COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Nachspiel 12.7.2009 Schnitzeljagd mit GPS - Geocaching - die sportive Schatzsuche Autorin: Birgit Galle Take 1 - Atmo Leeres Haus, über Scherben, Treppe hoch. Darauf: Take 2 - O-Ton alligateuse Man wird durch Geocaches an Plätze geführt, die man ohne Geocaching vielleicht nicht entdeckt hätte. Sprecherin Wie in dieses Gebäude. Eine ehemalige Hochschule in Hamburg. Verlassen und allmählich verrottend. Ein Lost Place. Take 3 - O-Ton alligateuse Man wird vielleicht dazu verleitet, Dinge zu tun, die man ohne Geocaching nicht gemacht hätte - Sprecherin - zum Beispiel Fabrikruinen, alte Bunker und Bergwerkshöhlen zu erkunden oder, wie eben, unbeobachtet über einen Zaun zu springen und dabei die beiden Betreten- verboten-Schilder zu ignorieren. Alligateuse ist vorgesprungen und ksmichel hinterher. Alligateuse und ksmichel, das sind Decknamen. Und die sind üblich bei Geocachern. Geocacher suchen Schätze in allen möglichen caches, also Verstecken. Die Wegbeschreibungen stehen -chiffriert - im Internet. Besonders wichtig sind die Koordinaten. Die Hochschule liegt zum Beispiel auf 53 Grad 35.596 Minuten nördlicher Breite und 10 Grad 103.517 Minuten östlicher Länge. Geocaching ist eine moderne Schnitzeljagd, ein Spiel - aber nicht nur das. Take 4 - O-Ton alligateuse - man wird dazu verleitet durch Geocaching Dinge zu lernen oder sich anzueignen, irgendwelche Fähigkeiten, Kenntnisse, auch körperlicher oder sportlicher Art, die man ohne Geocaching villeicht gar nicht anstreben würde - Sprecherin - zum Beispiel klettern. Wie in Lübeck gerade locke und wolfrobert. Take 5 - Atmo Laufen, klappernde Karabiner, Auto fährt vorbei Darauf: Sprecherin Beladen mit Riesenrucksäcken, behangen mit Seilen und Karabinerhaken - schleppen die beiden Männer voller Vorfreude zwei komplette Kletterausrüstungen in den Wald, dazu ein Riesenkatapult: genauer: eine Zwille mit einem Zwei-Meter-Stiel. Take 6 - O-Ton wolfrobert - locke Ist ja auch ganz nett, dass der Sturm jetzt aufgehört hat. - Ja - ich mein, der hängt ja nicht so hoch, aber bei einem Sturm in 30 Meter Höhe in der Buche, da wird´s schon lustig - Wind!!!! Böe stark, flaut dann ab Sprecherin locke hat vor zwei Jahren angefangen, zu cachen - hatte schnell hundert Schätze zusammen, dann tausend, und dann die Erkenntnis: weniger ist vielleicht doch mehr. Er sucht jetzt nicht mehr so exzessiv, sondern hat sich auf Multicaches verlegt - also solche mit mehreren Stationen - oder eben auf Klettercaches. Er hat sich spezialisiert - so wie das Geocaching selbst sich im Laufe der letzten Jahre in verschiedene Richtungen entwickelt hat. Knobeln, Spielen, Spaß haben, Sport treiben. Je nach Geschmack. Das reicht vom Mysterycache bis hin zum Nachtcache mit Reflektoren oder zum Marathoncache. Auf´s Klettercachen ist der Lübcker wolfrobert durch einen Zufall gestoßen. Als er vor, besser gesagt unter einem Versteck stand. Und nicht ran kam. Es lag einfach zu hoch. Take 7 - O-Ton wolfrobert Es war ne Laterne und dann bin ich mal zu einem so genannten Prusig-Event nach Berlin gefahren - Reporterin: Prusig? - das ist ein Knoten, ein bestimmter Knoten, den wir ganz häufig verwenden, ein so genannter Klemmknoten, ja und dort wurden so die ersten Klettertechniken vermittelt, und da hat es mich gepackt, ab da hieß es eigentlich nur noch: rauf auf die Bäume, runter von den Brücken oder Türmen, und je mehr man sich denn spezialisiert, desto mehr Ausrüstungsgegenstände kommen natürlich dazu und ja - der Preis der ganzen Ausrüstung klettert dann doch recht schnell in die Höhe. Sprecherin Um die tausend Euro kostet das Equipment, das er heute dabei hat. Wolfrobert und locke haben sich von Profis im sicheren Klettern ausbilden lassen. Nun schauen sie beim Anmarsch auf ihre kleinen elektronischen Wegweiser, ihre GPS-Geräte. Kompakte, Handy-ähnliche Navigatoren, die über Satellitenortung zeigen, wie´s zum Ziel geht. Take 8 - O-Ton-Atmo wolfrobert - locke So, ich glaub, wir müssen uns mal links orientieren - ja - gehen wir rein hier - genau - so, dem GPS nach stehen wir fast drauf, drei Meter, so mal n bisschen nach oben gucken klappern, rascheln, Kirchturm kurz darein Sprecherin Sie scannen mit den Augen das Schattendach der Buchen. Sie wissen aus der Beschreibung im Internet, wonach sie suchen müssen: eine Dose, normaler Größe, an einem Seil, zwischen zwei Bäumen. - Aber wo? (Ende Take 8 .... "... Wald.") Ein GPS führt selten auf den Millimeter genau zum angepeilten Schatz. Es bleiben ein paar Meter Restunschärfe. Das GPS zeigt also nur die Nähe des Schatzes. Der befindet sich gewöhnlich in einer Dose, zusammen mit dem Finder-Logbuch. Die allererste Geocaching-Dose überhaupt war ein schwarzer Plaste-Eimer. Er enthielt neben dem Logbuch ein Computerprogramm, Videos, Bücher, Essen Geld und eine Steinschleuder. Er wurde am 3. Mai 2000 vergraben, von dem Amerikaner Dave Ulmer, zwei Tage nachdem der damalige US- Präsident, Bill Clinton, ankündigt hatte, GPS-Signale nicht mehr künstlich verrauschen zu lassen und damit auch Privatleuten zugänglich zu machen. Seitdem gibt es Geocaching, auch wenn es vor neun Jahren noch nicht so hieß und noch niemand an eine - kommerziell betriebene - Geocaching-Plattform im Internet dachte, oder daran, dass es allein in Deutschland einmal mehr als zehntausend Verstecke geben würde. (Evtl.: Take 9 setzt ein) Am Anfang, sagt alligateuse hatte Geocaching noch etwas Geheimes, einen subversiven Charakter. Sie fühlte sich irgendwie als Outsiderin. Take 9 - Atmo mit O-Ton Cachen im Institut ... Hier bitte n bisschen vorsichtig, weil hier Leute reingucken können .... Sprecherin Seit 2003 ist sie dabei und gehört in Deutschland zu den Frauen mit den meisten Funden, weit über 9000. Im Ranking steht alligateuse weit oben. Aber beides - Zahl der Funde und Ranking - bedeuten ihr kaum etwas. Weil es nichts über die Qualität des Suchens und Findens aussagt. Man kann, bei guter Planung, nämlich hundert leichte Caches an einem Tag abfischen. Powercachen heißt das. Leichte Verstecke sind einfacher zu finden und liegen in einer Umgebung, einem Terrain, das ohne große Mühe zu bewältigen ist. Die Schwierigkeitsgrade reichen von eins bis fünf. Eins ist am leichtesten, fünf am härtesten. 4,5 ist die Wertung für diesen Lost Place in Hamburg. Alligateuse und ksmichel bewegen sich vorsichtig durch das leere Haus, vorbei an alten Kalendern, Restmöbeln, einem toten, verdorrenden Marder - sie bewegen sich von Such- und Rätselstation zu Such- und Rätselstation. Ein Multicache. Take 10 - Atmo mit O-Ton Scherbe ... okay, gucken wir mal, hier sind überall noch die Namensschilder, ist ja cool, guck mal, .... hab ich (metallisches Klappern) auch was gefunden, guck mal, cool. Wow. - Sieht so aus... Müssen wir wahrscheinlich erst mal - er: den passenden Schrank dazu finden - knipsknipsknips - Nee, Licht geht auch nicht mehr, wäre ja auch ein Wunder... Sprecherin Leichte Taschenlampen haben sie dabei und UV-Licht, für einen Hinweis an der Wand, der nur so entziffert werden kann. Take 11 - O-Ton alligateuse Ich hab // früher immer sehr viel Sport getrieben, war so ne ganz Wilde, kann ich sagen, ich bin also Mountainbike gefahren und bin gelaufen und hab mich eigentlich körperlich immer ziemlich verausgabt und hab halt auch Badminton gespielt wie ne Blöde, aber ich hab dann n Sportunfall gehabt und und ich wurde leider im Krankenhaus später bei der OP verpfuscht, und das führte dazu, das ich meine Achillessehne verloren hab am linken Bein / und ich war hinterher auch nicht mehr Lage, Sport zu treiben, so wie ich es vorher gemacht habe. Sprecherin Die Alternative: Geocaching. Als Möglichkeit, sich körperlich zu spüren und zu verausgaben, zum Beispiel auf ellenlangen Wanderungen. Ihr extremster Lost Place bisher: eine Brauerei (voller Tupperdosen). Take 12 - O-Ton Alligateuse Das war sehr spannend, weil man sowohl irgendwo raufklettern musste also auch in irgendwelchen / Gängen rumkriechen musste, also das war schon enorm. Und das war im Grunde auch nur mit ner Teamleistung zu schaffen, weil einige Stellen hätte man allein, ich zumindest, hätte sie alleine nicht erreichen können, < ... > also da hat man zum Beispiel eine Leiter anstellen müssen und musste oben in so eine Schütte reinsteigen, die frei im Raum schwebte, sozusagen, dort war ein Hinweis versteckt, / und so dreckig und so kaputt war ich, glaub ich, noch nie nach einem Lost Place - das hat den ganzen Tag gedauert, aber hinterher vergisst man das alles, und wir waren glücklich und zufrieden und super- begeistert von der Kreativität und auch dem, was man alles so gesehen hat. Sprecherin Geocacher werden von anderen Geocachern an Orte geführt, an die sie sonst wohl nie gekommen wären. Geocaching aktiviert. Bringt Leute in Landschaften, zu Stellen und Sehenswürdigkeiten, die sie bis dahin nicht sahen. Begleitet von persönlich formulierten Geschichten, die in keinem Reiseführer stehen. Es gibt Verstecke für jeden Geschmack und jedes Interesse. Vor der Haustür und in den entferntesten Gefilden: auf unbewohnten Inseln, auf dem Mount Everest, mitten in der Antarktis. Ksmichel, der Lost-Place-Begleiter von alligateuse, gehört zu denen, die auch unter Wasser auf Schnitzeljagd gehen. Take 13 - O-Ton ksmichel Der Reiz besteht für mich darin, dass ich im Prinzip auf diese Art und Weise zwei Hobbys miteinander verbinden kann. Einerseits das Tauchen, was ich sehr gerne mache, auf der anderen Seite eben auch das Geocaching. Und es ist ja so, dass diese Geocaches, so genannte T5er Caches sind, das heißt, Caches, für die man ne ganz besondere Ausrüstung braucht, und man kann ziemlich sicher sein, dass T5er Caches eher ganz, ganz selten gefunden werden, und wenn man dann so einen T5er Cache dann auch gefunden hat, das macht dann auch ein bisschen stolz. Sprecherin ksmichel hat alles, was man zum Tauchen braucht. Sogar ein Unterwassergehäuse für sein GPS. Das lässt er einfach an die Oberfläche steigen, wenn er Satelliten-Signale einholen muss. - Und wenn er sich ins Logbuch einschreiben will? Take 14 - O-Ton ksmichel Unter Wasser befindet sich häufig ne Schreibtafel irgendwo, die man da unterzeichnen kann, mit nem Bleistift, den man natürlich mitnehmen muss, es hat nicht so ganz wenige Leute gegeben, die also n Cache nicht loggen konnten < im Internet >, weil sie zwar - leider, leider, leider - den Cache gefunden, aber nichts zu schreiben dabei hatten, und ansonsten gibt es auch die Möglichkeit, dass man unter Wasser noch mal einen allerletzten Hinweis bekommt, und die Dose oder Truhe oder was immer man auch sucht - das befindet sich eben doch noch an Land. Sprecherin ksmichel hat vor, in ein paar Monaten einen Schiffswrack-Cache in der Ostsee zu heben. Geocacher, die ein Versteck anlegen, pflegen es dann auch. Sie sind die Besitzer, die owner, und geben sich schon beim Ausdenken viel Mühe. Meistens jedenfalls. Denn die Szene ist mittlerweile explodiert. Immer mehr Leute sind mit den immer preiswerter gewordenen GPS-Geräten unterwegs. Das Beliebige hält Einzug, Kommunen benutzen die elektronische Schnitzeljagd als Marketing-Instrument für Touristen, und zum Inbegriff des eher lieblosen Caches wurde die hinter eine Autobahnleitplanke geklemmte Filmdose. ( Die guten Cacher lassen sich das nicht bieten. So hängt mittlerweile eine Filmdosenparodie an der Hamburger Autobahn: eimergroß, mit Sorgfalt, Witz und technischem Know-How installiert.) Es wird eng mancherorts - und auch die Geocacher-Regel Mindestabstand zwischen zwei Dosen160 Meter ist da manchmal schwer einzuhalten. Etwa in Berlin. Sagt der Geocacher mönk. Take 15 - O-Ton mönk Wir haben an den typischen Attraktionen, also Brandenburger Tor und so, da sind überall Geocaches, also es gibt einen Touristencache, da muss man mit diesem 100er Bus fahren, also einmal vom Alexanderplatz bis Bahnhof Zoo und wieder zurück, aber das dann eher n büschen extravaganter. Da sind so Sicherheitsleute: ach, Sie wollen zum Geocache, dort lang bitte, da müssen Sie da mal hinter dem Blitzableiter gucken, mittlerweile ist der n bisschen verlagert worden, der liegt nicht mehr direkt am Brandenburger Tor. Aber ursprünglich lag er direkt am Brandenburger Tor. Sprecherin Mönk hat etliche Caches in Berlin angelegt, einen sogar in Brandenburger-Tor-Nähe. Über 1000 Mal gefunden und sehr beliebt, wie die Einträge im Internet-Logbuch erzählen. Mönks Owner-Liste, also die Liste der von ihm angelegten Verstecke ist lang. Marzahn steht auch darauf. Unter anderem mit Erichs Kino. Noch so ein Lost Place. Take 16 - O-Ton mönk (durch-getimt) - haben wir hier gerade muggelfrei, ja, gut Atmo kurz/ Sprecherin Muggel, das sind - frei nach Harry Potter - alle Nicht-Geocacher. Weiter Take 16 - O-Ton mönk Atmo kurz mit Klappern Genau, die Gegend stimmt schon - Iih, da oben drin? Hmm! Da müsste man n bisschen hoch klettern. - Naja, mach ich mal. Geht das so? .... Sprecherin In einem Wandwinkel - eine Art Metall-Rohr. Dahinter muss man dann lang tasten. kurz hoch Take 16 - Atmo-O-Ton mönk Weit oben steckt es, ein Filmdöschen, ein sogenannter Mikrochache. Gehalten von einem Magneten. - Mönk ist sehr erfinderisch, als Owner. Als Sucher ist er am liebsten mit dem Motorrad unterwegs, einer gar nicht so kleinen Maschine, die er Cache-Moped nennt. Sie steht vor dem Marzahner Hochhaus. Und wartet auf die nächste schöne Ausfahrt. Mit neuen Strecken und Kurven. Denn - auch motorisiert - ist beim Geocaching der Weg wichtiger als das Ziel. Take 17 - O-Ton mönk Ich selber behaupte immer: Geocaching ist Breitensport. / Was nicht so zu Geocaching passt, ist so was wie Ligen, also irgendwie Art von Wettbewerben. Ich meine, es gibt ja so Geocaching Stadtmeisterschaften zum Beispiel, wo also Geocacher um die Wette Geocachen betreiben, aber so Breitensport in dem Sinne, dass es da jetzt ne Liga gibt und man dann sozusagen um die Wette geocacht und in verschiedene Etappen irgendwann zum deutschen Meister wird, also wie man das vom Fußball oder anderen Sportarten kennt, also das passt beim Geocaching irgendwie gar nicht. Sprecherin Im Lübecker Wald sind locke und wolfrobert noch dabei, vom feuchten Boden aus ihr Kletterseil über eine sichere, feste Astgabel in der Höhe zu werfen - in den Baum einzubauen, wie sie sagen. Erst haben sie es per Hand versucht, nun ist die Zwille dran. Locke schießt eine Schnur mit Gewichtssäckchen in die schwankende Krone einer Buche. Take 18 - O-Ton-Atmo locke gewaltiger Schnips mit der Zwille- Joah, das isser. Wunderbar. Das ist dann jetzt der Schuss gewesen, der genau richtig saß, bzw. das müssen wir uns mal genau ansehen, dafür haben wir auch ein Fernglas dabei, weil ich glaube, soo gut war´s doch nicht. Sprecherin Beide tragen einen Helm. Auf Wolfroberts: Autogramme seiner Kletterkumpel. Locke ist Mitte 30 - wolfrobert Ende 40. Take 19 - O-Ton wolfrobert Es ist für mich eben in erster Linie so ne sportliche Herausforderung, ich gehör nun nicht mehr zu den jüngsten Kletterern, vor einem Jahr hätt ich nicht gedacht, dass ich mal eben so in ne dreißig Meter hohe Buche klettere, und das ist schon n tolles Gefühl, wenn man das dann irgendwie nach zwei, drei Stunden geschafft hat, es ist joah auch dieses totale Abschalten, das Beherrschen von Klettertechniken, das Beherrschen des Materials und letztendlich hat das Ganze aber auch einen sozialen Aspekt. Man klettert meistens ja in Gesellschaft, oft kletter ich mit locke, oder eben auch mit anderen Kletterern, das macht einfach unheimlich Spaß und ist oft auch sehr lustig, aber es ist eigentlich auch immer ne sportliche Herausforderung und das steht für mich so schon im Vordergrund. Sprecherin Vor einigen Wochen haben die beiden zehn Baumkletter-Caches an einem Tag gemacht. Unter anderem eine 30-Meter-Tanne hinauf. Take 20 - O-Ton wolfrobert auf Wind Und als wir dann endlich oben saßen, da war eigentlich ein ähnlicher Wind wie heute, man hatte einen Ausblick kilometerweit und das war einfach ein Supergefühl, da oben zu sitzen - / da war es nicht nur das Sportliche, oh, ich hab´s geschafft, sondern boah, ich bin in der Natur, ich spür den Baum, wie er sich so im Wind hin und her wiegt, ich hab einen Wahnsinnsausblick, der Baum war schon toll. Sprecherin Endlich ist das Kletterseil in den einen Baum eingebaut, und das Hilfsseil in den anderen. locke - mit Sitzgurt um Hüften und Schenkel - hakt und hängt sich ein und hebelt sich elegant hoch. Die Schuhspitzen tippen dabei sachte an den Stamm. Take 21 - O-Ton wolfrobert Er klettert jetzt etwas höher, als die Dose hängt, um sich dann da gleich ganz bequem rüberziehen zu können und dann gut an die Dose ranzukommen. Ja, jetzt kann man schon sehen, er dreht sich schon im Statikseil, im Aufstiegseil, und zieht sich jetzt einfach an dem zweiten Baumkletterseil rüber, in die Mitte zwischen die beiden Bäume, genau dorthin, wo jetzt die Dose hängt. Lacht, ruft: . Ja, super, Klasse. Kurze Atmo So jetzt ist er an der Dose dran und das ging jetzt doch etwas leichter als erwartet. Kurze Atmo Bringst du das Buch mit runter?! Oh, man sieht, wieviel Meter, ohoho - lacht - das sind wohl einige Meter, die er jetzt oben gerade hin und her schwankt, das hat was von Bungee-Jumping oder - ja ist schon cool. Aber: ist alles absolut sicher. Atmo kurz Sprecherin locke bringt die Dose samt Logbüchlein mit runter. Take 22 - O-Ton locke Karabiner ab Schöner Cache, hat richtig Spaß gemacht. Vor allem bei dem Wind. Lacht schön. Der erste Cache von dem Owner hier, Track006, heißt "Dreißig Umdrehungen" pro Minute, und ich denke, man darf´s verraten, der ist an einem Kinderspielzeug-Karussell. Ich würde sagen, diesen sollte er jetzt umbenennen. Ja, wirklich schön. Sprecherin wolfrobert wird Buch und Dose wieder hochbringen, wenn sich die Männer mit Namen, Datum, Uhrzeit und Kommentar ins Logbuch eingetragen und einen Travelbug getauscht haben. Eine Metallmarke, die - wie auch die geocoins, die Geocaching- Münzen - auf diese Weise von Dose zu Dose reist. Take 23 - O-Ton wolfrobert Wieder zurück. Die Erde hat mich wieder. Ja, war cool. Atmet aus Es hat nicht so geschwankt wie bei Dir, ich habe noch gewartet, aber leider kam nichts, aber war cool. Karabinerhaken So, einmal schnell ausbauen. Huh-pff. Kreuzblende Sprecherin Agent 007 veranstaltet ein Event. Also ein annonciertes Treffen, zu dem sich Geocacher anmelden müssen - alles übers Internet. Take 24 - Atmo mit O-Ton Agent 007 Begrüßung Sprecherin Der Event-Ort ist dabei der erste Cache. Agent 007 hat dafür den Volksfestplatz in seinem Heimatdorf in der Niederlausitz ausgewählt. Und von da aus Caches-Routen angelegt. Weiter Take 24 Sprecherin Muggel, (also) Nicht-Cacher, sind zum Reinschnuppern ausdrücklich erwünscht. Friedelfindus macht mit bei dem Event und will gerne zeigen, wie das geht mit dem GPS und dem Suchen. Er ist ein Mann nahe 50, mit eher gemütlicher Figur. Take 25 - O-Ton Friedelfindus Sagen wir es so, es ist die einfachste Art, einen Mann vom Computer wegzukriegen und in die Natur. Und wenn ich so dran denke, früher habe ich gesagt, oah, 300 Meter, da müsste man eigentlich schon das Auto nehmen, und jetzt ist es eher so, da ist man unterwegs und sagt, oah, der nächste Cache ist zwei Kilometer, och, das können wir schnell noch mitmachen. Sprecherin friedelfindus besitzt ein GPS der Spitzenklasse, mit guter topographischer und guter Straßenkarte. Und in seiner Umhängtasche stecken Teleskopstab, Bleistift, Fummelhaken, Schraubenzieher, Magnet, Mückenspray, Schere, Hammer, Lampe, ein Stückchen Draht, ein Stückchen Schnur, alles, was man brauchen kann, wenn man einen Schatz heben will. - Friedelfindus öffnet die Klappe seines Kofferraums. Take 26 - O-Ton Friedelfindus Da sind dann auch die größeren Ausrüstungsgegenstände mal wühl, klapper mit drin: also irgendwie so n bisschen Strick und ein Greifer für Armverlängerung, wenn man irgendwo nicht ran kommt und ne zusammenfaltbare Leiter, die geht also auf vier Meter Länge auszufahren, passt aber ganz einfach ins Auto rein. Sprecherin Die Wanderschuhe lässt er im Auto, Turnschuhe reichen für Dorfstraße und Waldweg. Take 27 - O-Ton Friedelfindus gehen, schnaufen Also wir sehen schon auf der Karte, dass sich das alles hier so in einem Gebiet, fünf-sechshundert Meter abspielt, die ganzen Stationen sind hier zu finden, da kann man schon ungefähr schätzen, die Runde wird so zwei Kilometer lang. Also normales Tempo, normale Schwierigkeit. Es gibt Runden, die teilweise wirklich 15 Kilometer lang sind, wir selber haben auch schon n Paddelcache gemacht. 14 Kilometer paddeln. Da ist man schon den ganzen Tag gefordert. 14 Kilometer paddeln, Natur pur, immer zu empfehlen, wir suchen Haus Nummer 8. Da sollen Tiere vor der Haustür sitzen, lass uns mal gucken. Also wir hätten die Wahl zwischen Hunden, Löwen und Elefanten. schnauft also ich würde sagen, das sind eindeutig - hüstel, hüstel - ich verrat hier nichts, nein. Sprecherin Die Lösung ergibt eine Zahl - und alle Zahlen, die er zwischen Dorfgaststätte und Wasserhydrant, Ortseingangschild und Waldweg sammelt, komplettieren am Ende eine wichtige Koordinate. Take 28 - O-Ton friedelfindus So, gucken, wir haben noch 42 Meter und das Ding heißt Bushaltestelle, oach, welche Buslinie hält hier? So, nun mal gucken. Ich weiß es, ich weiß es. Man sieht eben auch, wenn wir das hier jetzt machen, kommt uns das manchmal n bisschen albern vor, oder so was, aber man kann´s eben wunderbar mit der Familie machen, mit Kindern - stellen Sie sich bloß mal vor, n Kind von sechs, sieben Jahren, was gerade die Zahlen gelernt hat, da kann man wirklich gucken, jetzt gucken wir mal welche Zahl hier ist - und das macht natürlich richtig Spaß. Sprecherin Das heißt aber nicht, dass friedelfindus sich nicht anstrengt: Sein längster Cache zählte 160 Kilometer. Take 29 - O-Ton friedelfindus piep Und es piepst und wenn es piepst, sagt es, aha. So, jetzt kommt Nummer fünf. Können wir rechts reingehen und dann wieder links. Sprecherin Nun biegt Friedelfindus in den Wald ein, hakt eine weitere Rätselstation ab und nähert sich dem zweiten Versteck des Tages. Take 30 - O-Ton friedelfindus So, jetzt heißt es, 19 Meter - piep - 14 Meter / auf dem Weg wird´s nicht sein, neun Meter - Reporterin: der Hochstand da? - der Hochstand wäre mir zu offensichtlich, weil da auch der Jäger rangeht oder irgendjemand, so, ich hab jetzt hier drei Meter, Richtung Weg. Atmo weiter - Darein: Sprecherin friedelfindus guckt sich in aller Ruhe um, mehr als 3000 Caches Erfahrung im Blick. Weiter Take 30 - O-Ton Friedelfindus Du hättest das nicht gesehen. Ich guck hierhin und sag, der Baum liegt so, warum liegt dieses Ding parallel, aber das ist Erfahrung, / so, und jetzt gucken wir mal nach wühl wir haben´s gefunden!, nach zwei Kilometer Weg. Sprecherin Er zieht die Dose unter einem Stamm hervor: Logbuch - Eintrag - Friedelfindus- Stempel - Schatz. Take 32 - O-Ton Friedelfindus Jetzt haben wir diese berühmten Tauschgegenstände, also hier ist zum Beispiel n Skatspiel drin, n Radiergummi, Bleianspitzer und n Würfel, wir können ja mal gucken, was ich in meiner Kiste hier mithab Atmo Kiste machen wir ne Wasserschlange mit rein, / so, denn lassen wir diss hier, dafür hol ich mir, ach heute gehen noch so viel, ich nehm mal nichts raus. Sprecherin Radiergummi, Würfel - ein richtiger Schatz ist das ja irgendwie nicht? Take 33 - O-Ton Friedelfindus Laut Natürlich ist das n Schatz! / Guck mal, wir sitzen hier draußen, die Sonne scheint, wir haben frische Luft, die Vögel singen, is dat kein Schatz? Sollen hier 20.000 Dollar drin liegen? Ich glaub nicht. Also mir ist es lieber so. Und was ein Schatz ist, ist, glaub ich, auch ne sehr subjektive Sache. Sprecherin Friedelfindus packt alles wieder zusammen, schiebt die Dose dahin zurück, wo sie vorher steckte, häufelt Laub davor. - Auf, zum nächsten Cache. (Atmo Kreuzblende ) Take 34 - Atmo mit O-Ton im Laub ... jetzt müssen wir geradeaus - wieviel Meter? - 160. Sprecherin Der Odenwald. In Hessen. Eine kleine Kinderschar läuft durchs Laub. Dazu ein paar Erwachsene. Sie haben heute das erste Mal von Geocaching gehört. Nun probieren sie es aus - mit Hannah Böhnisch von der Deutschen Wanderjugend. Take 35 - O-Ton Hannah Böhnisch beim Laufen Das ist ne ganz aktuelle Art des Wanderns. Also Wandern an sich, mit Rucksack und wir-laufen-einfach-irgend-ne-Strecke, das ist für Kinder und Jugendliche relativ langweilig, und Geocachen hat zum einen diesen technischen Aspekt, und die Generation Handy, die kann da natürlich super mit umgehen, und zum andern durch: diese Aufgaben unterwegs und die Rätsel, wird die Laufstrecke auch einfach noch n bisschen interessanter. Sprecherin Vor ein paar Tagen schon hat sie einen Multicache, einen mit mehreren Stationen, ausgelegt. Und ihn eben noch einmal gecheckt, Dose für Dose. Take 36 - O-Ton Hannah Böhnisch In diesem Cache verbirgt sich eine Sammelliste, das heißt, es ist so ein kleiner Arbeitsauftrag für die Kinder, Und mit den richtigen Lösungen bekommen sie auf ihrem Laufzettel quasi die Koordinaten für den nächsten Cache. Und diese Anzahl führt sie dann quasi zum nächsten Cache. Sprecherin Wie das Blatt zum Baum gehört Umsicht zum Geocachen, Take 37 - O-Ton Hannah Böhnisch man ist ja meistens draußen unterwegs im Wald, und eine Regel ist eigentlich, möglichst wenig querfeldein zu stapfen, also sich schon Wege zu halten oder Trampelpfade, um die Natur möglichst wenig zu stören und zu belasten, das ist ganz wichtig. So, hier haben wir schon den nächsten. N bisschen besser getarnt, auch wieder in einer Wurzel - Sprecherin - wo er dann auch gefunden wird von den Kindern. Er gibt den letzten Hinweis auf den Schatz. Take 38 - O-Ton-Atmo Kinder Laub (Junge: Ich hab´s ) Laub- wo war´s - da - Junge liest vor: Herzlichen Glückwunsch, nun seid ihr alle am Ziel, tragt euch alle ins Lo-og-buch ein und nehmt euch ein Andenken mit. Werrr möchte, kann auch etwas tauschen. - ... - kann man auch n Stift und n Spitzer mitnehmen? - für jede Hand was .... Gekrame, Genehme ... Sprecherin Auch im Lost Place in Hamburg nähern sich die Geocacher dem Ziel. alligateuse und ksmichel schieben einen Tisch beiseite, der auf dem Rücken liegt, finden darunter eine Kellerklappe, und darunter eine Stiege. Take 39 - O-Ton-Atmo ksmichel (Komplett 2´48) Klappe auf! - Schieben von Platte - Metallgriff - er: oh, ist das schwer ... Darein: Sprecherin Unten ein muffiger Raum. Nur halb so hoch wie die Schatzsucher. Ksmichel kraxelt unter zwei dicken Rohren durch und nimmt mit der Lampe einen roten Löschdecken- Behälter ins Visier. Zwei Zahlenschlösser hängen daran. Auch Alligateuse richtet ihr Licht auf die Schlösser. weiter Take 39 - O-Ton-Atmo ksmichel knirschen der Schuhe unten, Klappern Sprecherin Ksmichel klemmt die Lampe zwischen die Zähne. weiter Take 39 - O-Ton-Atmo ksmichel Klappe ab - tatatata! Sprecherin Kurze Zeit später schließen alligateuse und ksmichel die Klappe wieder und auch den Einstieg in den Lost Place. Sie springen über den Zaun zurück auf die Straße. Ohne von den Kleingärtnern gegenüber bemerkt zu werden. - ENDE - (Musik) Gema: X-Sports, Track 5: Comeback Kid/ Jef Knowler/ Chappel Recorded Musi Library/ LC 8904/ Länge: 0:40