COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Länderreport / 3.2.2011 (1) Wie sich doch die Dinge gleichen - Die Rote Flora in Hamburg und das Tacheles in Berlin Autor: Knut Benzner Red.: C.Perez Anmoderation: 1888 als Tivoli-Theater erbaut, leichte Unterhaltung für Sommergäste. Dann erste umbenannt in Concerthaus Flora und schließlich in Flora- Theater. Konzerte und Operetten, Revuen und Varieté. Dann elf Jahre Kino, danach, bis 1987, das Warenhaus "1000 Töpfe", anschließend wurde ein Musical-Produzent auf das Haus aufmerksam, seit Ende 1989 besetzt. Die "Rote Flora", Schulterblatt 71, in der Schanze, wie die Hamburger den kleinen, überschaubaren Stadtteil Schanzenviertel nennen. Die "Rote Flora": Sicherheitsrisiko, rote Gefahr, Zentrum der Autonomen, subkulturelles Ambiente. Gegenüber der "Roten Flora" und um sie herum: schicke Bars, tolle Kneipen, gute Gaststätten, teure Boutiquen! Ob bis zum Sommer immer noch leichte Unterhaltung geboten wird... wir werden sehen. In Hamburg sind am 20. Februar Bürgerschaftswahlen, am 26.März läuft der Vertrag des Besitzers der "Roten Flora" mit dem Senat aus - und der erste Mai steht auch vor der Tür. Die "Rote Flora", ein kleiner Rückblick und eine Bestandsaufnahme von Knut Benzner: Beitrag: Friedrich Kurz - Frieder, wie der Schwabe sagt - Friedrich Kurz aus Nürtingen war ein bekannter Mann in Hamburg. Ein bekannter, ein geliebter und ein gehasster Mann, ein zäher, bisweilen rücksichtsloser Verhandlungspartner und darüber hinaus jemand, der ebenso großzügig wie geradezu cholerisch gegenüber seinen Untergebenen sein konnte. Derer hatte er viele. Eigentlich alle. Mit Friedrich Kurz... 0-Ton: Friedrich Kurz "Ich möchte dort ´ne Stätte schaffen, die eben auch dem Viertel gerecht wird, nicht, und das ich da irgend ´ne Möglichkeit finden muss, dies zu lösen." Mit Friedrich Kurz fing alles an. Friedrich Kurz war Musical-Produzent. 1986 hatte er "Cats" nach Hamburg gebracht, in ein Gebäude nicht unweit der Flora, in´s Operettenhaus am östlichen Kopf der Reeperbahn. Das Haus hatte Jahre leer gestanden, die Stadt war hoch erfreut über die Nutzung, ließ Kurz mietfrei gewähren und "Cats" lief wie blöde - 15 lange Jahre, die Tourismuszentrale der Stadt war noch erfreuter und Kurz sowieso. Aber "Cats" war Kurz nicht genug, Kurz wollte Hamburg zur Musical- Hauptstadt machen. Eines Tages kam Kurz auf die Flora, die war damals, 1988 noch nicht rot sondern irgendwie ocker-grau. Heute ist sie übrigens ocker-grau-gelb-weiß-abgebröckelt und bemalt. Wie auch immer, Kurz hatte die Flora entdeckt. In sie hinein sollte das fabelhafte "Phantom der Oper". Andere wollten das nicht. Noch einmal Friedrich Kurz: 0-Ton: Friedrich Kurz "Ich bin grundsätzlich gegen Gewalt, und wir sind ja jetzt in einem Stadium, wo eigentlich nur noch auf politischer Ebene diese Sache gelöst werden kann." Nichts wurde gelöst. Ein Bündnis entstand. Ein Bündnis aus Anwohnern, Gewerbetreibenden UND autonomen Gruppen. Vielfältige Proteste gegen konzeptlose Stadtteilentwicklung und ganz sicher fehlende Parkplätze, die Sorge, dass mit dem Musical die Mieten steigen würden, Schickimickisierung der Schanze - die gab es dann eh und zwar gratis -, Entfremdung zu der Umgebung usw. usf. Nicht ganz klar aus heutiger Sicht ist auszumachen, ob sich der Protest tatsächlich gegen das sich mit Sicherheit durch das Musical verändernden Viertels richtete - oder gegen die Person Kurz. Den Abriss eines großen Teiles des historischen Gebäudes im April 1988 konnte das Bündnis nicht verhindern, da Kurz nur den Eingangsbereich nutzen und dahinter und daneben neu bauen wollte. Juni 1988: Anschläge gegen die Baustelle; September 1988: Aufgabe des Musicalvorhabens trotz täglicher Polizeiüberwachung; August 1989: Die Stadt bietet den Initiativen überraschend einen Nutzungsvertrag an; September 1989: Die "Rote Flora" wird offiziell eröffnet und am ersten November für besetzt erklärt! Atmo: Flora 1990/91: Hinter dem Restgebäude - dem ehemaligen Bauplatzt - richten die Nutzer der "Roten Flora" einen Park an. Die Stadt hatte dort so genannten sozialen Wohnungsbau vorgesehen, im Juli 1991 wird der Park geräumt, mehr als eintausend Polizisten kommen zum Einsatz. Nach einem großen Brand 1995 Instandsetzung durch Eigenarbeit, und dann der Herbst 2000: Der Senat aus SPD und Grün-Alternativer Liste wollte noch einmal mit den Floristen verhandeln - der Anlass war die bevorstehende Bürgerschaftswahl 2001, die Opposition, insbesondere die CDU wollte die "Rote Flora" wieder einmal zum Wahlkampfthema machen. Und was geschah? Nach den gescheiterten Verhandlungen verkaufte der Senat das Gebäude völlig überraschend an den Immobilienmakler Klausmartin Kretschmer - für 370.000 D-Mark, ein Schnäppchen quasi, allerdings an die Auflage gebunden, 10 Jahre lang am Status der "Roten Flora" nichts ändern zu sollen. 10 Jahre lang. Die sind am 26.03. 2011 vorbei. Kretschmer, er gibt keine Interviews mehr, weil genug geredet worden sei, hat prinzipiell die Möglichkeit, das Gebäude zu veräußern. Andy Grote: 0-Ton: Andy Grote "In meiner Partei gibt´s ganz viele unterschiedliche Meinungen zur Flora, es gibt keine Beschlusslage oder ähnliches..." Andy Grote, 42, ist Stadtentwicklungspolitischer Sprecher der SPD- Bürgerschaftsfraktion... 0-Ton: Andy Grote "...aber ich glaub´, zwei Dinge sind sicher Konsenz: Das eine, dass die Flora eine bestimmte Art von Ort ist, von subkulturellem Ort, den man auch braucht in einer Stadt, gerade wenn sich viele Dinge abschleifen, glatter werden, schicker werden, gerade in der Schanze, da braucht man auch Gegenorte, wo Ecken sind, wo Kanten sind, wo etwas sich nicht einfügt, das braucht eine Stadt, das ist das eine. Das andere ist, dass das natürlich nicht legitimiert, alle Dinge, die mit Gewalt, mit Straftaten und ähnlichem zu tun haben." Gewalt, Straftaten und ähnlichem. Immer wieder war es in der Schanze, aus der Flora heraus oder mit der Flora verbunden, zu Gewalt, Straftaten und ähnlichem gekommen. Manchmal ganz spontan nach einem Heimspiel des ortsansässigen Stadtteilclubs FC St.Pauli, manchmal ganz bewusst gegen den ehemaligen Innensenator der Partei der Rechtsstaatlichen Offensive, Ronald Schill, der seit September 2001 mit CDU und FDP die Hansestadt in einer, wie sie es nannten, Bürgerkoalition regierte. Atmo: Flora Schill wollte die "Rote Flora" räumen und abreißen lassen. Schill sowie seine Partei existieren politisch nicht mehr. Die anderen Parteien: Die regierende CDU war froh, sich nicht um die "Rote Flora" kümmern zu müssen, sie hat ja - noch - einen privaten Besitzer. Die GAL? Die grün-alternativen? Andy Grote: 0-Ton: Andy Grote "Die Distanz zwischen der Szene, die in der Flora repräsentiert ist und dem, was heute die GAL ausmacht, die ist doch spürbar groß und nimmt zu." Die Flora als Kulturzentrum: Kunstaktionen, Flohmärkte, politische Stadtteilarbeit mit den Themen Nationalismus, Immigration und Privatisierung des öffentlichen Raumes, Stadtteilfeste, durchaus mit der Möglichkeit eingeschlagener Scheiben nach Festende und anschließendem Kampf mit den Ordnungsapparat. Andy Grote noch einmal: 0-Ton: Andy Grote "Ich nehme wahr, dass die Flora und ihr Umfeld offenbar jetzt kurz vor Auslaufen der Bindefrist für den Investor doch verstärkt ein Bedürfnis empfindet, sich zu legitimieren und darzustellen, was alles an Stadtteilkultur und anderem getan wurde. Ich finde, dass die Flora an vielen Stellen ein stark nach Innen gekehrtes, binnenorientiertes Dasein geführt hat, aber ich nehme auch war, dass es auch aktuell Unterstützung eines breiteren Umfeldes ... gibt, und wenn die Flora insofern Teil einer lebendigen Szene ist, die auch Ausstrahlungswirkung hat, dann ist das ein Fortschritt." Wahlkampfthema - die nächsten Hamburger Bürgerschaftswahlen sind am 20.Februar - Wahlkampfthema ist die "Rote Flora" nicht. Welcher Senator der amtierenden CDU-GAL-Bürgerschaft zuständig ist, ist unklar. Der Senator für Kultur und Medien, wie das Ressort in Hamburg inzwischen heißt, sagt nichts, weil die Flora keine öffentlichen Gelder bekommt, der Finanzsenator wäre insofern involviert, da das Gebäude vielleicht verkauft wird, der Innensenator regelt die Einsätze der Polizei. Andy Grote war mal drin: 0-Ton: Andy Grote "Sie sieht von innen nicht viel anders aus als von außen." Wer gewinnt die Wahl? 0-Ton: Andy Grote "Die Hamburger Sozialdemokratie." Und was würde Grote in Sachen "Roten Flora" befürworten? 0-Ton: Andy Grote "Dass sich nichts ändert." Das "Phantom der Oper", dieses Musical, das Friedrich Kurz in die Flora setzen wollte, fand trotzdem statt. Kurz baute einfach ein neues Gebäude, um die Ecke, Stresemann-Ecke- Alsenstraße und nannte es keck "Neue Flora". Kurz hat Hamburgs längst den Rücken gekehrt und inzwischen Gott statt Geld gefunden - oder geht beides? Die Flora... alles gedeiht. Länderreport / 3.2.2011 (2) Wie sich doch die Dinge gleichen - Die Rote Flora in Hamburg und das Tacheles in Berlin Autorin: Katja Bigalke Red.: Claudia Perez Anmoderation Etliche Male hieß es nun schon, das Kunsthaus Tacheles in der Oranienburger Straße stünde kurz vor dem Aus. Nun scheint sich die Situation aber endgültig zuzuspitzen: Schon seit Ende 2008 haben die Künstler keinen Mietvertrag mehr, der Trägerverein Tacheles e.V hat Insolvenz angemeldet und die das Gelände zwangsverwaltende HSH Nordbank bemühte im letzten Jahr gleich mehrfach den Gerichtsvollzieher um das Haus räumen zu lassen. Zwar blieb das bislang ohne Erfolg, weil die Papiere auf Nicht Anwesende ausgestellt waren - und so die Künstler aus aller Welt immer noch in der Kaufhausruine ausharren. Nun wurde aber für den 4.4. die Zwangsversteigerung des Areals beschlossen. Was dieser Termin für Tacheles bedeutet? - Katja Bigalke hat die Details: Atmo Kunsthaus Autorin Ein ganz normaler Wochenendabend im Kunsthaus Tacheles: Unten im Café Zapata gibt es ein Konzert von irgendeiner Myspace Band. Im stets geöffneten Riesen-Atelier unterm Dach beschallt sich der weißrussische Resident-Künstler Alexandr Rodin mit lautstarker Klassik selbst. Eine Etage tiefer gibt es zwei Vernissagen: Auf der rechten Seite des mit Plakaten und Graffiti verzierten Flurs: Die Ausstellung "Körperbild" von Studierenden der Universität Weimar. Auf der linken Seite: die Videoinstallation "Madre et Figlie", eine sehr persönliche Mutter-und Tochter Studie, kuratiert von der Tacheles-Malerin Barbara Fragogna: Atmo kurz hoch O-Ton 3:50: Es ist sehr poetisch und süß - keine Mainstream Ausstellung. Es ist nicht so einfach diese Art Ausstellung zu sehen, das sieht man sonst nicht, weil das nicht zu verkaufen ist. Das ist das tolle auch am Tacheles, dass man so etwas hier zeigen kann. Autorin Barbara Fragogna lacht. Sie freut sich, dass auch an diesem Abend alles seinen ganz normalen Gang geht im Tacheles. Und das, obwohl die Künstler schon seit zwei Jahren keinen Mietvertrag mehr haben, der Trägerverein im letzten Jahr Insolvenz anmelden musste und die HSH Nordbank, die das Grundstück, auf dem das Tacheles steht, zwangsverwaltet, nichts lieber täte als das ganze Haus zu räumen - und zwar möglichst vor dem Versteigerungstermin am 4. April: O-Ton Wir fühlen uns motiviert, weil wir immer noch da sind. Es ist immer ein sehr starker Moment des Daseins weil solche Situationen dauern normalerweise nicht so lange, nun hält das aber schon seit 20 Monaten an. Das ist unser Haus! Die werden uns das nicht nehmen. Ich habe keine Angst, wir bekommen so viel Unterstützung! Atmo 467.9.10 - Szene mit Dr, Motte Autorin Einer der Unterstützer dreht im Haus an diesem Abend das Video für das neue Album seines Labels Praxxiz: Dr. Motte steht im Flur hält ein "I support Tacheles" Flyer in der Hand, lässt sich vor der Wand fotografieren, auf der schon hunderte von ähnlichen Unterstützerfotos kleben. Warum er sich für das Haus engagiert? Ton 467: 6.04. Das Tacheles ist Berlin, das ist wenn man so will der letzte Freiraum für jede Art von Kultur und Kunst in Mitte. 8.46 Das muss man erhalten weil ein Land ohne Freiräume geht unter 7:53. Ich hab selbst kurz nach der Wende - das war 1991 da hab ich hier am Samstag immer Platten aufgelegt und seitdem bin ich verbunden mit dem Tacheles weil das hier auch mein Tacheles ist. Autorin Diese Art Zuspruch ist für das Haus überlebensnotwendig, ist die Situation rechtlich doch weitgehend ausgefochten. Da gibt es auf der einen Seite einen alten, in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Investor - die Fundusgruppe des berüchtigten Immobilienentwicklers Anno Jagdfeld - und auf der anderen eine kreditgebende Bank, die mit der Zwangsversteigerung zu mindest einen Teil ihres Geldes zurückbekommen will, was normalerweise am besten geht, wenn die Immobilie leer ist. Zwar stehen auch den Künstler durchaus ein paar Tricks zur Verfügung die Räumung noch ein bisschen hinauszuzögern. Ist das Ziel aber ein langfristiges Bleiberecht, muss die Öffentlichkeit schon nachhelfen, sagt Linda Cerna, Sprecherin des Tacheles Vereins: O-Ton 462:038 Es ist schon davon auszugehen dass der große Druck der da aufgebaut worden ist, der weltweit eine Öffentlichkeit gebracht hat für das Haus durchaus seine Wirkung gezeigt hat. Man hat ja schon auf Räumung geklagt und das hat man tatsächlich nicht in die Tat umsetzen können. Autorin Bleibt die Frage, ob das so bleibt? Ist der Druck wirklich groß genug, dass sich niemand mehr mit einer Räumung die Hände schmutzig machen würde? Atmo "Tacheles muss bleiben Investor vertreiben ... Fundus nach Kunduz " Autorin Mit Spontilyrik und schrillen Kostümen gegen die Macht des Kapitals: Allein im letzten Jahr organisierte das Tacheles vier Demonstrationen gegen das drohende Aus des Künstlerhauses: 70.000 Unterschriften wurden dem Hamburger Senat übergeben - mit der Bitte, die dem Land unterstehenden HSH Nordbank zum Einlenken zu bewegen. Das Problem: Zwar war das mediale Interesse groß, kam auch viel Zuspruch aus dem Ausland. Eine kollektive Solidarisierung gegen die Räumung des Hauses blieb hierzulande aber aus. In der Berliner Kunstszene um Beispiel halten viele das Tacheles, 21 Jahren nach der Gründungsbesetzung längst für eine überholte Nostalgieveranstaltung ohne ernstzunehmenden künstlerischen Output wie etwa Friedrich Loock von der Galerie "Wohnmaschine" O-Ton In den ersten Monaten nach der Besetzung war das Tacheles ein Ort, an dem Kunst ohne Besitzanspruch produziert wurde und es war spannend zu sehen, wie sich das Haus jeden Tag veränderte. Diesen besonderen Moment kann man natürlich nicht konservieren bzw. institutionalisieren. Ich war sicherlich seit 10 Jahren nicht mehr im Tacheles. Autorin So hängt die Zukunft des Hauses, das mit seiner Alternativexotik jedes Jahr immerhin hunderttausende von Touristen anzieht, nun davon ab, was die Politik noch tun will für den Standort. Das Konzept der 62 noch verbliebenen Künstler sieht vor, das Kunsthaus vom Rest des Geländes abzuspalten und in eine öffentliche Stiftung zu überführen. Da das Grundstück aber als Ganzes versteigert wird, plädiert Martin Reiter für die Tachelesnotgemeinschaft nun an die Stadt, das 24.000 Quadratmeter große Grundstück zum Verkehrswert von 35. Millionen Euro erst einmal selbst zu kaufen: O-Ton 5.00 ich schreibe jetzt mal einen Brief an den Finanzsenator und wir versuchen ihm klar zu machen dass er die Pflicht hätte, das selbst zu kaufen. Berlin soll es selber kaufen und entwickeln und Geld verdienen für die Stadt. Autorin In Koalitionskreisen wird diese Möglichkeit angesichts leerer Kassen allerdings nicht ernsthaft diskutiert. Zwar hat sich der regierende Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit mehrfach auch aus Imagegründen gegen die Räumung des Tacheles ausgesprochen. Aber mehr tun als auf die Kooperationsbereitschaft eines potentiellen neuen Investors zu setzen könne man nicht, meint Torsten Wöhlert, Sprecher von Kulturstaatssekretär André Schmitz: O-Ton 4.40 Die Stadt hat an der Stelle ganz konkrete Interessen, die sich aus dem ergeben was in dem Haus jetzt drin ist und ich denke schon dass man da mit einem Investor, der sich das Gelände antut auch sprechen kann. Es gibt ja Beispiele in der Stadt, dass ein Invstor es durchaus mit seinem Geschäftinteresse verbindet, wenn er gewisse Teile seines Besitzes an Künstler vermietet, das ist ja auch in Investorenkreisen rum, dass Kunst auch etwas ist, was Leute anzieht. Autorin Da das Tacheles nicht nur unter Denkmalschutz stehe sondern im Grundbuch auch als Kunstort verzeichnet sei, müsse der neue Eigentümer es ohnehin für Kultur nutzen. Und an dieser Stelle sei die Stadt bereit eine aktive Rolle zu übernehmen, etwa die vorhanden Ateliers oder Bühnen zu fördern. Ob die zum Teil stark untereinander zerstrittenen Fraktionen, die derzeit das Haus bespielen, davon allerdings profitieren würden, steht auf einem anderen Blatt. Wöhlert verwendet gern den Begriff Neuanfang. Was so viel heißt wie: Wenn es gut läuft, dann gibt es einen sanften Übergang: aus dem jetzigen, wenig transparent organisiertem Selbstbedienungsladen mit Kunst im Angebot wird wieder ein förderungswürdiges Kunsthaus, das auch die Berliner inspiriert. Wenn es schlecht läuft, wird geräumt. Und auf den Trümmern des Tacheles entsteht ein neuer Ort der Kultur. Wobei Kultur immer ein dehnbarer Begriff sei, gibt Wöhlert zu: "Das kann im Prinzip alles sein. Alles außer Lofts und Lidl." 3