COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Länderreport Next Generation (6) - Die Jugend im Ruhrgebiet auf Zukunftssuche - Autorin Schulz, Friederike Red. Stucke, Julius Sdg. 07.06.2010 - 13.07 Uhr Moderation Next Generation - Jugendliche im Ruhrgebiet arbeiten in zehn sogenannten Zukunftshäusern an ihren Visionen für die Metropole Ruhr. Sie fragen nach ihrer Zukunft, nach der Zukunft der Stadt. Sie arbeiten an Theaterstücken, machen Musik, drehen Filme und vieles mehr. Next Generation ist ein Projekt im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr 2010. Initiiert von Schauspiel Essen und Schauspielhaus Bochum - unterstützt durch die Bundeszentrale für politische Bildung. - Wir im Deutschlandradio Kultur geben diesem Projekt, geben den Jugendlichen eine Stimme. Im Länderreport berichten wir jeweils am Monatsanfang aus den Zukunftshäusern. -folgt Manuskript Beitrag- Manuskript Beitrag MUSIK (türkische Musik - daruf Atmo Straße und hupende Autos) AUTORIN Wie jeden Samstag geht es auf der Weseler Straße im Duisburger Stadtteil Marxloh nur im Schritttempo vorwärts. Ein Autokonvoi blockiert die Kreuzung. Schwarze Mercedes-Limousinen, vorneweg ein blumengeschmückter Wagen, darin ein türkisches Hochzeitspaar: Sie in violettem Rüschenkleid, er im schwarzen Anzug. Am Straßenrand parken dicht an dicht Autos mit ausländischen Kennzeichen: aus Belgien, Frankreich, den Niederlanden. Wer keinen Parkplatz findet, stellt sich einfach in die zweite Reihe. Aus ganz Europa kommt die Kundschaft auf Deutschlands türkischer Brautmodenmeile Nummer 1. Mehr als 30 Boutiquen mit Hochzeitskleidern reihen sich hier auf der Weseler Straße aneinander - in den Schaufenstern hängt alles Erdenkliche, vom blauen Tüllkleid mit Petticoat über bonbonrosa Seidenroben bis hin zu einem Pfauenkostüm mit Fledermausärmeln. Jihan Goanoglou steht vor dem Laden ihres Vaters, wartet auf Kundschaft und blickt kopfschüttelnd auf die parkenden Autos: O-Ton 1 "Aus Holland, Belgien, Frankreich, Deutschland - aus der ganzen Welt. Die kommen hier alle hin, weil man eine ganz große Auswahl hat. Die ganze Straße ist voll. Wenn jemand ein Brautkleid sucht, dann komme ich nach Marxloh." MUSIK (türkische Musik) AUTORIN Wer nach dem Einkaufen noch Zeit hat, macht einen Abstecher zur neuen Moschee, die vor knapp zwei Jahren eröffnet wurde. "Das Wunder von Marxloh" wird sie genannt - da es im Gegensatz zu anderen deutschen Städten hier keinerlei Proteste dagegen gab - im Gegenteil. In Marxloh freuten sich viele über die Aufwertung, die ihr Viertel durch das muslimische Gotteshaus erfahren hat. Denn Marxloh hatte bis vor wenigen Jahren den Ruf einer schmuddeligen Bergarbeitersiedlung mit grauen Häusern und leer stehenden Ladenlokalen. Jeder der konnte, zog weg, erinnert sich der türkischstämmige Filmemacher Halil Özet. Der 35jährige ist in Marxloh aufgewachsen. O-Ton 2 "Es war ja vor 40 Jahren die Flaniermeile der Düsseldorfer. Irgendwann ist das halt gekippt, nachdem die ersten Gastarbeiter hier aufgetaucht sind und die Deutschen halt weggezogen sind. Dann kam so ein bestimmter Verfall nach Marxloh. In den Diskotheken gab's mit Frauen Probleme. Sobald die gehört haben, du kommst aus Marxloh - okay, danke. Danach war's vorbei mit dem Kennenlernen. Es gab auch Vorteile. Wenn man irgendwie Stress mit Jungs hatte und dann in der Diskothek gesagt hat, ey, ich komme aus Marxloh, dann gab es auch plötzlich keinen Stress mehr." AUTORIN Nichts wie weg, dachte sich auch Halil Özet nach der Schule. Er machte eine Ausbildung zum Kameramann und zog nach Köln. Vor ein paar Jahren ist er dann aber doch zurückgekommen in seinen Stadtteil. Denn seit hier Mitte der 90er Jahre der erste Brautmoden-Laden eröffnet hat, erlebt das Viertel einen bisher nie dagewesenen Aufschwung, der Halil noch immer begeistert. O-Ton 3 "Das Faszinierende sind die Menschen, die hier leben. Die machen einen Dönerladen auf. Die triffst du dann auf der Straße und die sagen dir: Hey, ich habe gerade einen Dönerladen aufgemacht, das ist total meine Lebensaufgabe. Ich habe das gefunden, was ich die ganze Zeit machen wollte. Dann denkt man sich so, hey, alles klar, super. Dann triffst du den Typen zwei Wochen später und siehst, der Laden hat geschlossen und der hat ne Fahrschule aufgemacht. Und der erzählt dir wieder mit der gleichen Energie und dem gleichen Enthusiasmus: Hey, ich habe jetzt eine Fahrschule aufgemacht, es wird funktionieren, ich habe meine Lebensaufgabe gefunden! Und das geht immer wieder von vorne los. Also diese Energie, die die Leute haben, die hier wohnen, die macht es aus. Ob es Marxloh selber ist...Marxloh, das sind Straßen und Häuser, aber das Leben, das kommt von den Menschen." ATMO (Schleifgeräusche) AUTORIN Auf dem Weg durch Marxloh kommt Halil Özet jeden Tag an der Garage von Sümrüt Sappan vorbei. Davor ein Schild: Autoreinigung und Pflege. Das Tor ist offen, drinnen steht ein schwarzer Audi. In Jeans und T-Shirt poliert der Mechaniker den Wagen. O-Ton 4 a "Das ist auch das Faszinierende hier, Du hast ne Garage, denkst dir: Was kannst du daraus machen? Der Herr bietet hier Autoreinigung an - in einer Garage! Und das macht er einfach. Da macht er Autopflege. Ist schon eine südländische Mentalität zu sagen: Ey, da ist eine Garage, ich biete da einfach mal Autopflege an. Das meine ich mit Energie der Leute." AUTORIN Und dann ist da noch die Moschee, die jedes Jahr rund 100.000 Besucher nach Marxloh zieht. Sie liegt mitten im Viertel, Halil Özet kommt täglich daran vorbei. O-Ton 4 b "Die Moschee ist super positiv, sogar ich habe mir gedacht: Ob das alles so funktioniert? Aber es geht halt auf, weil die Moschee Deutsche anzieht, die Interesse zeigen und sich damit auf Augenhöhe begeben. Sonst entsteht keine Augenhöhe." AUTORIN Als er nach Marxloh zurückkehrte, war Halil Özet so begeistert vom Wandel des Viertels, dass er beschloss, einen Film darüber zu drehen. Er wollte mit dem Klischee aufräumen, es sei nur ein heruntergekommenes Ghetto, aus dem alle wegwollen. O-Ton 5 (Film) "Hier lebe ich. Hier - das heißt Marxloh, Duisburg-Marxloh. Hier lebt der Pott, hier leben die Menschen, die zeigen, dass man beim Thema Strukturwandel und Integration auch einfach mal die Fresse halten kann. 18.000 Menschen, 70 Prozent ohne deutsche Wurzeln. 140 Nationalitäten, kein Stress." AUTORIN Halil Özet mietete eine Garage und gründete darin seine eigene Filmproduktionsfirma - bis ihm die Stadt einen einzigartigen Standort anbot - die oberste Etage des Hochbunkers, der mitten im Viertel direkt gegenüber der neuen Moschee steht. Das rund 80 Meter hohe Gebäude aus rotem Klinker ist schon von weitem zu sehen. 2005 war das Gebäude gerade frisch renoviert, Halil war sofort begeistert und zog ein. Seither ist der Bunker für alle nur noch der "Medienbunker". ATMO (Aufschließen) AUTORIN Halil Özet schließt die massive, eisenbeschlagene Holztür auf. O-Ton 6 "Als Kind habe ich den zum ersten Mal wahrgenommen und hatte immer Angst vor dem Bunker und dachte: Boah, ist das unheimlich, was mag da wohl drin sein?" AUTORIN Unheimlich ist der schon lange nicht mehr - im obersten Stock: ein schickes Großraumbüro mit Parkettfußboden. In der Mitte: Ein großer Katzenkratzbaum für die Büro-Katze, einen schlechtgelaunter Perser mit buntgeschecktem Fell. Die zahlreichen Fenster bieten einen Panoramablick auf Marxloh: Das Stahlwerk von Thyssen-Krupp im Norden und die Moschee im Süden. Im ersten Stock hat Halil einen Partyraum eingerichtet - der eine Begegnungsstätte werden soll - denn ein gemütliches Café, in dem sich die Anwohner treffen, gibt es in Marxloh bisher nicht. ATMO (Jugendliche im Gespräch) AUTORIN Auf den durchgesessenen Ledersofas sitzen zwölf Jugendliche. Sie treffen sich seit kurzem einmal im Monat mit Halil und seinen Kollegen. Sie sind Teilnehmer von "Next Generation", dem größten Jugendprojekt im Rahmen des Kulturhauptstadtprogramms Ruhr 2010. Der Medienbunker ist eines von zehn "Zukunftshäusern" für Jugendliche im Ruhrgebiet. Gemeinsam mit den Filmemachern will die Gruppe ihr Viertel portraitieren, mit seinen Bewohnern über Zukunftspläne sprechen. Daraus sollen ein Bildband und ein Video entstehen. Heute geht es jedoch um etwas anderes: Der Theaterregisseur Nuran Calis ist zu Besuch. Er möchte mit den Teilnehmern aus allen zehn "Next Generation" -Projekten ein gemeinsames Theaterstück erarbeiten. O-Ton 7 "Am Ende soll mit diesen Jugendlichen aus den Zukunftshäusern ein Abend entstehen, in dem wir als Zuschauer einen Einblick bekommen müssen, wohin unsere heranwachsende Generation steuert und was die, wenn sie in 20 Jahren zu den gestaltenden Kräften gehören, aus dieser Region machen werden." AUTORIN Vorbild ist dabei ein vorangegangenes Jugendprojekt im Essener Stadtteil Katernberg, das Nuran Calis zusammen mit dem Chefdramaturg des Schauspiels Essen, Thomas Laue, leitete. Der Titel: "Homestories - Geschichten aus der Heimat". O-Ton 8 (Homestories) "Hi, ich heiß Achmed, ich bin in Essen geboren, ich will euch mal wat erzählen. Hi, ich bin der Paul, ich komme aus Kasachstan. Ich habe immer nur Scheiße gemacht. Ich habe Leute geärgert und verarscht." AUTORIN In den "Homestories" erzählen 20 Jugendliche aus dem Arbeiterviertel Essen- Katernberg Geschichten aus ihrem Alltag. Sie berichten vom Streit auf dem Schulweg, von der ersten Liebe und dem ersten großen Liebeskummer. MUSIK (Homestories) "Siehst du nicht, dass ich ohne dich nicht leben kann? Siehst du nicht? Und jeden Tag wird der Schmerz schlimmer..." AUTORIN Das Bühnenprojekt stand gleich mehrfach auf dem Spielplan des Essener Grillo-Theaters, war fast immer ausverkauft. Für die Jugendlichen ein Erlebnis, das sie bis heute nicht vergessen haben, erzählt Hassan, der mittlerweile 21 ist und gerade seinen Schulabschluss nachholt. O-Ton 9 "Um ehrlich zu sein: Es war früher so, also bevor ich bei diesem Projekt mitgemacht habe, da sind wir einfach nur durch die Straßen gelaufen, haben Eier auf Fenster geworfen. Das war einfach schlimm. Also, wir hatten keine Beschäftigung, sagen wir mal so. Die ganzen Jugendhäuser drohten, geschlossen zu werden. Durch dieses Projekt habe ich eine Zuflucht gefunden, um in meiner Freizeit was Sinnvolles zu erledigen." AUTORIN Als im Jahr 2007 die Bewerbungsphase der Kulturhauptstadt 2010 begann, lag es für die Macher von Homestories zunächst nahe, das erfolgreiche Projekt in größerem Rahmen aufzuziehen - eine Art Homestories Ruhr in verschiedenen Städten, erinnert sich Thomas Laue. O-Ton 10 "Das fand ich drei Tage lang super. Und dann haben wir uns ein bisschen geschämt, weil wir gemerkt haben, jetzt ist das, was bei Homestories gut war, nämlich dass man neugierig ist, gar nicht mehr gegeben. Sondern man sucht eigentlich nur nach dem, was man sowieso schon einmal gefunden hat. Gleichzeitig führt so etwas zu dieser komischen voyeuristischen Selbstghettoisierung, dass man sagt: Guck mal, so sind die Leute im Norden. Und dann ist man in diesem Habitus, dass man die nächste theater-kompatible Randgruppe über die Bühne jagt. Das ist uninteressant, das finde ich auch doof." AUTORIN Also entstand die Idee für die Zukunftshäuser, die die Teilnehmer ganz unterschiedlich gestalten und mit Inhalt füllen sollen. Das Ergebnis ist offen, klar ist nur: Am Ende sollen zehn Premieren stehen. Thomas Laue suchte den Kontakt zu Künstlern und bestehenden Jugendprojekten in Herne, Bochum, Essen und Duisburg. Er fand zehn Partner wie eben auch Halil Özet in Marxloh, die nun ihrerseits jeder für eines der Zukunftshäuser verantwortlich sind. Den großen Bogen zwischen den einzelnen Orten wird Nuran Calis mit dem gemeinsamen Theaterstück aller Zukunftshäuser schlagen. Deswegen stellt er allen Teilnehmern zunächst einmal Fragen, die sie per E-mail beantworten sollen: Was ist Dein Traum? Und: Woher kommst Du? Mehr als 50 Seiten hat er schon zugeschickt bekommen - darauf die ganz persönlichen Zukunftsvisionen von Jugendlichen aus dem Ruhrgebiet. O-Ton 11 "Die gehen von der Sehnsucht, diese Region als eine Einheit zu sehen. Teilweise gab's auch Leute, die so traurig waren über die Zerrissenheit dieser Region, dass sogar schon ein 17jähriger von der Auswanderung träumt. Das alles in Einklang zu bringen, vielleicht auch Dinge zu benennen, die vielleicht weh tun, die Wahrheiten herausbringen, an die man gar nicht so gedacht hat. Aber dann auch zu zeigen, dass am Horizont eine ganz starke Sonne für die brennt hier und dass sie sich auch von der angezogen fühlen und auch den Zugang suchen wollen zu diesen verschiedenen Stadtteilen hier im Ruhrgebiet und den Städten. Es ist großartig und die Menge ist kaum zu bewältigen." ATMO (Diskussion) AUTORIN Im Partyraum des Medienbunkers diskutieren die Jugendlichen aufgeregt über die Fragen. Der 15jährige Christian hat sich Notizen auf einem Zettel gemacht, jetzt kaut ratlos auf seinem Bleistift. O-Ton 12 "Also, wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich noch nicht so genau, was er mit den Fragen erreichen will. Allerdings werde ich mir große Mühe geben, die Fragen ordentlich zu beantworten. Was ist mein Traum? Ich glaube jeder hat einen festen Traum, aber wie man das jetzt sagen würde und welches wirklich der größte Traum ist, weil man will ja auch viel erreichen, darüber müsste ich jetzt ein bisschen nachdenken." AUTORIN Einige in der Runde wie Tim, Max und Jeannette haben dagegen schon feste Vorstellungen von ihrem Traum und ihrer Zukunft. O-Ton 13 (Collage) "Mein Traum ist eigentlich, viel Geld zu verdienen und erfolgreich zu sein." "Auswandern! Ja, ich wandere aus." "Mein Traum ist, ein Studium zu beenden, irgendwann eine Familie zu gründen und hier wegzuziehen. Hier ist keine Gegend, wo ich gerne mein Kind aufziehen würde, weil die Jugendlichen nicht mehr so viele Perspektiven haben und es nicht so aussieht, als hätten sie eine großartige Zukunft vor sich." AUTORIN Der positive Wandel des Viertels scheint im Alltag der Jugendlichen keine Rolle zu spielen - für sie gibt es hier einfach zu wenig Freizeitangebote und berufliche Chancen. Dennoch interessieren sie sich für das Viertel, in dem sie leben, deswegen wollen sie auch beim Projekt "Next Generation" mitmachen. Eine klare Vorstellung von dem Bildband und dem Video, die sie zusammen mit den Filmemachern des Medienbunkers erstellen sollen, haben sie jedoch noch nicht. O-Ton 14 "Nein." AUTORIN Denn wirklich viel ist diesbezüglich noch nicht passiert, zu beschäftigt, so scheint es, scheinen die Verantwortlichen des Medienbunkers mit ihren eigenen Filmprojekten. Das gibt auch Andreas Mäser zu, der erst vor kurzem dazu gestoßen ist und sich jetzt hauptamtlich um "Next Generation" kümmert, damit es richtig anläuft. Eine erste Fototour hat er mit den Teilnehmern schon unternommen - entstanden sind stimmungsvolle Porträtaufnahmen der Jugendlichen. O-Ton 15 "Der Hauptteil der Arbeit liegt noch vor uns, wir werden die Sommermonate nutzen, um mit denen zu arbeiten. Es war auch bisher vom Wetter her ungünstig, sehr ungemütlich, aber jetzt merkt man, die Sonne beflügelt, die Jugendlichen sind einfach besser drauf." AUTORIN Während die Jugendlichen im Keller weiter über den Fragen des Theaterregisseurs brüten, ist Halil Özet wieder in Marxloh unterwegs. Der Filmemacher steht auf dem Platz vor dem Bunker, die Hände in die Hüften gestemmt und zeigt seinem Kollegen Jürgen Piechutta stolz die aufgeräumten Blumenbeete, in denen sich bis vor kurzem noch Abfall und leere Flaschen stapelten. O-Ton 16 (Gespräch) "Guck mal da." "Super viel sauber gemacht." "Ja, wir haben gestern angefangen, die Blumenbeete sauber zu machen. Und da standen ein paar Alkoholiker daneben und haben einfach nur zugesehen. Dann habe ich einen von denen gefragt, ob einer eine Säge hat, damit wir einen Ast wegsägen können. Und dann meinte einer: klar. Der hat dann die Säge geholt und über eine Stunde hier mitgearbeitet. Wir hoffen halt, dass die dann auch Verantwortung für diese Grünfläche übernehmen, denn eigentlich ist das Aufgabe der Stadt, aber leider kommt die Stadt nicht so oft nach Marxloh." AUTORIN Das Team vom Medienbunker hat eine Mission: Marxloh verschönern, den Anwohnern Verantwortungsbewusstsein für ihre Umgebung nahe bringen und am Ende vielleicht auch bei den Jugendlichen sogar ein bisschen Stolz auf ihr Viertel zu säen, sagt Jürgen Piechutta. O-Ton 17 "Es ist Basisarbeit, die wir hier machen, auf einer ganz minimalen Basis. Man kann Dinge nur minimal anstoßen, aber trotzdem hat man so das Gefühl, dass man die Leute erreicht, aber es dauert, um aus diesem Stadtteil einen noch lebhafteren Stadtteil zu machen." AUTORIN Auf dem Platz wollen sie im Sommer Stühle aufstellen und eine Leinwand installieren - das erste türkische Open-Air-Kino des Ruhrgebiets. Halil Özet und Jürgen Piechutta gehen die Weseler Straße entlang zum "Design-Kiosk", einer weiteren Marxloher Besonderheit. Dort gibt es neben Zigaretten und Zeitschriften ausgewählte Design-Produkte von Künstlern aus der Region - auch ein Projekt der Kulturhauptstadt. Halil Özet schleppt einen Haufen Jutebeutel mit - darauf ein stilisiertes gelbes Straßenschild, das die Stadtgrenze markiert. Der Aufdruck: "Made in Marxloh". Das Label des Medienbunkers. Die will er im Kiosk zum Verkauf auslegen. O-Ton 18 "Hey, Taschen haben wir euch mitgebracht. 30 Mal ,Made in Marxloh'. Wir haben einfach gedacht: Hier sind so viele Nationalitäten, was ist der kleinste gemeinsame Nenner? Marxloh! Made in Marxloh." AUTORIN Lokalpatriotismus für den Stadtteil, das ist die Mission des Medienbunkers. Und dafür wollen sie eben auch die Jugendlichen mit ihrem Fotoprojekt gewinnen. Doch die grübeln jetzt erstmal weiter über der Frage: Was ist mein Traum? Vielleicht hat der ja am Ende doch was mit dem Stadtteil zu tun, in dem sie wohnen, hofft Halil Özet und schwenkt stolz einen "Made-in- Marxloh" -Beutel. -ENDE- 1