COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Länderreport "Pfiat eich - die Biermösl Blosn hört auf" 12.12.2011 Länge: 19.43 Min. Autor: Michael Watzke Redaktion: Heidrun Wimmersberg ________________________________________________________________________ Ursula Rost schaut nervös auf die Uhr. Die letzten Gäste betreten gerade den evangelischen Gemeindesaal von Königsbrunn bei Augsburg. Sie huschen an einer schmucklosen Bühne vorbei, auf der eine Volks-Armee von Instrumenten steht: Hackbrett, Harfe, Tuba, Alphörner, sogar eine Drehleier wartet dort. Auf die Biermösl Blosn. Auf hochdeutsch: die Blaskapelle aus dem Beerenmoos wird hier gleich zu einer besonderen Vorstellung auftreten: 1 URSULA ROST "Einer sehr besonderen: weil es in der Region Schwaben der letzte Auftritt der Biermösl Blosn ist. Die ja im Januar ihren letzten Auftritt hat. Ich glaub, deshalb war auch der Andrang so groß. Wir hätten den Saal gleich zweimal füllen können." Ursula Rost ist die zweite Vorsitzende des Kulturvereins KLIK, eine Abkürzung für "Kultur lebt in Königsbrunn". Frau Rost ist ein Biermösl-Fan der ersten Stunde. Seit den 70er Jahren verfolgt sie den Werdegang der Well-Buam, wie man die drei oberbayrischen Nachbarn hier nennt. Und nun wollen die Burschen sich trennen? Frau Rost kann es nicht recht glauben: 2 URSULA ROST "Ich bin erschrocken. Es tut mir leid, weil mir die Konstellation immer gut gefallen hat. Ich verbinde sehr frühe Erinnerungen mit der Blosn. Die sind früher im "Musikalischen Unterholz" in München aufgetreten, wo ich als Student immer zugegen war. Und da sind die groß geworden, im "MUH" in der Hackenstraße. Seitdem kenn ich die Biermösl, und seitdem gehen wir regelmäßig zu ihren Auftritten." Fast vier Jahrzehnte bayerische Kultur-Geschichte - die Blosn hat nicht nur Ursula Rost und tausende Fans geprägt, sondern den ganzen Freistaat Bayern und seine atemberaubende Entwicklung. In der Kunst und der Politik. Fast ein wenig ehrfürchtig steigt Ursula Rost auf die Bühne. 3 URSULA ROST "Liebe Gäste, ich freue mich, dass sie so zahlreich gekommen sind, um die Kultband "Biermösl" bei uns zu hören und zu sehen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend." 4 GSTANZL BIERMÖSL BLOSN "Wer samma? Mia Bayern samma super! Mia samma superguat! Mia san die Champions von der ChampionsLeague, der Sieg liegt uns im Blut. Wir haben die aller- aller-ökologischste Energiepolitik, alles in E.ON-Hand! Den Atomausstieg ham mir durchg'setzt - gegen erbittertsten grünen Widerstand! Wir haben die blauesten Berge und die größten Stier, die allerweißesten Weißwürscht - und das allerbeste Bier! Wir ham die größten Schneekanonen und das schönste Abendrot. Die schönsten Fußballstadien und das liberalste Rauchverbot. Wer samma? Mia samma! Wer samma ? Stier samma! Wer samma? Hund samma!" Hans, Michael und Christoph Well springen hinter ihren Instrumenten hervor ... "Juchzer" ... und stampfen einen Schuhplattler auf die Bühne, den kein Mitglied eines oberbayerischen Trachtenvereins sauberer tanzen könnte. Obwohl die drei Brüder inzwischen auf die 60 zugehen. Wenn die Biermösl Blosn auf der Bühne umeinander springt, ist das weder Musikantenstadel-Kitsch noch billige Verballhornung bayerischer Traditionen. Die Well- Buam sind durch die ganze Welt gevolkstanzt, sagt der Münchner Konzertveranstalter Till Hoffmann, der die Biermösl Blosn zum ersten Mal 1993 in Passau veranstaltet hat. 5 TILL HOFFMANN "Dieses ,Schuhplattln in Umtata' zum Beispiel, da haben sie bayerische Volkstänze nach Afrika getragen. Die spielen da nicht mit einem Bayern-Klischee, sondern der Michael gibt wirklich Tanzkurse, im "Fraunhofer" ist das ab und zu, das ist echte Traditionspflege, die legen darauf sehr viel Wert und machen das ganz unaufgeregt. Deshalb nimmt man es ihnen ab. Das ist keine Lüftlmalerei-Idiotenbayern-Geschichte, sondern da gehört man gern dazu, damit möchte man sich identifizieren." Ohne den Einfluss der Biermösl Blosn läge die traditionelle bayerische Kultur heutzutage möglicherweise im Wach-Koma zwischen Bierzelt-Dunst und Fernseh-Schunkeln. Die drei Well-Brüder nahmen das Gstanzl-Singen, das Hackbrett-Spielen und das Volkstanzen ernst. Sie brachten überdurchschnittliche Fähigkeiten mit: die beiden jüngeren Brüder Michael und Christoph, genannt Stopherl, spielten in jungen Jahren als Solo-Künstler bei den Münchner Philharmonikern. Ihr musikalisches Gespür trennte volkstümliche von echter Volksmusik. Gleichzeitig schlugen die Brüder Brücken zu anderen Stilformen wie Jazz und Blues. Und das Schuhplattln, sagt Till Hoffmann mit einem leichten Augenzwinkern, sei die Urmutter von Ausdruckstanz und Sprechgesang: 6 TILL HOFFMANN "Das ist ein bayerischer Rap, kann man sagen. Aus dem ist Hiphop erst entstanden. [Lacht.] In der Tradition Kraudn Sepp, Roiderer Jackl, Biermösl Blosn. Der Roiderer Jackl war einer der ersten Gstanzl-Sänger in Bayern. Der hat sogar am Viktualienmarkt eine kleine Statue. Und der Kraudn Sepp aus dem Isarwinkel hat sehr früh schon Dinge besungen und Stanzl derbleckt und daherzogen." 7 KRAUDN SEPP - GSTANZL "Die Marie schreibt an Liebesbrief an ihren geliebten Schatz: / ,In meinem Herzen hast ja nur Du alleine Platz. / Ich bleib Dir treu bis in den Tod, mein vielgeliebter Peter!' / Aber gleich drauf hat sie einen anderen gehabt - nur fünf Minuten später." Der Kraudn Sepp im Jahr 1976, ein Jahr vor seinem Tod. Da hatte die Biermösl Blosn gerade ihren ersten Auftritt auf einer oberbayerischen Volksfestbühne. Die drei Brüder verehrten den alten Gstanzl-Sänger aus dem Nachbarort. Musikalisch sehen sie sich bis heute in seiner Tradition. Ihre Texte allerdings waren und sind bissiger, pointierter - und oft reagieren sie auf aktuelle Politik. Auch beim schwäbischen Abschiedskonzert im Gemeindesaal von Königsbrunn. 8 GSTANZL BIERMÖSL BLOSN "In Thüringen ist Parteitag von der NPD. Mit den Ausländern in Deutschland kann's nimmer so weida geh! Anschließend ist Kameradschaftsabend bis morgens um halb vier. Mit deutschem Jägermeister und dunkelbraunem Bier. Und wie der Parteivorstand zum Bieseln rausgeht, hat ihm sein Vize ganz leis ins Ohr neig'redt: ,Bist a do? Bist a do? Mein Deckname ist Mutz! 50% der Kameraden da drin sind vom Verfassungsschutz! Bist a do? Bist a do? Unsere Ermittlungen haben ergeb'n: wenn der Verfassungsschutz verboten wird, hat die NPD ein Riesen-Problem!'" Drei Zugaben muss die Biermösl Blosn an diesem Abend spielen. Das Publikum möchte die Well-Buam gar nicht gehen lassen, und auch die drei Brüder selbst scheinen nicht so recht abtreten zu wollen. In der spartanischen Garderobe hinter der Bühne sitzen sie nach dem Konzert zusammen. Und reden über jene Augenblicke der Biermösl-Karriere, die den Anspruch verdeutlichen, den die drei Brüder stets an sich, ihre Arbeit und ihr Publikum gestellt haben. Hans Well, der älteste der drei: 10 HANS, CHRISTOPH WELL Hans: "Ich kann mich erinnern, wie wir mal in Hamburg im Schauspielhaus einen Landler gespielt haben, und die Leute haben alle so ironisch zum Schunkeln angefangen. So nach dem Motto: jetzt kommt der Musikantenstadel. Aber das hat sich nach dem ersten Lied sofort geändert." Christoph: Das war das Thalia-Theater. Wir wollen dem Schauspielhaus nicht unrecht tun. Hans: Nein, Stopherl, das war das Schauspielhaus! Christoph: Wir haben aber im Thalia gespielt. Hans: Das war im Schauspiel, ganz bestimmt! Christoph: Jetzt geht's schon wieder los." Stopherl, der jüngste der drei Brüder, versucht den Zwist mit seinem typischen Lausbubenlachen zu überspielen. Aber es gelingt nicht. Die Stimmung ist gereizt, der Geschwisterstreit ist spürbar in jedem Wort, in jeder Handbewegung der drei Brüder. Michael und Christoph, die beiden Musiker, auf der einen Seite. Hans, der Texteschreiber, auf der anderen. Er hat die Trennung noch nicht überwunden: 9 HANS WELL "Naja, ich bin zuerst einmal schon sehr traurig gewesen, wie ich gemerkt hab, dass meine Brüder, der Michael und der Stopherl, nicht wollten, dass wir ein neues Programm als Biermösl Blosn machen. Weil, wenn man so lang zusammen ist, dann kennt man sich gut, die Rollen auf der Bühne sind klar. Jeder weiß, was er tut. Aber es ist einfach daran gescheitert - und das nagt immer noch an mir - dass wir es nicht geschafft haben, zu dritt ein aktuelles, neues Programm auszuarbeiten. Auch wenn man schon 35 Jahre miteinander spielt, ist das überhaupt kein Argument zu sagen, jetzt ist das überholt oder veraltet. Veraltet ist es nur, wenn man keine neuen Sachen macht. Wenn man nicht auf die Zeit eingeht. Wenn man die Zeit nicht ins Programm einbezieht." Die drei Brüder sitzen in einem schlecht geheizten Raum an weißen Resopaltischen und trinken Sekt aus Pappbechern. Die restlichen Familienmitglieder, die für die Technik und die Organisation zuständig sind, haben sich schon auf den Heimweg gemacht. Hans sucht noch sein Mundstück, es muss irgendwo hinter der Bühne verloren gegangen sein. Er ist missmutig. Es klingt wie bei einem alten Ehepaar. Dreieinhalb Jahrzehnte gemeinsam auf Tour durch Bayern, Deutschland, ein paar Mal in die Welt hinaus. Mit Gerhard Polt, den Toten Hosen, mit Kammerorchestern und Philharmonikern. Und jetzt soll plötzlich Schluss sein mit der Biermösl Blosn? Die drei schieben sich gegenseitig die Schuld daran zu: 11 MICHAEL, HANS WELL Michael: "Es wäre ja die Möglichkeit gewesen, dass der Hansi in dem Programm, das wir machen, auch mitmacht. Das wär ja möglich gewesen. Das ist halt die Frage, wenn zwei wollen und der eine will nicht. Es lag bestimmt nicht nur an dem einen Grund, an dem man das aufhängen könnte: dass es an dem neuen Programm scheitert. Das ist viel zu komplex. Hans: Ich hab's aber so erlebt. Das war ein fünf Jahre langer Kampf, wo wir sogar zu Mediatoren gegangen sind. Ich glaub, das geht vielen Gruppen so: die einen halten fest am Alten, und die anderen wollen was Neues. Der Erfolg ist letztlich eine Falle." 13 GSTANZL BIERMÖSL BLOSN "Gott mit Dir, Du Land der BayWa, deutscher Dünger aus Phosphat. Über Deinen weiten Fluren liegt Chemie von früh bis spat. Und so wachsen Deine Rüben, so ernährest Du die Sau. Herrgott, bleib daheim im Himmel - wir ham Nitrophoshor Blau!" Gott mit Dir, Du Land der BayWa. Das bekannteste Lied der Biermösl Blosn. Im Jahr 2001 texteten sie die Bayern-Hymne um - in eine satirische Anklage an die Bayerische Warenvermittlung, den größten Düngemittel-Lieferanten der Landwirtschaft zwischen Oberbayern und Unterfranken. Der Bayerische Rundfunk weigerte sich, das Gstanzl zu spielen. Und machte es dadurch berühmt. Das Lied traf den Zeitgeist eines immer größer werdenden Teils der bayerischen Bevölkerung. Politiker wie der Grüne Sepp Daxenberger, selbst ein Milchbauer, forderten ein Umdenken in der Landwirtschaft. Damals begann jene Bauernregel zu zerbrechen, von der die Biermösl Blosn in perfekter Gstanzl-Form singt: 19 GSTANZL BIERMÖSL BLOSN "Geht mit den Subventionen heuer wieder alles klar - hollereiduliöh - macht der Bauer bei der Wahl sein Kreuzerl wieder dort, wo's oiwei scho war - hollereiduliöh ! Diese Zeiten sind längst vorbei. Irgendwann hörte die CSU in Bayern auf zu regieren - und begann zu reagieren. Auf Umfragen. Unter dem aktuellen Ministerpräsidenten Horst Seehofer stieg Bayern nicht nur aus Kernkraft und Wehrpflicht aus, sondern erließ auch ein Anbauverbot für gentechnisch veränderte Pflanzen - an dieser schier unglaublichen Entwicklung hat die Biermösl Blosn ihren Anteil, glaubt der Münchner Konzertveranstalter Till Hoffmann. 14 TILL HOFFMANN "Die standen für ein anderes Bayern. Für ironische Texte, die weg von einer Bierdimpfligkeit und der Dreieinigkeit Kirche / CSU / Passauer Neue Presse gingen. Die haben für mich als Passauer damals eine neue Welt aufgemacht. Eine selbstbewusste Welt. Ich glaube, die Blosn hat über die Jahre am meisten verändert." Das ging nicht ohne Kampf. Die Biermösl Blosn legte sich bei jeder Gelegenheit mit Kirche, Wirtschaft und Politik an. Mal allein, mal im Zusammenspiel mit Gerhard Polt, dem berühmten bayerischen Volkskabarettisten. Polt und die Blosn setzten der bayerischen Politik der Ära Franz-Josef Strauß ein satirisches Denkmal. Mit ihrem unvergesslichen Wahlkampf- Auftritt des fiktiven CSU-Abgeordneten Dr.Kleinsorge. 15 GERHARD POLT UND DIE BIERMÖSL BLOSN [1.00 Minute; unübersetzbar] 16 HANS WELL "Also ich glaub, der Strauß und seine Wählerschaft, das ist ein großes Missverständnis gewesen. Der Strauß hat ein ganz anderes Bayern gewollt als die Bauern, zum Beispiel. Der hat Atomkraftwerke verkauft und den Airbus. Der hat sich in Bayern bedient, wo es nur ging. Das war eine hochkriminelle Figur, der Strauß, wenn man sich genau anschaut, was da für Geschäfte gelaufen sind. Also für mich schon. Aber ich glaube, die Leute haben das gar nicht so gesehen. Weil sie ja im Grunde genommen mit Strauß dieses Krachlederne, dieses Urbayerische verbunden haben, das der auf der Bühne ausgestrahlt hat." Franz Josef Strauß ist seit 23 Jahren tot. Seine Nachfolger bieten der Biermösl Blosn nicht mehr so viel Angriffsfläche. Politisches Kabarett war im Bayern der 80er Jahre leichter als im Hier und Jetzt. Ist das ein Grund, warum die Blosn nach 35 Jahren die Segel streicht? Weil die heilige bayerische Dreieinigkeit keine Institution mehr ist? 17 CHRISTOPH, MICHAEL WELL Christoph: "Das sagst Du so. [Lacht.] Geh mal in ein oberbayerisches Dorf und sag: die Kirche als Institution hat sich abgeschafft. Oder die CSU. [Lacht.]" Michael: "Es hat sich politisch sicher einiges geändert. Klar. Aber wenn man uns in den Mund legt, wir hörten deshalb auf, dann ist des a Schmarrn. Des stimmt ned. Uns war der Mikrokosmos immer wichtiger. Was in einem Dorf stattfindet. Das ist eklatant. Wir haben natürlich in Bayern nie eine andere Regierung gehabt als die CSU. Aber das war nicht unser Hauptthema." Christoph: "Mir ist das eigentlich wurscht, was jemand denkt, was wir gemacht haben. Ist doch scheißegal. Ich seh mich als Musikant, als Musiker, der bestimmte Sachen, die ihm auffallen im Leben, auf der Bühne artikulieren kann. Wenn das Publikum das anhören mag, ist das eine Gnade." 18 GSTANZL BIERMÖSL BLOSN "Jeden Tag dasselbe, wenn ich in den Garten komm: statt Kopfsalat bloß Schleimspuren um die leeren Stangerln rum. Jetzt greif ich zum letzten Mittel, jetzt wird ich radikal - und stell' eine Bierfalle im Salat auf, mit Warsteiner Spezial. Als ich wieder in den Garten geh, winselt's aus der Bierfalle raus: ,Geh, tauscht's es aus! Geh, tauscht's es aus! Wenn wir schon verrecken müssen, schenkt's ein Augustiner aus!" Es gibt ein paar wenige Institutionen, die hörbar aufatmen, wenn die Biermösl Blosn im Januar im Stadttheater Fürth ihren letzten Auftritt hat. Die Biermarke Warsteiner zum Beispiel. Mit der westfälischen Großbrauerei hatten sich die Well-Brüder jahrelang einen bayrisch-preußischen Bierkrieg geliefert: 20 BIERMÖSL BLOSN "'Wer freiwillig so ein Warsteiner sauft und hat Schädelweh hinterher, mit dem hab ich kein Mitleid, dem gehört einfach nicht mehr!' - ,Sie werden verstehen, dass wir diese Zeile so nicht akzeptieren können. Zumal sie dem Leser oder Hörer suggeriert, von Warsteiner bekomme man Kopfschmerzen. Bitte teilen Sie uns bis zum 15. dieses Monats mit, wie sie diese unrichtige Zeile zu korrigieren gedenken. Mit freundlichen Grüßen, Warsteiner Brewery.' ,Sehr geehrte Firma Warsteiner, mit großem Bedauern mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass Sie mit der zeile ,Wer freiwillig so ein Warsteiner sauft und hat Schädelweh hinterher' nicht einverstanden sind. Gerne kommen wir Ihnen entgegen und bieten als Vorschlag zur Güte folgende Variante an: ,Zum Trinkwasser gehört Wasserschutz und zur Büchsn gehört das Blei. Und das Warsteiner Bier gehört in einen Castor-Behälter nei...'" Auch die Firma McDonald's dürfte nicht unglücklich sein über das Ende der Biermösl Blosn. Die Brüder aus dem Isarwinkel hatten lange gegen ein Schnellrestaurant auf dem Irschenberg angesungen. Letzlich vergeblich. Und auch die Beförderung von Kardinal Ratzinger zum Papst konnten die Well-Buam nicht verhindern. Obwohl sie dem Münchner Bischof stets Gstanzl sangen, die auf den schmeichelhaften Kosenamen "Alpen-Ayatollah" endeten. Anders Till Hoffmann. Er wünscht sich einen Rückzug vom Rückzug der Biermösl Blosn. 21 TILL HOFFMANN "Ich glaub schon, dass man die noch braucht. Es ist nicht so, dass sich Bayern so verändert hätte, dass sie nicht mehr vonnöten sind. Vielleicht hat es jetzt einfach mal gekracht, jeder entwickelt sich woanders weiter. Wenn drei Brüder 35 Jahre zusammenhängen, ist es ja auch verständlich, dass sie sagen: ,Komm, jetzt reicht's, wir machen was anderes.' Vielleicht nehmen sie eine Auszeit, jeder macht Nebenprojekte, und dann, in zwei Jahren, spielen sie wieder miteinander. Könnte ja sein." 22 MICHAEL, CHRISTOPH WELL Michael: "Mir können uns neu ausprobieren und bleiben lebendig." Reporter: "Was hat denn Eure Mutter dazu gesagt, dass Ihr Euch trennt?" Christoph: "Unsere Mutter muss ich bewundern. Sie ist schon getroffen, weil am Anfang, als wir uns selbstständig gemacht haben, war es ihr nicht recht, denn das hat ja den Familienfrieden gestört. Wir sind ja damals wie die Trapp-Familie mit 15 Geschwistern durch Bayern gezogen, die Eltern dabei, und die hatten Angst, dass sich das spaltet. Und jetzt? Ist sie natürlich traurig. Aber sie sagt: es ist, wie es ist. Das gefällt mir, dass ein alter Mensch so flexibel ist. Dass sie locker und relaxed bleibt." Michael: "Sie sagt mit ihren 92 Jahren: ,Schau mer halt mal, was wird!' Ist das nicht super?" 12 GSTANZL BIERMÖSL BLOSN Was wollen wir auf den Abend tun? Schlafen wolln wir gan! Schlafen gan ist wohlgetan. Schön Jungfrau, wollt Ihr mit uns gan? Schlafen wolln wir gan! Servus, Pfiat Eich, Gute Nacht!" [APPLAUS.]