen geistigen Ufern trachtend, dazu veranlasst haben, sich einer großen kirchenmusikalischen Arbeit zuzuwenden? Noch dazu einer tausendfach bestellten, von vielerlei formalen Zwängen bestimmten liturgischen Gattung wie der des lateinischen Magnificats? Wirklich befriedigend gesichert ist nur das Datum der Fertigstellung. Die letzte Seite der Partitur trägt den eigenhändigen Eintrag: Potsdam, d. 25. Aug. 1749. Weitgehend im Dunkeln hingegen liegt ihr Entstehungsanlass. Hoffte Emanuel, wie Carl Friedrich Zelter gemutmaßt haben soll, mit diesem Probestück den Titel 3. Abonnementkonzert Der mittlere hieß Johann Sebastian Bach. Am 31. Mai offiziell ins Amt eingeführt und damit der musikalischen Vorbereitungen für die bevorstehenden Pfingstfeiertage noch weitgehend enthoben, bot sich für Sebastian erstmals anlässlich des folgenden Weihnachtsfestes die Gelegenheit zur Komposition einer größeren lateinischen Figuralmusik. Dennoch begann er, wie die Quellen belegen, bereits im Frühsommer 1723, also unmittelbar nach seinem Amtantritt in Leipzig, mit der Arbeit an seinem einzigen Magnificat. Angestachelt womöglich durch die schmähliche Degradierung des Herrn Platz und beflügelt vom Vorsatz, alle Zweifel an der Qualität seiner Kunst zu zerstreuen? Die Partitur jedenfalls liest sich wie ein nachträgliches Empfehlungszeugnis, zieht alle Register kontrapunktischer Schreibart und stellt höchste Anforderungen an die Ausführenden, die Vokalsolisten ebenso wie die Chorsänger und Orchestermusiker. Offenbar hatte Sebastian zu diesem Zeitpunkt noch zu wenig von den schmerzlichen Einschränkungen erfahren, die ihm das begrenzte Leistungsvermögen seines Leipziger Ensembles auferlegen wird. Mit der Elitetruppe am Köthener Hof war das nicht zu vergleichen. Leider sind uns keine Zeitzeugenberichte über Erfolg und Wirkung der Uraufführung überliefert. Auch ist zweifelhaft, ob die einzig verbürgte Darbietung des Magnificats am Ersten Weihnachtsfeiertag 1723 in der Nikolaikirche, für die das Werk nachträglich um vier weihnachtliche Einlagesätze, drei Chorstücke und ein Duett, erweitert wurde, überhaupt die erste war. Nahezu sicher ist jedoch, dass eine Aufführung dieser technisch ungemein anspruchsvollen Komposition unter den gegebenen Umständen nicht frei von Mängeln gewesen sein kann. Von erheblichen Mängel, wie Abraham Christoph Platz, Kupferstich Carl Philipp Emanuel Bach, Gemälde von Johann Philipp Bach 3. Abonnementkonzert eines Hofkapellmeisters bei Prinzessin Anna Amalia von Preußen für sich zu ergattern? Die jüngste Schwester Friedrichs des Großen, selbst versierte Musikerin und Komponistin, stand in dem Ruf einer überaus kunstsinnigen und weltoffenen Geisteshaltung, war aber im Gegensatz zu ihrem Bruder gleichwohl eine glühende Liebhaberin der Kirchenmusik wie eine Verfechterin des gelehrten Stils. Oder sollte es, was ungleich plausibler klingt, zumal kein anderes groß dimensioniertes Sakralwerk aus Emanuels Berliner Zeit bekannt ist, vielleicht als Talentnachweis für eine künftige Bewerbung um das Thomaskantorat dienen? Sebastian war alt, sichtlich entkräftet und fast blind, eine Neubesetzung seines Amtes absehbar. Und tatsächlich ist eine Leipziger Aufführung des Werkes für das Jahr 1750 bezeugt: Ja, ich erinnere mich auch immer noch mit Vergnügen des prächtigen Magnificats, notiert Johann Friedrich Wilhelm Sonnenkalb, ehemaliger Thomasschüler, welches der Herr Bach in Berlin zu meiner Zeit in der sogenannten Thomaskirche an einem Marienfeste aufführte, ob solches gleich noch zu den Lebzeiten des nunmehro seeligen Herrn Vaters war, und schon ziemlich lange her ist. In der Festordnung der lutherischen Kirche kämen demzufolge als Aufführungstage entweder der 2. Februar (Mariä Lichtmess), der 25. März (Mariä Verkündigung) oder abermals der 2. Juli in Frage. Sebastian stirbt am 28. Juli, und tatsächlich wird sich Emanuel, dem als stärks tem Hoffnungsträger für die musikalische Tradition der Bach-Dynastie große Teile des Erbes zufallen, im Herbst 1750 um die Amtsnachfolge seines Vaters bemühen. Vergebens, wie man weiß. Zweitens: die Musik. Wie nicht anders zu erwarten, gibt es Parallelen zwischen beiden Vertonungen des Magnificats. Die Grundtonart etwa, strahlend helles D-Dur, dem freudig beseelten Lobgesang verpflichtet, die Besetzung (Emanuel fügt lediglich zwei Hörner hinzu) oder die Idee, durch musikalische Analogiebildungen Brücken zu schlagen zwischen verschiedenen Abschnitten des Werkes – zwischen Magnificat und Sicut erat bei Sebastian, zwischen Magnificat und Gloria bei Emanuel. Zudem einige versprengte, mal mehr, mal weniger deutliche motivische Entsprechungen, wie zwischen den beiden Eröffnungschören, vor allem aber den Abschnitten Fecit potentiam und Deposuit potentes, bei denen der Sohn den Themenentwürfen des Vaters in auffälliger Weise nacheifert. Indes sind viele dieser Ähnlichkeiten den eng begrenzten gattungsspezifischen Fordernissen geschuldet, entsprechen also weitgehend dem Grundvokabular und damit der Konvention der Zeit. Weit schwerer dagegen wiegen die Unterschiede, mit denen Emanuel unüberhörbar von der Handschrift Sebastians und seiner Vorlage abrückt, fast ebenso deutlich, wie er dies mit seinen empfindsamen und so überaus originellen Instrumentalkompositionen, die seinen Ruf als Meister musikalischer Affekte begründet hatten, seit Jahren schon tat. Sie lesen sich wie bewusste, freilich nie zum Selbstzweck erstarrte Gegenentwürfe. So behalten großformale Anlage und Tonartenplan bei Sebastian stets die architektonische Balance des Ganzen im Auge, während der Sohn vor allem harmonisch freier agiert, sich dabei verstärkt um gedankliche Einheiten 6 | 7 Potsdam, Blick auf das Stadtschloss Gemälde von Carl Christian Baron bemüht: um die Herausarbeitung inhaltlicher Themengruppen, zusammengehöriger oder gegensätzlicher Begriffspaare oder die Herstellung emotionaler Synapsen. Indem ein Musickus nicht anders rühren kan, er sey dann selbst gerührt; so muß er nothwendig sich selbst in alle Affeckten setzen können, welche er bei seinen Zuhörern erregen will; er giebt ihnen seine Empfindungen zu verstehen und bewegt sie solchergestallt am besten zur MitEmpfindung. Vieles von dem, was Emanuel vier Jahre 3. Abonnementkonzert 8 | 9 später im ersten Teil seines instrumentalpraktischen und musikästhetischen Lehrwerks Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen als sein grundlegendes künstlerisches Credo formulieren wird, lässt sich an der Partitur seines Magnificats bereits nachweisen. Nicht zuletzt am Beispiel satztechnischer Ideale, die sich elementar von denen Sebastians unterscheiden: Wo dieser ein fein verästeltes Filigran kontrapunktischer Webmuster entwirft, vokaler wie instrumentaler Natur, hierbei in artifizieller, gewissermaßen objektiver Vielstimmigkeit das Lob Gottes singt, sucht Emanuel den Ton der Verherrlichung nach Kräften zu subjektivieren, indem er einer einfacheren, homophonen Gestaltung des Chorsatzes den Vorzug gibt, Empfindungen durch kollektive Einheit unterstreicht. Zugleich verringert er den Anteil der Chöre zugunsten der Stimme des Einzelnen. So sind es die Arien und Duette, weit stärker beeinflusst vom Impetus der italienischen Oper als bei Sebastian, die im Zentrum des Werkes stehen und auf teils lyrische, teils überraschend dramatische Weise kleinsten Bedeutungsnuancen des Textes nachspüren. Ob Carl Philipp Emanuel Bachs Magnificat nun als ein Werk des Ausgleichs zu verstehen ist, in dem sich Tradition und Moderne, barocke Formenwelt und vorklassische Ideen kreuzen, ob es mehr eine Mustersammlung mannigfaltiger Satzform als für kirchlichen Gebrauch bestimmt ist, wie Carl von Winterfeld schrieb, ob es in direkter Anlehnung an die größte Stärke des Vaters entstand, wie die feudal gearbeitete Schlussfuge nahe legen könnte, oder vielmehr, wie Konrad Küster überzeugend darlegt, in der gezielten Auseinandersetzung mit ihm – dies alles ist im Grunde nebensächlich. Denn als beredtes Zeugnis des großen Zeitenwandels in der Musik um 1750 darf es unstreitig gelten. Und ganz sicher auch als ein Schlüsselwerk für das spätere Vokalschaffen des Hamburger Bürgers gleichen Namens. In diese Stadt kommt man ohne examinirt, oder von Accisbedienten belästigt zu werden, wundert sich der berühmte englische Chronist Charles Burneys in seinem Tagebuch einer musikalischen Reise von 1773 über seine Ankunft in Hamburg. Der Reisende wird an dem Thore bloß um seinen Namen und Stand befragt. Die Gassen sind schlecht behauet, schlecht gepflastert und eng, aber voller Menschen, die ihren eignen Geschäften nachzugehen scheinen. Aus den Mienen und Betragen der Einwohner dieses Orts leuchtet eine Zufriedenheit, Geschäftigkeit, Wohlhabenheit und Freyheit hervor, die man in andern Orten Deutschlands nicht häufig zu sehen bekommt. Burneys Beobachtung, so ganz im Widerspruch zur wenige Tage zurückliegenden Erfahrung in Berlin, wo er nach peinlicher Kontrolle mit geschultertem Gewehre und dem Bajonet auf der Flinte in die Stadt geleitet worden war, trifft im Kern, wofür die Hansemetropole schon seit mehreren Jahrhunderten stand: Weltoffenheit und Freigeistigkeit. Einem fortschrittlichen und liberalen Künstler wie Carl Philipp Emanuel Bach, der 1768 die Nachfolge seines Taufpaten Georg Philipp Telemann als Musikdirektor an den fünf Hauptkirchen antrat, bot sich in Hamburg ein ideales geistiges Klima, in dem Kunst und Wissenschaft gleichermaßen florierten. An der Alster erst wird sich seine musikalische Kreativität, frei von den Daumenschrauben königlich- preußischer Geschmacksdiktate, zu voller Größe entfalten, werden neben Instrumentalkompositionen, Sinfonien und Kammermusiken von geradezu schockierendem Eigensinn, endlich auch zahlreiche chororchestrale Partituren entstehen, für die Berlin keinen Raum geboten hatte: Passionen, Oratorien und kleinere Sakralwerke. Unter ihnen ein kaum achtminütiges Heilig von 1776, das ursprünglich den Teil einer größeren Michaelismusik für den Festgottesdienst am Tag des Erzengels, dem 29. September, bildete, bevor Bach es drei Jahre später als separates Stück drucken ließ. Zeichen der Wertschätzung für eine Arbeit, die allein schon durch die gewaltige Zahl von 22 Stimmen imponierte. Nach kurzer, erst für die Erstausgabe, Hamburg 1779 8 | 9 später im ersten Teil seines instrumentalpraktischen und musikästhetischen Lehrwerks Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen als sein grundlegendes künstlerisches Credo formulieren wird, lässt sich an der Partitur seines Magnificats bereits nachweisen. Nicht zuletzt am Beispiel satztechnischer Ideale, die sich elementar von denen Sebastians unterscheiden: Wo dieser ein fein verästeltes Filigran kontrapunktischer Webmuster entwirft, vokaler wie instrumentaler Natur, hierbei in artifizieller, gewissermaßen objektiver Vielstimmigkeit das Lob Gottes singt, sucht Emanuel den Ton der Verherrlichung nach Kräften zu subjektivieren, indem er einer einfacheren, homophonen Gestaltung des Chorsatzes den Vorzug gibt, Empfindungen durch kollektive Einheit unterstreicht. Zugleich verringert er den Anteil der Chöre zugunsten der Stimme des Einzelnen. So sind es die Arien und Duette, weit stärker beeinflusst vom Impetus der italienischen Oper als bei Sebastian, die im Zentrum des Werkes stehen und auf teils lyrische, teils überraschend dramatische Weise kleinsten Bedeutungsnuancen des Textes nachspüren. Ob Carl Philipp Emanuel Bachs Magnificat nun als ein Werk des Ausgleichs zu verstehen ist, in dem sich Tradition und Moderne, barocke Formenwelt und vorklassische Ideen kreuzen, ob es mehr eine Mustersammlung mannigfaltiger Satzform als für kirchlichen Gebrauch bestimmt ist, wie Carl von Winterfeld schrieb, ob es in direkter Anlehnung an die größte Stärke des Vaters entstand, wie die feudal gearbeitete Schlussfuge nahe legen könnte, oder vielmehr, wie Konrad Küster überzeugend darlegt, in der gezielten Auseinandersetzung mit ihm – dies alles ist im Grunde nebensächlich. Denn als beredtes Zeugnis des großen Zeitenwandels in der Musik um 1750 darf es unstreitig gelten. Und ganz sicher auch als ein Schlüsselwerk für das spätere Vokalschaffen des Hamburger Bürgers gleichen Namens. In diese Stadt kommt man ohne examinirt, oder von Accisbedienten belästigt zu werden, wundert sich der berühmte englische Chronist Charles Burneys in seinem Tagebuch einer musikalischen Reise von 1773 über seine Ankunft in Hamburg. Der Reisende wird an dem Thore bloß um seinen Namen und Stand befragt. Die Gassen sind schlecht behauet, schlecht gepflastert und eng, aber voller Menschen, die ihren eignen Geschäften nachzugehen scheinen. Aus den Mienen und Betragen der Einwohner dieses Orts leuchtet eine Zufriedenheit, Geschäftigkeit, Wohlhabenheit und Freyheit hervor, die man in andern Orten Deutschlands nicht häufig zu sehen bekommt. Burneys Beobachtung, so ganz im Widerspruch zur wenige Tage zurückliegenden Erfahrung in Berlin, wo er nach peinlicher Kontrolle mit geschultertem Gewehre und dem Bajonet auf der Flinte in die Stadt geleitet worden war, trifft im Kern, wofür die Hansemetropole schon seit mehreren Jahrhunderten stand: Weltoffenheit und Freigeistigkeit. Einem fortschrittlichen und liberalen Künstler wie Carl Philipp Emanuel Bach, der 1768 die Nachfolge seines Taufpaten Georg Philipp Telemann als Musikdirektor an den fünf Hauptkirchen antrat, bot sich in Hamburg ein ideales geistiges Klima, in dem Kunst und Wissenschaft gleichermaßen florierten. An der Alster erst wird sich seine musikalische Kreativität, frei von den Daumenschrauben königlich- preußischer Geschmacksdiktate, zu voller Größe entfalten, werden neben Instrumentalkompositionen, Sinfonien und Kammermusiken von geradezu schockierendem Eigensinn, endlich auch zahlreiche chororchestrale Partituren entstehen, für die Berlin keinen Raum geboten hatte: Passionen, Oratorien und kleinere Sakralwerke. Unter ihnen ein kaum achtminütiges Heilig von 1776, das ursprünglich den Teil einer größeren Michaelismusik für den Festgottesdienst am Tag des Erzengels, dem 29. September, bildete, bevor Bach es drei Jahre später als separates Stück drucken ließ. Zeichen der Wertschätzung für eine Arbeit, die allein schon durch die gewaltige Zahl von 22 Stimmen imponierte. Nach kurzer, erst für die Erstausgabe, Hamburg 1779 3. Abonnementkonzert Hamburg, zeitgenössische Stadtansicht Drucklegung hinzu komponierter Ariette mit Alt-Solo über freipoetische Zeilen eines unbekannten Dichters setzt auf Worte aus Luthers deutschem Te Deum ein durch zwei getrennte Instrumentalensembles (samt sechs Trompeten und Pauken!) verschwenderisch begleiteter Doppelchor ein. Er stellt den lobpreisenden Wechselgesang zwischen Engeln und Völkern dar, die bei der Uraufführung in der Michaeliskirche der besonderen Raumwirkung wegen auf verschiedenen Emporen postiert worden waren. Hierin habe ich den meisten und kühnsten Fleiß bewiesen zu einer guten Ausnahme, schreibt Bach nicht ohne Stolz an seinen Verleger Johann Gottlob Immanuel Breitkopf. Das Heilig, so weiter, sei ein Versuch, durch ganz natürliche und gewöhnliche harmonische Fortschreitungen eine weit stärkere Aufmerksamkeit und Empfindung zu erregen, als man mit aller ängstlichen Chromatik nicht im Stande ist zu thun. Es soll meyn Schwanen Lied, von dieser Art seyn, und dazu dienen, daß man meiner nach meinem Tode nicht zu bald vergeßen möge. Was Bach hier allerdings ganz natürlich und gewöhnlich nennt, dürften die Zeitgenossen wohl mehr als atemberaubende, womöglich Schauder erregende harmonische Abenteuerlichkeit empfunden haben. Sinnbild für die Unfassbarkeit des Göttlichen? Ein Stück klingender Metaphysik? Wie auch immer: Hatte sich sein Magnificat ungeachtet aller Eigenart noch weitgehend in den breiten Bahnen der Konvention bewegt, so lenkte dieses Heilig den Blick endgültig zu neuen geistigen Horizonten. johann sebastian bach Magnificat BWV 243 1. chor Magnificat anima mea Dominum. 2. arie I soPran ii Et exsultavit spiritus meus in Deo salutari meo. chor Vom Himmel hoch, da komm ich her, Ich bring euch gute neue Mär; Der guten Mär bring ich so viel, Davon ich singen und sagen will. 3. arie I soPran i Quia respexit humilitatem ancillae suae: ecce enim ex hoc beatam me dicent 4. chor omnes generationes. 5. arie I bass Quia fecit mihi magna qui potens est, et sanctum nomen eius. chor Freut euch und jubiliert, Zu Bethlehem gefunden wird Das herzeliebe Jesulein, Das soll euer Freud und Wonne sein. 10 | 11 1. chor Meine Seele erhebet den Herrn. 2. arie I soPran ii Und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes. 3. arie I soPran i Denn er hat die niedrigkeit seiner Magd angesehen: Siehe, von nun an werden mich selig preisen 4. chor Alle Kindeskinder. 5. arie I bass Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen name heilig ist. 6. duett I alt & tenor Et misericordia a progenie in progenies timentibus eum. 7. chor Fecit potentiam in brachio suo, dispersit superbos mente cordis sui. chor Gloria in excelsis Deo, et in terra pax hominibus bonavoluntas. 8. arie I tenor Deposuit potentes de sede et exaltavit humiles. 9. arie I alt Esurientes implevit bonis et divites dimisit inanes. duett I soPran i & bass Virga Jesse floruit, Emmanuelnosterapparuit, Induitcarnemhominis, Fitpuerdelectabilis. Alleluja. 6. duett I alt & tenor Und seine Barmherzigkeit währet immer für und für bei denen, die ihn fürchten. 7. chor Er übet Gewalt mit seinem Arm und zerstreuet, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. chor Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden al llen Menschen, die guten Wil llens sind. 8. arie I tenor Er stößt die Gewaltigen vom Stuhl und erhebt die niedrigen. 9. arie I alt Die Hungrigen füllet er mit Gütern und läßt die Reichen leer. duett I soPran i & bass Jesses Stamm treib eine Blüte und unser Emmanuel erschien; er nahm menschliche Gestalt an undwurdeeinreizenderKnabe. Halleluja. Madonna del Magnificat, Gemälde von Sandro Botticelli 10. terzett I soPran i, ii & alt Suscepit Israel puerum suum recordatus misericordiae suae. 11. chor Sicut locutus est ad patres nostros, Abraham et semini eius in saecula. 12. chor Gloria Patri, gloria Filio, gloria et Spiritui sancto. Sicut erat in principio et nunc et semper et in saecula saeculorum. Amen. 10. terzett I soPran i,ii & alt Er hilft seinem Diener Israel auf und denket der Barmherzigkeit. 11. chor Wie er geredet hat unseren Vätern, Abraham und seinem Samen ewiglich. 12. chor Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geiste. Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 3. Abonnementkonzert14 | 15 1. ariette I alt Herr, wert, daß Scharen der Engel dir dienen und daß dich der Glaube der Völker verehrt, ich danke dir. Sei mir gepriesen unter ihnen! Ich jauchze dir; und jauchzend lobsingen dir Engel und Völker mit mir. 2. chor der engel und Völker Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Herr Gott, dich loben wir. Herr Gott, wir danken dir. 1. chor Magnificat anima mea Dominum. Et exsultavit spiritus meus in Deo salutari meo. 2. arie I soPran Quia respexit humilitatem ancillae suae: Ecce enim ex hoc beatam me dicent omnes generationes. 3. arie I tenor Quia fecit mihi magna qui potens est et sanctum nomen eius. 4. chor Et misericordia eius a progenie in progenies timentibus eum. 5. arie I bass Fecit potentiam in bracchio suo: Dispersit superbos mente cordis sui. 1. chor Meine Seele erhebet den Herrn. Und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes. 2. arie I soPran Denn er hat die niedrigkeit seiner Magd angesehen: Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder. 3. arie I tenor Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen name heilig ist. 4. chor Und seine Barmherzigkeit währet immer für und für bei denen, die ihn fürchten. 5. arie I bass Er übet Gewalt mit seinem Arm und zerstreuet, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. carl PhiliPP emanuel bach Heilig Wq 217 carl PhiliPP emanuel bach Magnificat Wq 215 Carl Philipp Emanuel Bach, Pastor Sturm, und der Zeichner Andreas Stöttrup 14 | 15 1. ariette I alt Herr, wert, daß Scharen der Engel dir dienen und daß dich der Glaube der Völker verehrt, ich danke dir. Sei mir gepriesen unter ihnen! Ich jauchze dir; und jauchzend lobsingen dir Engel und Völker mit mir. 2. chor der engel und Völker Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Herr Gott, dich loben wir. Herr Gott, wir danken dir. 1. chor Magnificat anima mea Dominum. Et exsultavit spiritus meus in Deo salutari meo. 2. arie I soPran Quia respexit humilitatem ancillae suae: Ecce enim ex hoc beatam me dicent omnes generationes. 3. arie I tenor Quia fecit mihi magna qui potens est et sanctum nomen eius. 4. chor Et misericordia eius a progenie in progenies timentibus eum. 5. arie I bass Fecit potentiam in bracchio suo: Dispersit superbos mente cordis sui. 1. chor Meine Seele erhebet den Herrn. Und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes. 2. arie I soPran Denn er hat die niedrigkeit seiner Magd angesehen: Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder. 3. arie I tenor Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen name heilig ist. 4. chor Und seine Barmherzigkeit währet immer für und für bei denen, die ihn fürchten. 5. arie I bass Er übet Gewalt mit seinem Arm und zerstreuet, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. carl PhiliPP emanuel bach Heilig Wq 217 carl PhiliPP emanuel bach Magnificat Wq 215 Carl Philipp Emanuel Bach, Pastor Sturm, und der Zeichner Andreas Stöttrup 3. Abonnementkonzert | Die Künstler 6. duett I alt & tenor Deposuit potentes de sede et exaltavit humiles. Esurientes implevit bonis et divites dimisit inanes. 7. arie I alt Suscepit Israel puerum suum recordatus misericordiae suae. Sicut locutus est ad patres nostros Abraham et semini eius in saecula. 8. chor Gloria Patri et Filio, et Spiritui sancto. 9. chor Sicut erat in principio et nunc et semper, et in saecula saeculorum. Amen. 6. duett I alt & tenor Er stößt die Gewaltigen vom Stuhl und erhebt die niedrigen. Die Hungrigen füllet er mit Gütern und läßt die Reichen leer. 7. arie I alt Er hilft seinem Diener Israel auf und denket der Barmherzigkeit. Wie er geredet hat unseren Vätern, Abraham und seinem Samen ewiglich. 8. chor Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geiste. 9. chor Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Schlussnotiz aus dem Partiturautograf hans-christoPh rademann Dirigent Seit 2007 leitet Hans-Christoph Rademann den RIAS Kammerchor als Chefdirigent. Die traditionellen Schwerpunkte des Chores – historische Aufführungspraxis und Musik der Gegenwart – hat er seitdem konsequent weiter ausgebaut. Besonderes Augenmerk legt er dabei auf die Wiederentdeckung von Werken der Bach-Familie, intensiviert zugleich aber auch die Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten durch Werkaufträge an Steffen Schleiermacher, Tigran Mansurian oder Samir Odeh-Tamimi. Darüber hinaus bereichert er auch das klassische und romantische Chorrepertoire in der gesamten Breite seiner Ausdrucksformen durch neue Ideen und Akzente. Unter seiner Leitung gewann der RIAS Kammerchor an stilistischer Vielfalt und klanglicher Prägnanz. Hans-Christoph Rademann gründete noch während seiner Studienzeit an der Musikhochschule Dresden den Dresdner Kammerchor, den er bis heute leitet. 1991 bis 1999 stand er an der Spitze der Dresdner Singakademie, danach übernahm er bis 2004 die künstlerische Verantwortung für den NDR Chor. Als Gastdirigent leitete er unter anderem den Rundfunkchor Berlin, das Collegium Vocale Gent und die Chöre des Bayerischen, des Mitteldeutschen und des Südwestrundfunks, aber auch das Dresdner Barockorchester, das Rundfunk- Sinfonieorchester Berlin, die Staatskapelle Dresden oder die Rotterdamer Philharmoniker. Seit 2000 lehrt Hans-Christoph Rademann als Professor für Chordirigieren an der Musikhochschule Dresden und initiierte gemeinsam mit Kollegen 2008 das Chordirigentenforum des Deutschen Musikrats als Nachwuchsprogramm für professionelle Chorleiter. Darüber hinaus ist er Schirmherr des Vereins Hospiz- dienst Dresden. Für seine Verdienste um das Dresdner Musikleben wurde er mit dem Förderpreis der Landeshauptstadt ausgezeichnet. 2008 wurde ihm die Sächsische Verfassungsmedaille verliehen. Als Gründungsintendant leitet er seit 2010 das Musikfest Erzgebirge. Im Juni 2013 übernimmt Hans-Christoph Rademann die Leitung der Bachakademie Stuttgart. Geplant ist außerdem eine Gesamtaufnahme der Werke von Heinrich Schütz, die bis 2017 abgeschlossen sein wird. Die Künstler elizabeth watts Sopran Elizabeth Watts studierte Gesang am Royal College of Music in London. Zahlreiche Wettbewerbspreise, darunter der Young Artist MIDEM Classical Award und der renommierte Kathleen Ferrier Award, legten den Grundstein für eine bemerkenswerte Karriere, die sie binnen kurzem zu einer der gefragtesten Künstlerinnen ihres Fachs machte. So gastiert die vielseitige Sopranistin nicht nur regelmäßig am Royal Opera House Covent Garden, der Welsh National Opera oder beim Glyndebourne Festival, sondern hat sich auch auf den bedeutendsten Konzertpodien der Welt einen Namen gemacht – an der Seite erstrangiger Orchester und Dirigenten wie Michael Tilson Thomas, Vladimir Ashkenazy, Colin Davis, Masaaki Suzuki, Andrew Manze oder Yannick Nezét-Séguin. Nach ihrem Aufsehen erregenden CD-Debüt mit Schubert-Liedern für Sony ist Elizabeth Watts seit 2011 Exklusivkünstlerin bei harmonia mundi france. wiebke lehmkuhl Alt Wiebke Lehmkuhl stammt aus Oldenburg und studierte an der Musikhochschule in Hamburg. Bald avancierte sie zur international gefragten Konzert- und Oratoriensängerin mit Auftritten beim Schleswig-Holstein Musikfestival, in der Berliner Philharmonie, im Wiener Musikverein, der Tonhalle Zürich, bei den Salzburger Festspielen oder dem Festival La Folle Journée in Nantes, wo sie mit Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt, René Jacobs, Marc Minkowski, Frans Brüggen, Riccardo Chailly, Thomas Hengelbrock oder Franz Welser-Möst zusammenarbeitet. Seit 2008 gehört die junge Altistin dem Ensemble des Opernhauses Zürich an, wo sie unter anderem in Händels Agrippina mit Minkowski am Pult sowie in Wagners Meistersingern und dem Ring des Nibelungen in der Inszenierung von Robert Wilson zu erleben war. Im Mai 2010 debütierte sie an der Opéra Bastille in Paris, die sie in naher Zukunft erneut verpflichten wird. lothar odinius Tenor Lothar Odinius studierte Gesang in Berlin und besuchte Meisterkurse unter anderem bei Dietrich Fischer-Dieskau. Erste Bühnenengagements führten ihn nach Glyndebourne, Mannheim und Schwetzingen, gefolgt von Auftritten in Salzburg, Wiesbaden, Kopenhagen, Zürich und Köln. Besondere Aufmerksamkeit widmet der lyrische Tenor dem Konzert- und Liedgesang. Mit Gastspielen in vielen bedeutenden Musikmetropolen Europas und Amerikas, wo er mit prominenten Dirigenten wie Thomas Hengelbrock, Philippe Herreweghe, Nikolaus Harnoncourt, Franz Welser-Möst und Neville Marriner zusammenarbeitet, hat er sich international einen Namen gemacht. Unlängst war Lothar Odinius bei der Canadian Opera Company, an der Opéra National de Paris und am Royal Opera House Covent Garden in London zu erleben. Im Sommer 2011 debütierte er bei den Bayreuther Festspielen als Walther von der Vogelweide im Tannhäuser. 18 | 19 markus eiche Bass Markus Eiche studierte Gesang an den Musikhochschulen in Karlsruhe und Stuttgart. Von 2007 bis 2010 war er Mitglied des Ensembles der Wiener Staatsoper. Gastspiele führten ihn unter anderem an die Mailänder Scala, die Nederlandse Opera Amsterdam, die Semperoper Dresden, die Deutsche Staatsoper Berlin sowie zu den Festspielen von Bayreuth und Salzburg. Künftig wird er erneut an der Wiener Staatsoper sowie den führenden Häusern in München, Helsinki oder Tokio zu erleben sein, vor allem aber am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, wo er seit mehreren Jahren schon viele große Partien singt. Markus Eiches sängerische Vielseitigkeit spiegelt sich aber auch in einem umfangreichen Konzertrepertoire, das ihn mit zahlreichen namhaften Dirigenten zusammen führte, mit Helmuth Rilling, Kent Nagano, Ingo Metzmacher oder Ivan Fischer ebenso wie mit Christoph von Dohnànyi, Riccardo Muti oder Seiji Ozawa. Die Künstler akademie Für alte musik berlin Im Jahr 2012 feiert die Akademie für Alte Musik Berlin ihr 30-jähriges Bestehen. 1982 in Berlin gegründet, gehört das Ensemble heute zur Weltspitze der Kammerorchester und kann auf eine beispiellose Erfolgsgeschichte verweisen. Seine internationale Bedeutung zeigt sich in der Vielzahl seiner Gastspiele im In- und Ausland, mit Auftritten in allen musikalischen Zentren Europas, Asiens, Nord- und Südamerikas. Seit 1984 gestaltet das Ensemble eine eigene Abonnementreihe im Konzerthaus Berlin, ist seit 1994 regelmäßiger Gast an der Berliner Staatsoper Unter den Linden und seit dieser Spielzeit ebenfalls mit eigener Konzertreihe auch im Münchner Prinzregententheater. Unter der Leitung seiner Konzertmeister Midori Seiler, Stephan Mai, Bernhard Forck und Georg Kallweit sowie ausgewählter Dirigenten präsentiert es sich mit rund hundert Auftritten pro Jahr seinem Publikum. Mit René Jacobs verbindet das Ensemble seit fast 25 Jahren eine besonders enge künstlerische Partnerschaft, aus der zahlreiche gefeierte Opern- und Oratorienproduktionen hervorgegangen sind. Zuletzt erhielt die Einspielung von Mozarts Zauberflöte, hochgelobt von der deutschen und internationalen Presse, den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Erfolgreiche künstlerische Verbindungen bestehen außerdem mit namhaften Dirigenten wie Marcus Creed, Peter Dijkstra, Daniel Reuss und Hans-Christoph Rademann sowie den Solisten Andreas Scholl, Sandrine Piau oder Bejun Mehta. Hervorzuheben ist die kongeniale Kooperation mit dem RIAS Kammerchor, von deren Qualität zahlreiche preisgekrönte Aufnahmen zeugen. Gemeinsam mit der Tanzcompagnie Sasha Waltz & Guests entstanden Erfolgsproduktionen wie Purcells Dido and Aeneas und Dusapins Medea. Insbesondere mit der Aufsehen erregenden Inszenierung 4 Elemente – 4 Jahreszeiten festigte die Akademie für Alte Musik Berlin ihren Ruf als kreatives und innovatives Ensemble. Weit über eine Million verkaufte Tonträger sind Ausdruck des internationalen Erfolgs. Die seit 1994 exklusiv für harmonia mundi france produzierten Aufnahmen wurden mit allen bedeutenden Schallplattenpreisen ausgezeichnet: dem Grammy Award, dem Diapason d’Or, dem Cannes Classical Award, dem MIDEM Classical Award, dem Edison Award sowie dem Gramophone Award. 2009 wurde der DVD mit Purcells Dido and Aeneas der Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik zuerkannt. Die kürzlich erschienene CD Friedrich der Große – Music from the Berlin Court erhielt erneut den Diapason d’Or. Abendbesetzung Violine i Georg Kallweit Kerstin Erben Thomas Graewe Barbara Halfter Verena Sommer Violine ii Dörte Wetzel Erik Dorset Albrecht Kühner Rahel Mai Gabriele Steinfeld Viola Clemens-Maria Nuszbaumer Annette Geiger Anja-Regine Graewel Violoncello Jan Freiheit Barbara Kernig kontrabass Walter Rumer Mirjam Wittulski Flöte Georges Barthel Andrea Theinert oboe Xenia Löffler Michael Bosch Martin Jelev Marie Becker Fagott Christian Beuse Karin Gemeinhardt horn Erwin Wieringa Miroslav Rovenský tromPete Ute Hartwich Fruszina Hara Sebastian Kuhn Sebastian Kroll Stephan Maier Michael Dallmann Pauke Heiner Herzog Martin Piechotta orgel & cembalo Raphael Alpermann Christine Kessler Die Künstler rias kammerchor Das künstlerische Profil des RIAS Kammerchores ist in seinem Facettenreichtum unverwechselbar und begeistert weltweit. Als Pionier historischer Aufführungspraxis und Anwalt der Moderne schafft das Ensemble ein Spannungsfeld, in dem auch die Werke des klassischen und romantischen Repertoires intensive Klangrede und ungeahnte Tiefenschärfe erlangen. Unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann, Chefdirigent seit 2007, hat der Chor vor allem hinsichtlich seiner stilistischen Ausdrucksmöglichkeiten entscheidend hinzu gewonnen. Bereits bei Karl Ristenpart hatte sich eine klare Abkehr vom gängigen Monumentalstil in der Bach-Interpretation zugunsten kammermusikalischer Transparenz abgezeichnet. Herbert Froitzheim und Günther Arndt waren ihm hierin gefolgt. Als Uwe Gronostay 1972 die Chefposition übernahm, formte er den Klang weiter nach diesem Ideal um, gestaltete ihn ebenso homogen wie flexibel in der Tongebung und brachte Erkenntnisse historischer Aufführungspraxis in die Arbeit ein, auf die Marcus Creed ab 1987 systematisch aufbauen konnte. Er schärfte das Chorprofil weiter, gewann Spezialensembles wie Concerto Köln, das Freiburger Barockorchester, die Akademie für Alte Musik Berlin oder das Orchestre des Champs-Élysées als ständige Partner und konnte den RIAS Kammerchor exklusiv mit dem Label harmonia mundi france verbinden. Mit Marcus Creed und Daniel Reuss, der als Chefdirigent ab 2003 die Bindungen zu Kooperationspartnern im In- und Ausland intensivierte, rückte aber zugleich auch die Moderne stärker noch als bisher in den Fokus der Arbeit. Zahlreiche Werke Neuer Musik verdanken dem RIAS Kammerchor nicht nur ihre Ur- und Erstaufführung, sondern auch ihre Verankerung im Repertoire sowie maßgebliche Einspielungen. Gerade dieses Engagement, dem die Gegenwartskunst über Jahrzehnte hinweg wichtige Impulse verdankt, zieht sich wie ein Leitfaden durch die Geschichte eines Vokalensembles, das seit seiner Gründung vom Rundfunk im amerikanischen Sektor Berlins (RIAS) am 15. Oktober 1948 zu den prägenden Institutionen des deutschen wie internationalen Musiklebens zählt. Im Dezember 2010 wählte die britische Zeitschrift Gramophone den RIAS Kammerchor unter die zehn besten Chöre der Welt, und die Juroren vom Preis der Deutschen Schallplattenkritik zeichneten das Ensemble mit dem Jahrespreis Nachtigall 2012 aus. Der RIAS Kammerchor ist ein Ensemble der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH (roc berlin). Gesellschafter sind Deutschlandradio, die Bundesrepublik Deutschland, das Land Berlin und der Rundfunk Berlin-Brandenburg. 22 | 23 Abendbesetzung soPran Friederike Büttner Iris-Anna Deckert Claudia Ehmann Katharina Hohlfeld Mi-Young Kim Anette Lösch Sabine Nürmberger Anja Petersen Stephanie Petitlaurent Christina Roterberg Viola Wiemker alt Ulrike Bartsch Andrea Effmert Waltraud Heinrich Barbara Höfling Anja Schumacher Ursula Thurmair Claudia Türpe Marie-Luise Wilke tenor Volker Arndt Joachim Buhrmann Wolfgang Ebling Jörg Genslein Stuart Kinsella Christian Mücke Volker Nietzke Kai Roterberg bass Janusz Gregorowicz Werner Matusch Paul Mayr Rudolf Preckwinkel Andrew Redmond Johannes Schendel Klaus Thiem Jonathan dela Paz Zaens 24 | 25 eine kritische instanz ist heute nötiger denn je Kritiker und Künstler sind keine natürlichen Feinde, auch wenn das oft und gern karikaturenhalber behauptet wird. Es gab sogar Zeiten, da spielten sie, wie Hanslick und Brahms, freundschaftlich vierhändig miteinander Klavier. Kein Anlass, anzunehmen, dass es damit heute ganz vorbei sei, obwohl die guten alten Zeiten in Wahrheit sicher nie so gut waren, wie ihnen immer nachgesagt wird. Damals wie heute ist es wichtig, dass all diejenigen, denen Musik eine Herzensangelegenheit ist und die ihre Sachwalter sein wollen, an einem Strang ziehen und für die Musik streiten: miteinander, gegeneinander, kritisch, selbstkritisch. Vieles von diesem Diskurs sucht in Zeiten des Internets nach neuen Formen. Im Fall der Musikkritik hat heute das allfällige Geschäft der Public Relations (Homestories, Interviews, Porträts) die traditionelle Auseinandersetzung mit den Werken und ihrer Interpretation (die klassische Rezension) in vielen Zeitungen, Zeitschriften und Radioshows schon an den Rand gedrängt: Werbung ersetzt die Kritik. Eine kritische Instanz wie die vierteljährlichen Bestenlisten, die der Preis der deutschen Schallplattenkritik (PdSK e. V.) seit nunmehr über dreißig Jahren veröffentlicht, scheint heute nötiger denn je. 1963 hatte sich eine Handvoll Musikkritiker zusammengetan, um diesen Preis zu gründen, mit dem Ziel, eine Qualitätskontrolle zu installieren, klare Empfehlungen zu geben und so die Interpretationskunst zu fördern. Dieser Preis der deutschen Schallplattenkritik feiert nun, im Jahr 2013, fünfzigsten Geburtstag. Die Jury setzt sich heute zusammen aus 145 Musikkritikern, die aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kommen. Sie alle arbeiten ehrenamtlich. Aufgeteilt in 29 Fachjurys küren sie außerdem in jedem Herbst Jahres- und Ehrenpreisträger. Und sie verleihen seit 2010 einmal jährlich die Nachtigall – eine Trophäe, die der Künstler Daniel Richter eigens für diesen Kritikerverein gestaltet hat. Die vergoldete Skulptur erinnert (typisch für Richter) an einen Comic-Vogel, sie hat aber (anders als andere Richter-Werke) ein eher zierliches Format. Die erste Nachtigall erhielt der Pianist Murray Perahia. Die zweite ging 2011 an die Kammerphilharmonie Bremen. Der RIAS Kammerchor ist das erste Vokalensemble, das mit diesem Preis geehrt wird. Eleonore Büning Erste Vorsitzende des PdSK e. V. www.schallplattenkritik.de Ehrenpreise vergibt der Preis der deutschen Schallplattenkritik an herausragende Persönlichkeiten, die sich als Interpreten, Künstler oder Produzenten um die Musikaufzeichnung auf Ton-und Bildtonträgern besonders verdient gemacht haben. laudatio auF den rias kammerchor In Zeiten, da Rundfunkintendanten immer wieder laut über Fusionen oder Amputationen ihrer Klangkörper nachdenken, kann die Devise für öffentlich-rechtliche Musiker nur lauten: Machen wir uns unentbehrlich! Genau dies gilt für den RIAS Kammerchor in Berlin nun schon seit über sechzig Jahren. Als ein echter Kammerchor ist er, fern der chorsymphonischen Expansion, für Artistik auf kleinem Raum zuständig, ein Vorzeige-Ensemble für Musik von Monteverdi bis Janá.cek, von Händel bis Rossini, von Bach bis Henze. Unter Chorleiter Hans Christoph Rademann hat er seine Individualität und Perfektion weiter schärfen und auch die Diskographie abermals erweitern können, die, höchst vielseitig, die herausragende Stellung des RIAS Kammerchores unter den Berufschören eindrucksvoll belegt. Wolfram Goertz für die Jury Verleihung der nachtigall Nachrichten Dienachtigall, Ehrenpreis der Deutschen Schallplattenkritik 24 | 25 eine kritische instanz ist heute nötiger denn je Kritiker und Künstler sind keine natürlichen Feinde, auch wenn das oft und gern karikaturenhalber behauptet wird. Es gab sogar Zeiten, da spielten sie, wie Hanslick und Brahms, freundschaftlich vierhändig miteinander Klavier. Kein Anlass, anzunehmen, dass es damit heute ganz vorbei sei, obwohl die guten alten Zeiten in Wahrheit sicher nie so gut waren, wie ihnen immer nachgesagt wird. Damals wie heute ist es wichtig, dass all diejenigen, denen Musik eine Herzensangelegenheit ist und die ihre Sachwalter sein wollen, an einem Strang ziehen und für die Musik streiten: miteinander, gegeneinander, kritisch, selbstkritisch. Vieles von diesem Diskurs sucht in Zeiten des Internets nach neuen Formen. Im Fall der Musikkritik hat heute das allfällige Geschäft der Public Relations (Homestories, Interviews, Porträts) die traditionelle Auseinandersetzung mit den Werken und ihrer Interpretation (die klassische Rezension) in vielen Zeitungen, Zeitschriften und Radioshows schon an den Rand gedrängt: Werbung ersetzt die Kritik. Eine kritische Instanz wie die vierteljährlichen Bestenlisten, die der Preis der deutschen Schallplattenkritik (PdSK e. V.) seit nunmehr über dreißig Jahren veröffentlicht, scheint heute nötiger denn je. 1963 hatte sich eine Handvoll Musikkritiker zusammengetan, um diesen Preis zu gründen, mit dem Ziel, eine Qualitätskontrolle zu installieren, klare Empfehlungen zu geben und so die Interpretationskunst zu fördern. Dieser Preis der deutschen Schallplattenkritik feiert nun, im Jahr 2013, fünfzigsten Geburtstag. Die Jury setzt sich heute zusammen aus 145 Musikkritikern, die aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kommen. Sie alle arbeiten ehrenamtlich. Aufgeteilt in 29 Fachjurys küren sie außerdem in jedem Herbst Jahres- und Ehrenpreisträger. Und sie verleihen seit 2010 einmal jährlich die Nachtigall – eine Trophäe, die der Künstler Daniel Richter eigens für diesen Kritikerverein gestaltet hat. Die vergoldete Skulptur erinnert (typisch für Richter) an einen Comic-Vogel, sie hat aber (anders als andere Richter-Werke) ein eher zierliches Format. Die erste Nachtigall erhielt der Pianist Murray Perahia. Die zweite ging 2011 an die Kammerphilharmonie Bremen. Der RIAS Kammerchor ist das erste Vokalensemble, das mit diesem Preis geehrt wird. Eleonore Büning Erste Vorsitzende des PdSK e. V. www.schallplattenkritik.de Ehrenpreise vergibt der Preis der deutschen Schallplattenkritik an herausragende Persönlichkeiten, die sich als Interpreten, Künstler oder Produzenten um die Musikaufzeichnung auf Ton-und Bildtonträgern besonders verdient gemacht haben. laudatio auF den rias kammerchor In Zeiten, da Rundfunkintendanten immer wieder laut über Fusionen oder Amputationen ihrer Klangkörper nachdenken, kann die Devise für öffentlich-rechtliche Musiker nur lauten: Machen wir uns unentbehrlich! Genau dies gilt für den RIAS Kammerchor in Berlin nun schon seit über sechzig Jahren. Als ein echter Kammerchor ist er, fern der chorsymphonischen Expansion, für Artistik auf kleinem Raum zuständig, ein Vorzeige-Ensemble für Musik von Monteverdi bis Janá.cek, von Händel bis Rossini, von Bach bis Henze. Unter Chorleiter Hans Christoph Rademann hat er seine Individualität und Perfektion weiter schärfen und auch die Diskographie abermals erweitern können, die, höchst vielseitig, die herausragende Stellung des RIAS Kammerchores unter den Berufschören eindrucksvoll belegt. Wolfram Goertz für die Jury Verleihung der nachtigall Nachrichten Dienachtigall, Ehrenpreis der Deutschen Schallplattenkritik Anzeige | Konzertankündigungen Wie wäre es mit einem Paar Berliner? Paar Berliner? Service-Direktverkauf 030 300 9 300 Man bekommt die Lautsprecher raus aus Berlin, aber nicht Berlin raus aus den Lautsprechern. Seit über 30 Jahren schlagen unsere Herzen im Beat von Berlin. Wir wissen nicht, wie Lautsprecher aus Kassel klingen. Aber wir wissen, dass Lautsprecher aus Berlin nach Berlin klingen müssen. Der Sound einer Stadt. Der Rhythmus der Menschen. Nicht die Stille des ländlichen Lebens prägt unsere Lautsprecher, sondern der Beat der Metropole. Unsere Kunden und wir sind der Meinung, das kann man hören und das zeichnet uns aus. Eine dieser Auszeichnungen heißt„Überragend“ und T 500 Mk2. www.teufel.de Experiments – 3. Forumkonzert Donnerstag | 7. Februar 2013 | 20 Uhr Britische Botschaft das Programm Verbindet die e-gitarre mit der musik der englischen renaissance Lars Kutschke E-Gitarre Ingolf Horenburg Bariton 4. Abonnementkonzert Freitag | 1. März.2013 | 20 Uhr Konzerthaus Berlin in Kooperation mit dem Konzerthaus Berlin dietrich buxtehude „Gott hilf mir“ BuxWV 34 „Herzlich lieb hab ich dich, o Herr“ BuxWV 41 johann heinrich schmelzer Lamento sopra la morte Ferdinand III. heinrich ignaz Franz biber „Die Kreuzigung“ aus den Rosenkranzsonaten Requiem f-Moll Hans-Christoph Rademann Dirigent Gerlinde Sämann Sopran Damien Guillon Altus Charles Daniels Tenor Stephan MacLeod Bass RIAS Kammerchor Akademie für Alte Musik Berlin 26 | 27 Sonderkonzert Dienstag | 19. März 2013 | 20 Uhr TRAFO-Kraftwerk Mitte Der Patenchor des RIAS Kammerchores, die Primaner des Georg-Friedrich-Händel- Gymnasiums in Friedrichshain, und der RIAS Kammerchor gestalten gemeinsam einen besonderen Konzertabend an einem ungewöhnlichen und spannenden Ort. Anzeige | Impressum Kultur ist überall.® Einfach gute Musik … ›Konzert‹ im Deutschlandradio Kultur Das pointierte Angebot für alle, die Abwechslung lieben. Altes und Brandneues: Sinfoniekonzerte, Klangexperimente, Kammerund Klavierkonzerte. Oder: Operetten und Oratorien. Immer mittwochs: Rock, Pop, Jazz, Folk live. Der Samstag ist Operntag: mit ausgewählten Produktionen von renommierten und innovativen Bühnen. täglich • 20:03 Konzert samstags • 19:05 6 Oper In Berlin auf UKW: 89,6 Konzert-Newsletter und weitere Informationen: deutschlandradio.de oder Hörerservice 0221.345-1831 imPressum Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin Charlottenstraße 56 | 10117 Berlin www.roc-berlin.de geschäFtsFührer Thomas Kipp gesellschaFter Deutschlandradio Bundesrepublik Deutschland Land Berlin Rundfunk Berlin-Brandenburg cheFdirigent Hans-Christoph Rademann chordirektor Bernhard Heß kommunikation | marketing Victoria Gieseking Telefon (030) 20 29 87 50 Telefax (030) 20 29 87 40 gieseking@rias-kammerchor.de Pressearbeit Victoria Gieseking Telefon (030) 20 29 87 50 Telefax (030) 20 29 87 40 presse@rias-kammerchor.de besucherserVice Telefon (030) 20 29 87 25 Telefax (030) 20 29 87 29 tickets@rias-kammerchor.de www.rias-kammerchor.de 28 | 29 redaktion Roman Hinke nachrichten Victoria Gieseking Fotos Matthias Heyde | Arne Bahlburg Marco Borggreve | Baisja Chanowski Rut Sigurdardóttir | Boris Streubel Archiv gestaltung PLEX Berlin satz Jech.print.design.agentur druck vierC print+mediafabrik GmbH & Co. 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