Deutschlandradio Kultur Länderreport COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Die Kleine Sprachgeschichte. MundArt - Oder : Warum die da so anders sprechen - Meiner Kollegin Uschi Götz gewidmet Autor Claus-Stephan Rehfeld Red. Julius Stucke Sdg. 27.12.2012 - 13.07 Uhr Länge 19.04 Minuten WE : 18'57" Sprecher Jürgen Thormann (Aufnahme 17.12.) Zitate Nina West (Aufnahme 12.12.) Regie Claus-Stephan Rehfeld Technik Hermann Leppich MUSIK Bobo "Lieder von Liebe und Tod" Moderation 30 mal 20 Minuten ging es im Länderreport zweckdienlich um die Sprachgeschichte und Sprachgeschichten der Dialekte und Mundarten. 600 Minuten, also 10 Stunden kam unterschiedliches Mundwerk zu Wort, hatte Zeit und Muße, sich Gehör zu verschaffen, beim Hörer nachzuklingen. Viel Platz im Sprachenraum Deutschland ward also reserviert, viel Resonanz durch die Hörer zu registrieren. Jede Landschaft hat ihren Sprachmantel, jeder Dialekt seinen Sprachträger. Heute nun die letzte Sendung in der Reihe "Die Kleine Sprachgeschichte", und wie immer geht es um die schlichte Frage : Warum die da so anders sprechen. Wir bündeln das Thema unter dem Stichwort MundArt, klopfen also all die vielen Zungenschläge landauf, landab auf ihre gemeinsame Geschichte ab. -folgt Script Beitrag- Script Beitrag GERÄUSCH Treppenhaus, Schritte - Stimme rechts, Stimme links Tür zu / Straße mit Musik - Stimme rechts, stimme links SPR Guten Tag. E 01 Moin moin. (Platt) E 01 Guude. (Meenzerisch) ZIT Vorworte. Von Lautsprachen, Redarten, Mundarten und allerlei Landworten. E 01 Daach zesamme! Wie isset? (Kölsch) E 01 Tach ooch (Berlinisch) E 01 Ei gude, wie?! (Südhessisch) ZIT Wie der Zungenschlag des Volkes in die Stuben der Gelehrten kam und mit welcher Bezeichnung er sie wieder verließ. SPR Lange vor der Schrift war das gesprochene Wort. Lange vor der Anpassung war die Vielart der Zungenschläge. Im Mittelhochdeutschen nannte man sie lautsprachen. E 02 "Swâben ir wörter spaltent, die Franken ein teil si valtent, die Beier si zezerrent, die Düringe sie ûf sperrent, die Sahsen si bezuckent, die Rînliute (Rheinländer) si verdruckent, die Wetereiber (Wetterauer) si würgent, die Mîsner (Meißner) si wol schürgent ... 23" (zit. nach "Die deutsche Sprache", S. 312, VEB Bibliographisches Institut, Lzg, 1969) ZIT Hugo von Trimberg, um 1300. SPR Wann die Bezeichnung Lautart der der Redart wich, ist im Schatten der Sprachlandschaften verborgen. Aber wer und wann die Redart ablöste und die Mundart in die Landschaft setzte, dies wissen wir. ZIT Philipp von Zesen, 1640. SPR M-u-n-d-a-r-t. Ja, Mundart. Eine schöne Wortneuschöpfung, sie schaut auf vieler Leute Mundwerk. Nun, die wohl erste Anregung, all die Mundartworte zu sammeln und zu beschreiben, finden wir in einer Schrift mit dem wundersamen Titel "Unvorgreiffliche Gedancken betreffend die Ausübung und Verbesserung der Teutschen Sprache". ZIT Gottfried Wilhelm Leibnitz, um 1697. SPR Darin er die Anregung vorträgt, in ein künftiges Deutsches Wörterbuch auch "die Landworte des gemeinen Mannes" aufzunehmen, ja zu unterscheiden zwischen "Kunst- und Land- Worten". (zit. nach Leibnitz, "Unvorgreiffliche Gedancken ..." Nr. 32,33) (dazu auch : Grimm's Deutsches Wörterbuch, Bd. 12, Spalte 151/52) Und hier! Der Begriff "Sprachlandschaft". (Quelle : Württemberg 1929, 482 - 492) ZIT Karl Friedrich Haag, 1929. SPR "Die Sprachlandschaften Württembergs und ihre Entstehung." Der schwäbische Mundartforscher teilte Württemberg in Sprachlandschaften ein, und zwar "nach der Stärke der Lautgrenzenstränge, die das Land durchziehen, dabei Ausschau haltend nach altpolitischen Gebieten, an die sie sich anlehnen." Ach, und hier ... zu MUNDWERK haben wir auch noch einen Eintrag ausgekramt. ZIT Johann Christoph Adelung, 1798. SPR "Das Mundwêrk, des -es, plur. car. im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart, eine vorzügliche Gabe zu reden; Nieders. das Mundstück. Er hat Mundwerks genug, zehn Lügen in Einem Athem zu sagen." (Quelle : Adelung "Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart", Bd. 3, S. 315, Leipzig 1798 - laut Zeno-org) ZIT Oh! E 03 Nää, ne? (Kölsch) Oor neej! (Sächsisch) Do legst di nieder. (Bayrisch) Na kiek mal eener an. (Berlinisch) Jetzt ka i gar nemme. (Schwäbisch) Gugge mol a'! (Südhessisch) Leck misch am Ärmel! (Meenzerisch) SPR Hübsch, nicht wahr. 1 TRENNER Musik/Bobo Track 5 8" ZIT Kleiner Sprüchebeutel. Erster Teil. Oder : Der Klang macht das Wort. SPR "... jedes wort hat seine geschichte und lebt sein eigenes leben ..." (Quelle : J. Grimm : Deutsche Grammatik, Vorrede, 1818 - zit. nach : Grimm. Über das Deutsche, reclam, S. 142) ZIT Jacob Grimm, 1818. SPR "Man lernt ehe ein sprach in der Küchen als in der Schul." (Quelle : Wander "Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Spalte 736) ZIT Karl Friedrich Wander. Deutsches Sprichwörter-Lexikon. SPR "Er ist in Sprachen bewandert : Hochdeutsch, Plattdeutsch, Pommersch, Berlinisch." (Quelle : Wander "Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Spalte 736) ZIT Nochmals Wander. SPR "Allerdings ist die Lautverschiebung das sicherste Kennzeichen, woran sich hochdeutsche Sprache von niederdeutscher unterscheiden lässt. (...) Innerhalb dieser Einheit und Verschiedenheit hat sich die ganze Geschichte deutscher Sprache entfaltet." (Quelle : J.Grimm "Alte und neue deutsche Sprache" - zit. nach : Jakob Grimm "Über die deutsche Sprache", Insel-Bücherei Nr. 120, S. 20f) ZIT Jakob Grimm. Alte und neue deutsche Sprache. SPR "Die wahre Heimat ist eigentlich die Sprache. Sie bestimmt die Sehnsucht danach, und die Entfremdung vom Heimischen geht immer durch die Sprache am schnellsten und leichtesten, wenn auch am leisesten vor sich." (Quelle : Wilhelm von Humboldt "Briefe an eine Freundin", Hrg. Leitzmann, Lzg. 1909, Bd. 1, S. 322) ZIT Wilhelm von Humboldt. Briefe an eine Freundin. SPR " ... das ist die S p r a c h e. Ja, wenn ich meinte, die Landschaft einer Stadt, das sei ihre Architektur, so scheint mir nun fast, die Sprache sei es, die sie spricht, ihre Sprache als Stimmung, Stimmklang, Tonfall, D i a l e k t, als Heimatlaut, Musik der Heimat, und wer sie hörbar mache, der beschwöre auch den Geist der Landschaft, mit der sie so innig verbunden, deren akustische Erscheinungsform sie ist." (Quelle : Thomas Mann : Lübeck als geistige Lebensform", S. 37 / Otto Quitzow Verlag, Kom.-Ges., Lübeck, 1926 - zit. nach : Nachdruck 1993 Verlag der Buchhandlung Gustav Weiland Nachf., Lübeck) ZIT Thomas Mann. Lübeck als Heimat. SPR Ja, "beim Dialekt fängt die gesprochene Sprache erst an." (Quelle : Christian Morgenstern 1907 in "Stufen" - zit. nach : Morgenstern im Projekt gutenberg.spiegel.de 2 TRENNER Musik/Bobo Track 5 8" ZIT Kurzes Zwischenspiel. Oder : So gesagt ist anders gemeint. Schwäbisch versus Hochdeutsch. SPR Bein bis Oberschenkel heißt Fuaß E 04 umfasst den ganzen Rücken heißt Kreiz E 04 Hand, Unterarm, Ellbogen, Oberarm und Schultergelenk heißt Hand E 04 der ganze Korpus heißt Bauch E 04 Ein Schwabe ist in der Lage, einen Krampf an der Stelle zu verspüren, "wo der Fuß in den Bauch mündet." E 04 (Quelle : "mundwerk", Klett, S. 78) Noch mehr? Bitte : beim Ortswechsel sagt man gângâ E 05 gehen heißt laufâ E 05 laufen heißt springâ E 05 springen heißt hopfâ oder juggâ E 05 (Quelle : "mundwerk", Klett, S. 78) 3 TRENNER Musik/Bobo Track 5 16" ZIT Kleiner Sprüchebeutel. Zweiter Teil. Oder : Von den Vorzügen allerlei Mundarten SPR "MUNDART, f. art des Mundes, art zu sprechen; übersetzung des griech.-lat. dialectus (dialectos eine eigenschaft der sprach, oder eigene Weisz zu reden.), die im 17. jahrh. bereits gewöhnlich ist, und von der sprechart sowol eines einzelnen als eines standes oder einer landschaft gebraucht wird, und zwar in bezug auf den klang der worte : (...) ; in bezug auf wortschatz und wahl der worte : (...); ... die auf die in den einzelnen landschaften geltenden unterschiede der lebendigen volkssprache gegenüber einer allgemeinen, haupt- oder schriftsprache zielt (...); sie wird in engerem oder weiterem sinne genommen : (...)." (Quelle : Grimm DWB, Bd. 12, Spalte 2683/4) Anm. : in Grimm DWB kein Stichwort "Dialekt") ZIT Grimm. Wörterbuch der deutschen Sprache. SPR "Dennoch, wie keine Sprache in allen ihren Theilen gleichmäßige Vollkommenheit zeigen kann, so hat selbst die geringste Mundart einzelne Vorzüge, die ihr eigen geblieben, aufzuweisen." (Quelle : J.Grimm "Alte und neue deutsche Sprache" - zit. nach : Jakob Grimm "Über die deutsche Sprache", Insel-Bücherei Nr. 120, S. 8) SPR "Die Vermengung der nieder- und hochdeutschen Mundart, die seit dem vierzehnten bis zum sechzehnten Jahrhundert besonders (...) gewirkt zu haben scheint, führte unserer Schriftsprache zwar Wörter und Begriffe zu, schadete aber den Formen ..." (Quelle : J.Grimm "Alte und neue deutsche Sprache" - zit. nach : Jakob Grimm "Über die deutsche Sprache", Insel-Bücherei Nr. 120, S. 9) ZIT Jakob Grimm. Alte und neue deutsche Sprache. SPR "Zu Haus, unter den Seinen, redet der Mensch nachlässiger, aber behaglicher und vertrauter als gegenüber andern und Fremden oder selbst beim Niederschreiben seiner Gedanken. Das Verhältnis der Mundarten und Dialekte erscheint ebenso. Jede Mundart ist Volksmundart, heimlich und sicher, aber unbeholfen und unedel, dem bequemen Hauskleid, in welchem nicht ausgegangen wird, ähnlich." (Quelle : J.Grimm "Alte und neue deutsche Sprache" - zit. nach : Jakob Grimm "Über die deutsche Sprache", Insel-Bücherei Nr. 120, S. 10) SPR "Unsere heutigen Volksmundarten enthalten gewissermaßen mehr als die Schriftsprachen, d.h. in ihnen stecken auch noch genug Überreste alter Dialekte, die sich nicht zur Schriftsprache aufschwangen. Aus diesen Volksmundarten wäre für die Geschichte unsrer Sprache Erkleckliches zu gewinnen ..." (Quelle : J.Grimm "Alte und neue deutsche Sprache" - zit. nach : Jakob Grimm "Über die deutsche Sprache", Insel-Bücherei Nr. 120, S. 22) 4 TRENNER Musik/Bobo Track 5 18" E 06 "Jedem seinen See. Der See ist das Allgemeine. Auf dem Wasser gelten Hoheitsrechte. Am Wasser ist die Rechtslage unklarer als das Wasser selbst. Naturwissenschaftler sind weiter gekommen als Politiker. Wenn man an den See gekommen wäre im Jahre 8000 vor Christus, allein, vorausgeschickt von einem allmählich nach Süden drängenden Stamm, wenn man, der Schussen oder der Argen folgend, auf den See gestoßen wäre und hätte als erster hinausgesehen auf die blaugrüne schwankende Sache, die drüben von horizontbreiten Wald- und Wiesenbergen begrenzt wird, auf denen dann noch die Alpengipfel wie gewaltige Steinbüsten stehen, wenn auf einmal so überraschend viel sichtbar geworden wäre - Mörike wird das einmal so sagen: Fern, doch deutlich dem Aug' im Glanz durchsichtiger Lüfte, wenn auf einmal so überraschend viel sichtbar geworden wäre, dann wäre in dem einen Augenblick sicher eine Empfindung geboren worden, die jetzt, rund 10.000 Jahre später, Ergriffenheit genannt wird. Der bis zum Rand baumbestandene und fischvolle See hätte keinem gehört damals. Dann folgte aber sofort die Geschichte; wenn auch nicht mit Pfahlbauten, so doch mit Kelten, Römern und Germanen. Und schließlich werden es Nationen. Die teilen sich den allgemeinen See. Für alle Beteiligten bleibt der See Rand, Grenze. In der Zeit, in der Politik nötig wird, sind die Verkehrsverhältnisse der Natur noch nicht gewachsen. Der See trennt eher als er verbindet. Nur die Sprache reicht um ihn herum." 2'14" (Quelle : LR 23.03.12 : Walser + Bodensee / Sdg. von Rehfeld // Script S. 5) 5 TRENNER Musik/Bobo Track 7 7" ZIT Kleiner Sprüchebeutel. Dritter Teil. Oder : Von den Quellen des Hochdeutschen und der Schriftsprache SPR "Dialekte sind also große, Mundarten kleine Geschlechter." (Quelle : J. Grimm "Alte und neue deutsche Sprache" - zit. nach : Jakob Grimm "Über die deutsche Sprache", Insel-Bücherei Nr. 120, S. 10) ZIT Jakob Grimm. SPR "Jede Provinz liebt ihren Dialect: denn er ist doch eigentlich das Element, in welchem die Seele ihren Athem schöpft." (Quelle : "Die deutsche Sprache", S. 346, VEB Bibliographisches Institut, Lzg, 1969) ZIT Johann Wolfgang Goethe. 1811 SPR "Vielleicht könnte man ... zu bedenken geben, dass, wie es für eine Nation ein Hauptschritt zur Kultur ist, wenn sie fremde Werke in ihre Sprache übersetzt, es ebenso ein Schritt zur Kultur der einzelnen Provinz sein muß, wenn man ihr Werke derselben Nation in ihrem eigenen Dialekt zu lesen gibt ..." (Quelle : Goethe, "Schriften zur Literatur, Zweiter Teil, Gesamtausgabe Bd. 32 (dtv), München 1962, S. 12, 14, 17f )) ZIT Wieder : Goethe. SPR "Aus den Dialekten, mit denen sie Fühlung behalten hat, fließt der deutschen Schriftsprache ständig neues Leben zu." ZIT Albert Schweitzer. 1958 SPR "Ich war in der Absicht nach Deutschland gekommen, Philosophie zu treiben. Und da war ich am rechten Platze. Ich fand hervorragende Lehrer : Eduard Spranger, Wilhelm Oesterreich, Romano Guardini, Enno Littmann - den alten Theodor Haering, der behauptete, man könne Hegel nicht verstehen, wenn man nicht den schwäbischen Dialekt beherrsche ..." (Quelle : Michael Tournier in "Der Wind Paraklet" - zit. nach "Dichten im Dialekt", S. 11) ZIT Michael Tournier. 1977 SPR "Der Dialekt ist eben genau so wichtig wie die untergegangene Kindheit. Deren Untergegangenheit ist nicht zu bezweifeln. Unbezweifelbar ist aber auch ihre Nachwirkung. Und ihre mächtigste Wirkung tut sie, kommt mir vor, in ihrem treuesten Zeugen: im Dialekt." (Quelle : Martin Walser : Heimatkunde. Aufsätze und Reden", S. 57, Ffm, 1968) ZIT Martin Walser. Bemerkungen über unseren Dialekt. SPR "Der gemeine volksdialect steht auf seinem boden sicher und geschloßen, ist heimisch, zutraulich, stets natürlich, an einzelnem wohllaut und trifftigem ausdruck reich ..." (Quelle : J. Grimm - Vorrede (S. XIII) zum ersten Teil (der 2. Ausgabe) seiner "Deutschen Grammatik" in der Ausgabe von 1822) ZIT Jacob Grimm. Vorrede zur Deutschen Grammatik. SPR "Die Größere Kräftigkeit, der mehr umfassende Reichthum der Volkssprache, die Fülle ihrer Dialecte währen doch solang das ihnen inwohnende Leben währt, und sie über diesen Punkt hinaus erhalten zu wollen, wäre thöricht und unmöglich zugleich." (Quelle : W.v. Humboldt, "Ueber die Verschiedenheiten des menschlichen Sprachbaus") ZIT Wilhelm von Humboldt. Von der Sprache in Beziehung auf die Verschiedenheit der in der Nation vorhandenen Individualitäten. 6 TRENNER Musik/Bobo Track 8 12" ZIT Kleines Zwischenspiel dieser und jener, aber vor allem einer MundArt. Bayrische Konjugation. E 07 "Servus Franzl, was machst'n?" "Ramma duri." SPR ich räume E 07 "Sooo, ramma duast." SPR du räumst E 07 "Ja, Gustl, was machtn der Franzl da?" "Ramma duata ..." SPR er räumt E 07 " ... und i hilf eam. Ramma damma." SPR wir räumen E 07 "Aaaa, ramma datz mitannand." SPR ihr räumt E 07 "Hey Seppl, was doan denn der Franzl und der Gustl do?" "Ramma dans." (21") SPR sie räumen (Quelle : "mundwerk", Klett, S. 103) 7 TRENNER Musik/Bobo Track 10 17" ZIT Nachworte. Oder : Von den Nachklängen der Sprachmelodie. SPR "Das prognostikon, das man ... den volksdialekten gestellt hat, müssen wir als richtig anerkennen, die sind nämlich dem untergange geweiht, dem allmählichen aufgehen in der allgewaltigen schriftsprache." ZIT Philipp Wegener, 1880. SPR Dem Untergange geweiht - mag sein, mag sein. Doch die Redweise, der Tonfall, die Wort- und die Satzmelodie sowie anderes mehr, sie werden uns noch lange hörbar bleiben. "Daran, nicht an mundartlichen Überresten im Wortgebrauch, eher noch an solchen der Lautgestalt, erkennen wir zeitlebens den Ostpreußen, den Sachsen, den Rheinländer (... ), auch wenn sie grammatikalisch und syntaktisch völlig korrekt, schriftmäßig reden." (Quelle : Willy Hellpach : Deutsche Physiognomik, S. 56, 2. Aufl., de Gruyter, Berlin 1949) ZIT Willy Hellpach, 1949. SPR Beispiele gefällig? Bitte. Wir versuchen es : Wer zuerst mit dem linken Fuß aus dem Bett steigt. E 08 Wer mit'm linka Fuaß zaischte aus'm Bett steigt. (Schwäbisch) Wer mit'm linken Fuaß z'erscht aus'm Bette außisteigt. (Bayrisch) De toerst mit den linken Foot ut´t Bett stiggt. (Plattdeutsch) Wer zoeesch mit`m linken Foß ussem Bett stejsch. (Kölsch) Wär middn linken Been zeerschd aus'm Bedde steichd. (Sächsisch) SPR Ja, ja, schon wie einer das Mundwerk auftut, kann ihn von anderen Zungen unterscheiden. Es folgen das Wort, die Lautung, der Tonfall, ja Gestik und Mimik als Erkennungszeichen. E 09 (Bayrisch) Oachkatzlschwoaf (Eichhörnchenschweif) (Kölsch) Kanarievüjelcheszüngelcheszüppche (Süppchen aus dem Zünglein von Kanarienvögelchen) (Badisch) Was triebt die dört in sellem Wäldli? (Was treibt die dort in diesem Wäldchen?) (Sächsisch) Mutschegöbchn (Marienkäfer) (Meenzerisch) Utschebebbes (Südhessisch) Isch haach der aans uffs Aach, awwer uffs annere Aach haach isch der aach aans! (Ich hau' dir eins aufs Auge, aber aufs andere Auge haue ich dir auch eins.) (Plattdeutsch) Suup di to un freet di dick un hool dien Muul vun Politik. (Trink dich voll und freß dich dick und halt dein Maul von Politik) (Quelle teilweise: "mundwerk", Klett, S. 82/83) SPR Der Dialekt, die Mundart, die heimische Sprache - für den Schriftsteller Martin Walser bilden sie "eine Art Goldreserve". (Quelle : Walser, Heimatkunde, S. 57 / SV 269, 2. Aufl., Suhrkamp, Ffm1972) Welchen Wert sie für den Einzelnen und für Alle hat, dies entscheiden Sie daheim. Auf Wiedersehen. GERÄUSCH Treppenhaus, Schritte - Stimme rechts, Stimme links E 10 Bayrisch Pfiat di. Plattdeutsch Hol di fuchtig! (Beib gesund) Berlinisch Schön' Tach ooch! Sächsisch Adschej! Schwäbisch Ade! Meenzerisch Alleez dann: Adschee! Südhessisch Alla, gud! (Also, mach's gut!) Kölsch Maat et joot. SPR Ach ja, bevor Sie daheim es vergessen : "Man kann noch so viele Fremdsprachen beherrschen - wenn man sich beim Rasieren schneidet, gebraucht man die Muttersprache." (Quelle : "inlingua", internet 18.10.12) E 11 Schitt. (Plattdeutsch) REGIE Straßengeräusch mit Musik wieder frei & langsame Blende -ENDE Sendung- 1