COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur - NACHSPIEL Abenteuer am Ende der Welt - ein Expeditionsrennen durch Feuerland Victoria Eglau 9. März 2008 Atmo 1 (einblenden, kurz frei stehen lassen, dann abblenden und leise unter Text) MD 1 17/2 Stimmengewirr draußen Autorin Ein Februartag in Punta Arenas, der südlichsten Stadt Chiles, dreitausend Kilometer von der Hauptstadt Santiago entfernt an der Magellan-Straße gelegen. Der von Bäumen umstandene Hauptplatz bietet an diesem Morgen ein ungewöhnliches Bild. Wo sonst Kinder spielen und Einwohner der Provinzstadt ein Schwätzchen halten, hat sich eine bunte Menschenmenge angesammelt. Rund um das Standbild des Entdeckers Hernando de Magallanes stehen Grüppchen von Sportlern in leuchtenden Trikots mit Mountainbikes. Die Atmosphäre ist heiter, trotzdem gespannt. Elf internationale Mannschaften, die aus je vier Mitgliedern bestehen, fiebern dem Beginn des Patagonia Expedition Race 2008 entgegen: einem zehntägigen Abenteuerrennen durch Feuerland. Atmo 2 (kurz freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 2 / 2/2 Johlen und Klatschen Autorin Nach dem Gruppenfoto vor dem Denkmal ist es soweit: das Rennen wird offiziell eröffnet. Atmo 3 (kurz freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 2 2/3 Teams werden aufgerufen Autorin Ein Team nach dem anderen wird aufgerufen und rollt auf Mountainbikes in Richtung Hafen, wo die Fähre nach Feuerland wartet. Atmo 3 wieder hochziehen dann KREUZBLENDE Atmo 4 (kurz freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 1 1/1 Stimmengewirr drinnen Autorin 24 Stunden vorher. In einem Hotel in Punta Arenas erfahren die Mannschaften aus Spanien, Frankreich, der Türkei, den USA, Chile, Argentinien und Brasilien, was sie bei dem sechshundert Kilometer langen Abenteuerrennen am Ende der Welt erwartet: Erst eine knapp 130 Kilometer lange Fahrrad-Strecke, dann ein kurzes Trekking, schließlich, nach einer weiteren Fahrrad-Etappe, eine 110 Kilometer lange Wanderstrecke. Was auf die Teilnehmer zukommt, erläutert Ann Meidinger, Mit-Organisatorin des Patagonia Expedition Race: O-Ton 1 MD 1 2/5 (...) That's a beautiful trekking through strong open valleys, 110 kilometers non explored, you don't see a fence, you don't see a road, you don't see a house, you don't see anything. No chewing gum paper, nothing. Actually the teams might do it in two days, two and a half days, but there probably might even be teams who'll do it in three and a half days. So we will mark already the difference between the teams in this section. (hier O-Ton abblenden, leise unter nächstem Autorentext weiterlaufen lassen) Voiceover 1 Das ist ein wunderschönes Trekking durch offene Täler, 110 Kilometer durch unerforschtes Gebiet. Ihr werdet keinen Zaun, keine Straße, kein Haus sehen. Kein Kaugummipapier, nichts. Einige Teams könnten es in zwei bis zweieinhalb Tagen schaffen, aber es wird wahrscheinlich auch Teams geben, die dreieinhalb Tage brauchen. Auf dieser Etappe werden bereits die Unterschiede zwischen den Mannschaften deutlich werden. Autorin Auf das lange Trekking folgt eine weitere Mountainbike-Strecke und dann die erste Kajak- Etappe. Anschließend müssen die Athleten sechzig Kilometer über die Darwin-Kordillere klettern - eine Bergkette, die schwer zugänglich ist und deshalb nur selten überquert wird. Per Kajak sollen die Teams dann ans andere Ufer des Beagle-Kanals gelangen, bevor das Rennen - nach einer letzten Fahrrad-Etappe - schließlich am chilenischen Militärstützpunkt Puerto Williams endet. Atmo 5 (kurz freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 1 6/3 Stimmendurcheinander, hektische Betriebsamkeit Autorin Die Teilnahme an dem Abenteuerrennen kostet die Mannschaften eine Gebühr von knapp tausend US-Dollar, hinzu kommen die Kosten für Anreise, Ausrüstung und Essen. Nachdem die Route bekannt gegeben worden ist und die Orientierungskarten verteilt wurden, packen die Teams ihre Taschen. O-Ton 2 MD 1 6/8 Das besteht daraus, dass sie fünf Essenstaschen packen, eine Kajak-Tasche, eine Bicycle-Tasche, eine Trekking-Tasche sowie eine Seiltasche. An den jeweiligen Kontrollpunkten bekommen sie die Taschen ausgehändigt, die für die jeweilige folgende Sektion wichtig sind. Die Läufer mussten sich ihre Lebensmittel selbst kaufen und mussten diese natürlich auch selbst einteilen für die jeweiligen Sektionen. Autorin (darunter wieder Atmo 5) erklärt Sandra, die zu den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern des Patagonia Expedition Race gehört. Der Boden des Kasernen-Schlafsaals, in dem die Sportler untergebracht sind, ist mit unzähligen Konservenbüchsen, Kekspackungen und anderen haltbaren Lebensmitteln übersät. Außerdem liegen dort in scheinbarem Durcheinander Dutzende von Taschen und Rucksäcken, Fahrräder, Kajak-Paddel, Bike- und Trekkingschuhe, Fahrradhelme, Stirnlampen und jede Menge anderes Zubehör. Die Mitglieder der elf Teams versuchen, den Überblick zu behalten, und ihre Taschen, die sie heute noch der Organisation übergeben müssen, sinnvoll zu packen. Rob Dinterman, der mit seinem Team Ungezähmt aus den USA nach Patagonien gekommen ist, steckt gerade Tüten mit Militärnahrung ein: sein Essen für die nächsten zehn Tage. O-Ton 3 MD 1 9/5+6 This is the longest I have ever done. Prior to this was two days. 9/11 We have all raced together shorter races. It should work for ten days also. If it works for two days, it should work for ten days. 9/10 Teamwork? Really important. When one person is down, depressed, then the other people have to bring that person up. We'll probably have to share food at some point, or carry each other's gear. Voiceover 3 Dies ist das längste Rennen, an dem ich je teilgenommen habe. Unser Team war bei kürzeren Rennen dabei, die höchstens zwei Tage gedauert haben. Aber es wird sicher auch zehn Tage durchhalten. Teamwork ist wirklich wichtig. Wenn einer von uns down ist, deprimiert, müssen die anderen ihn aufmuntern. Wir müssen wahrscheinlich auch unser Essen teilen, oder gegenseitig unsere Ausrüstung tragen. Atmo 6 (kurz freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 1 7/1 Wortfetzen Französisch, Hin und Her Autorin Direkt neben dem Team Ungezähmt von Rob Dinterman befindet sich eine der beiden französischen Mannschaften in den letzten Vorbereitungen für das Rennen. Bruno Rey, 44 Jahre alt, mittelgroß und durchtrainiert, ist der Team-Captain. O-Ton 4 MD 1 12/3 It's been a long time since I have doing those races, and I was said by friends of my that this race was incredible, with the wilderness, with what you experience with your team mates, with the team spirit. And I like when it is full orientating, when there is no use of any GPS. And you are with your team mates almost lost in the nature, facing mother nature, and meeting animals, that's what I like. Voiceover 4 Ich mache seit langem bei Abenteuerrennen mit. Freunde von mir erzählten mir, dass dieses Rennen wirklich unglaublich sei: die Erfahrung der Wildnis, und des Teamgeists. Ich mag es, wenn wir als Team komplett für die Orientierung verantwortlich sind, das heißt, wenn kein GPS-System verwendet werden darf. Und ich mag es, wenn wir Mutter Natur ausgesetzt sind und Tiere in freier Wildbahn sehen. Autorin (darunter Atmo 6) Bruno Rey ist Zahnchirurg, und Terry Dewitt, 45, US-Amerikanerin und die einzige Frau in dem französischen Team, arbeitet als Tierärztin. Das Patagonia Expedition Race ist ihr erstes Abenteuerrennen, doch als Triathletin ist Terry an die Kombination von mehreren Disziplinen gewöhnt. O-Ton 5 MD 1 12/11 The training for a multisport activity like this is not as simple as being an athlete in one sport. You have to divide between the sports you will be facing. You have to work on your running, and your hiking, and your biking, and you kayaking, and your climbing - just have time for it all. Voiceover 5 Das Training für so ein Multi-Sportereignis ist schwieriger als bei Leuten, die nur in einer Sportart trainieren. Man muss seine Zeit zwischen den verschiedenen Disziplinen aufteilen: Laufen, und Wandern, und Fahrradfahren, und Kayak und Bergsteigen. Man muss einfach für alles Zeit finden. Atmo 7 (unter O-Ton 6 und nächsten Autorentext legen) MD 1 6/3 (...) Stimmendurcheinander, hektische Betriebsamkeit O-Ton 6 MD 1 13/2 Soy David, vengo de Tenerife, Canarias, tengo 33 anos y estamos aquí para participar. 13/5 Estabamos buscando en internet información sobre la Patagonia y de repente apareció esta carrera. Y nos pareció interesante, que era una forma de conocer el pais sin necesidad de hacer un viaje turistico. Voiceover 6 Ich heiße David, ich komme aus Teneriffa, von den Kanarischen Inseln, und ich bin 33 Jahre alt. Wir hatten im Internet Informationen über Patagonien gesucht und stießen dabei auf dieses Abenteuerrennen. Es schien uns interessant: eine gute Möglichkeit, das Land kennen zu lernen, ohne eine touristische Reise zu machen. Autorin - indem wir den Sport ausüben, der uns gefällt - ergänzt Loreto, Davids Frau und das einzige weibliche Mitglied im spanischen Team. David und Loreto sind frisch verheiratet, ja, eigentlich kann man sagen, dass sie wegen des Abenteuerrennens durch Feuerland geheiratet haben. Zwar wollten sie sich sowieso irgendwann das Jawort geben, doch jetzt haben sie dafür zwei Wochen Extraurlaub bekommen - genug Zeit, um mit ihren Teamkameraden Roberto und Ilde nach Patagonien zu fliegen. In ihrer Heimat Spanien haben die vier Sportler schon an vielen kürzeren Abenteuerrennen teilgenommen. Roberto, der diesen Sport bereits seit neun Jahren betreibt, freut sich auf ein unvergessliches Erlebnis und eine große Herausforderung. O-Ton 7 MD 1 13/13 Pensamos que fisicamente es muy exigente, no solo por el terreno sino tambien por la climatologia del lugar. Pero creo que esta carrera mas bien va a ser que tienes que venir con la cabeza muy bien amoblada, porque vas a tener todos los instintos más basicos de supervivencia de una persona. Lo que ha perdido todo el mundo ya, por la sociedad, por el consumismo, es decir, no tener comida, faltar abrigo - todo eso son factores que van a influir en el estado animico constantemente durante la carrera. Entonces, el miedo siempre lo tienes, y la incertidumbre si vas por el camino correcto, y si lleva el camino correcto a buen puerto. Voiceover 7 Wir glauben, dass das Rennen körperlich sehr anstrengend wird, nicht nur wegen des Terrains, sondern auch wegen des Klimas in Feuerland. Ich glaube, man muss vor allem einen sehr klaren Kopf haben, denn es werden die grundlegendsten Überlebensinstinkte nötig sein. Also das, was die meisten Menschen in der heutigen Konsumgesellschaft verloren haben. Nichts zu essen zu haben, nicht genug zum Anziehen zu haben - diese Erfahrungen werden unsere Stimmung während des Rennens beeinflussen. Angst wird immer da sein, und die Ungewissheit, ob wir auf dem richtigen Weg sind, und ob uns dieser Weg zum Ziel führt. Atmo 8 (kurz freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 2 7/7 Geräusch fahrende Fähre Autorin Etwa eine Stunde nach dem Startschuss für das Abenteuerrennen auf der Plaza von Punta Arenas hat die Fähre in Richtung Feuerland abgelegt. An Bord: die elf Teams mit ihren Fahrrädern, sowie Mitarbeiter der Organisation und Journalisten. Gut zwei Stunden dauert die Überquerung der Magellan-Straße. Die chilenische Athletin Verónica Bravo, eine kleine, zähe Frau mit verwuschelten Locken, will noch ein wenig schlafen. Doch vorher erzählt sie, warum sie dieses Rennen erneut bestreiten will, obwohl sie sich bei ihrer Teilnahme vor zwei Jahren schwerste Erfrierungen an den Füßen zuzog und vier Monate im Krankenhaus verbringen musste. O-Ton 8 3/2 Yo como corredora de carrera de aventura, busco poder demostrarme que uno puede más. El ser humano tiene mucha capacidad, mucha fuerza, mucha voluntad y mucho optimismo. Pero para poder descubrirlo, tiene que estar en las circunstancias para poder sacar eso de adentro. Y estas carreras te ensenan eso. Tú te ves todas tus debilidades y fortalezas mas que en cualquier etapa de la vida. Y adoptas todas estas capacidades que vas obteniendo en las carreras de aventura en tu vida normal. Voiceover 8 Als Läuferin von Abenteuerrennen will ich mir beweisen, dass ich mehr kann. Wir Menschen haben viele Fähigkeiten, viel Kraft, einen starken Willen und viel Optimismus. Aber nur unter bestimmten Umständen erkennen wir das. Bei so einem Abenteuerrennen entdeckt man, was in einem steckt. Mehr als in jedem anderen Moment seines Lebens erkennt man seine Schwächen und Stärken. Und all die Fähigkeiten, die man bei einem Abenteuerrennen entwickelt, kann man im Alltag anwenden. Autorin (darunter wieder Atmo 8) Am Horizont ist Feuerland nun als schmaler grün-brauner Streifen zu sehen. Atmo 9 (kurz freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 2 7/2 Innenraum der Fähre, Stimmen US-Team Ungezähmt Autorin Im Innenraum der Fähre sitzen Rob Dinterman und seine Mitstreiter vom US-Team Ungezähmt. In aufgeräumter Stimmung diskutieren sie ihre Strategie für das Rennen und studieren noch einmal die Karten. Sherry Correl, zierlich, mit langen, blonden Haaren, ist nicht nur die einzige Frau im Team, sondern mit 54 Jahren auch die älteste Teilnehmerin des Rennens. O-Ton 9 MD 2 6/9+10 I'm a grandmother of six. I have four sons and six grandchildren. 6/8 It was very difficult only because I'm the oldest member of the team. And also being a girl, it's hard to keep up with the guys. It was pretty hard to decide. 6/11 We have trained for a full year, basically. I'm just worried about my feet, that I don't get blisters on my feet. Because your feet get wet, they get blisters and then they bleed. I'm concerned that I can keep my feet safe so that I can keep going. Voiceover 9 Ich bin sechsfache Großmutter, ich habe vier Söhne und sechs Enkelkinder. Die Entscheidung, an diesem Rennen teilzunehmen, fiel mir schwer, weil ich die Älteste im Team bin, aber auch, weil ich eine Frau bin. Es ist schwer, mit den Kerlen mitzuhalten. Wir haben ein Jahr lang trainiert. Ich habe nur Angst, dass ich Blasen an den Füßen kriege. Ich hoffe, dass meine Füße okay sein werden, so dass ich voran komme. Atmo 10 (freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 2 10/7 Gejohle, Abfahrt Radler, Sirene Autorin Im Hafen Porvenir auf Feuerland geht es endlich los. Voller Tatendrang radeln Sherry, Rob, das spanische, das französische und alle anderen Teams von der Fähre. Ein paar Kilometer weiter hat sich das Feld bereits stark auseinander gezogen. Atmo 11 (kurz freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 2 12/6+5 Fahrradgeräusch Autorin Noch frisch und ausgeruht, fahren die Sportler auf ihren Mountainbikes über Schotterstraßen durch die sanft gewellte Landschaft. In der grün-braunen Weite wirken sie wie bunte Farbkleckse. Feuerland ist extrem dünn besiedelt. Die gut siebzigtausend Quadratkilometer große Insel, die sich Chile und Argentinien teilen, wird nur von rund 250-tausend Menschen bewohnt. Auf den 130 Kilometern der ersten Fahrradstrecke sehen die Athleten kaum Häuser und fast keine Autos. Dafür begegnen sie mehreren Schafherden und zahlreichen Guanakos, südamerikanischen Lamas, die die menschlichen Eindringlinge auf ihren Hightech-Rädern erstaunt zu beobachten scheinen. Atmo 12 (kurz freistehen lassen) MD 2 13/3+5 Fahrradgeräusch dann KREUZBLENDE Atmo 13 (kurz freistehen lassen, dann leise unter Text) 16/9 Stimmen US-Team Littleton Bike and Fitness Autorin Mehr als zwölf Stunden später, am zweiten Kontrollpunkt des Abenteuerrennens. Es ist drei Uhr morgens und ziemlich kalt. Ein Lagerfeuer flackert in der Dunkelheit. Drei Teams sind bisher eingetroffen, die Ankunftszeiten wurden von Mitarbeitern des Patagonia Expedition Race genau notiert. Gerade ist das US-amerikanische Team Littleton Bike and Fitness am Kontrollpunkt angekommen. Die vier Sportler, darunter eine Frau, ziehen die Schuhe aus und setzten sich ans Lagerfeuer, um ihre aufgeweichten Füße zu trocknen. Sie erhitzen ihre Fertiggerichte: Hühnchen mit Reis und Teryaki-Sauce. O-Ton 10 16/5 We're not gonna sleep. We're gonna ride to the next trek and hopefully it will be light by the time we get there. 16/6 You know, the next trek is really kind of the crux of the race. If you can make it through there smoothely, without any major navegation errors, then the rest of the race will be, not easy, but at least it will be in smaller increments and broken up, and it will seem easier. Voiceover 10 Wir werden erst mal nicht schlafen. Wir fahren mit dem Rad zum Beginn des 110 Kilometer- Trekkings, bis dahin ist es hoffentlich hell. Dieses lange Trekking wird so etwas wie die Crux des Rennens. Wenn wir das hinter uns bringen, ohne uns groß zu verlaufen, wird der Rest des Rennens zwar nicht leicht, aber einfacher erscheinen, weil es kürzere Etappen sind. Atmo 14 (unter Autorentext) MD 3 1/1 Leise Stimmen am Lagerfeuer Autorin meint David Stiles, der Team-Captain. Kurz danach steigt die Mannschaft auf die Mountainbikes und verschwindet in der Dunkelheit. Am Kontrollpunkt Nummer zwei treffen im Laufe des Morgens und des Vormittags auch die anderen Athleten ein. Nur das Team Ungezähmt von Rob Dinterman ist bis zum Mittag immer noch nicht angekommen. Schließlich, um viertel vor eins, tauchen Rob und Sherry und ihre Teamkollegen Joel und Grant auf. Auf ihre Wanderstöcke gestützt, laufen sie langsam zum Lagerfeuer. Atmo 15 MD 3 1/5 Aufgeregte Stimmen Team Ungezähmt Autorin Aufgeregt fragen die Sportler, ob sie es geschafft haben. Tatsächlich sind sie gerade noch rechtzeitig vor der Schließung des Kontrollpunkts eingetroffen. Wenn der schon zu wäre, müsste die Mannschaft jetzt disqualifiziert werden. O-Ton 11 MD 3 1/4 We had some trouble finding ... river crossing ... too far south (hier abblenden, leise unter Autorentext) Autorin Grant, der für die Orientierung zuständig ist, erzählt, dass sie sich verlaufen und dadurch Zeit verloren haben. Rob, vor dem Rennen noch sehr gesprächig, wirkt jetzt niedergeschlagen und sagt kein Wort. Atmo 16 (kurz freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 3 2/4 Fahrradaufpumpen, Stimmen Autorin Siebzehn Kilometer Fahrradfahren warten nun auf das Team Ungezähmt. Joel hat einen Schlauch geflickt und pumpt den Reifen auf. Wir sterben vor Hunger, sagt er, aber unsere Essenstasche kriegen wir erst am nächsten Kontrollpunkt. Atmo 16 kurz hochziehen, dann ausblenden Autorin Einen Tag später, am Kontrollpunkt Nummer drei. Hier beginnt die gefürchtete 110 Kilometer lange Trekking-Strecke. Alle Mannschaften haben sich inzwischen auf den Weg gemacht, auch das Team Ungezähmt aus den USA. Es war auch an diesem Kontrollpunkt als letztes angekommen - vierzehn Stunden nach dem Spitzenteam, wie Organisationshelfer Christian Fremd berichtet: O-Ton 12 MD 3 29 Die haben natürlich mächtig diskutiert, die waren kurz davor, ganz aus dem Rennen auszusteigen. Hatten mich schon gefragt, wie kommen sie jetzt direkt nach Punta Arenas zurück. Also, ich hatte den Eindruck, dass die Stimmung im Team sehr, sehr unten war, weil sie sich eben vier Stunden vor dem vorherigen Checkpoint verlaufen haben. Und sich da wieder zusammen zu finden, und das Vertrauen zu finden, ist natürlich schon recht schwierig. Autorin Während des gut hundert Kilometer langen Trekkings über die Insel Feuerland sind die Athleten ganz auf sich gestellt. Weder die Mitarbeiter des Patagonia Expedition Race noch die Journalisten bekommen sie zu sehen. Atmo 17 (kurz freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 3 67 Knistern Lagerfeuer, Stimmen Autorin Am vierten Tag des Rennens beginnt am Kontrollpunkt Nummer vier das Warten auf das erste Team. Auf einer Waldlichtung, unweit eines Flusses, hat der Begleittross seine Zelte aufgeschlagen. Vom grauen Himmel nieselt feiner Regen auf Helfer, Journalisten und Fotografen herab, die sich am Lagerfeuer wärmen. Stjepan Pavicic, Organisator des Patagonia Expedition Race, läuft unruhig über die Lichtung, die von hohen Bäumen umgeben wird. (Atmo 17 langsam weg) Der Wald bietet einen gespenstischen Anblick, die meisten Baumkronen sind abgeknickt und manche Bäume umgefallen. Biber, die sich von der Rinde ernähren, haben sie zum Absterben gebracht. Der chilenische Geologe Pavicic ist der Erfinder des Rennens, das er Abenteuer am Ende der Welt nennt. Bevor er 2004 das erste Patagonia Expedition Race veranstaltete, hatte Stjepan selbst an einem Abenteuerrennen teilgenommen. O-Ton 13 MD 3 73 Sentí que en realidad prometían expedición y aventura pero en realidad era un paseo. Estaba muy controlado, habia puntos de control cada cinco, diez kilometros. 74 La verdad es que, para que haya aventura, tiene que haber incertidumbre. Es decir, tiene que haber una probabilidad de que no sea posible hacerlo. Y eso tiene que existir permanentemente, por ejemplo hoydía no sabemos si va a llegar un equipo en una hora, en dos horas, o tal vez simplemente ha sido largo para ellos y van a llegar esta noche. Enfin. Es normal aqui que equipos han calculado dos días para un trekking de cien kilometros, y lo hacen en cuatro o cinco. Y esto trae justamente los problemas de la alimentacion. Voiceover 13 Versprochen wurde eine Expedition, ein Abenteuer, aber tatsächlich war es ein Spaziergang. Es war alles sehr kontrolliert, alle fünf oder zehn Kilometer gab es einen Kontrollpunkt. Aber um ein Abenteuer zu erleben, muss es Ungewissheit geben. Es muss die Wahrscheinlichkeit bestehen, dass man das Rennen nicht schafft. Und zwar die ganze Zeit. Heute zum Beispiel wissen wir nicht, ob das erste Team in einer Stunde oder in zwei Stunden hier eintrifft, oder vielleicht erst in der Nacht. Bei diesem Rennen ist es normal, dass Mannschaften für ein Hundert-Kilometer-Trekking zwei Tage einplanen, und dann vier bis fünf brauchen. Das bringt dann natürlich Verpflegungsprobleme mit sich. Autorin Trotz oder gerade wegen dieser Strapazen - die Zahl der Menschen, die extreme Herausforderungen suchen, wächst. Eine zunehmende Zahl von Abenteuerrennen findet jedes Jahr rund um den Globus statt. Mit dem Patagonia Expedition Race liegt Stjepan Pavicic also im Trend. O-Ton 14 87 Algunos especialistas en el deporte creen que este va a ser el deporte del siglo. Tú puedes ir armar un equipo con tus amigos de montana, o tus companeros de kayak, y como son equipos relativamente chicos, de cuatro personas, realmente te da mucha independencia, para entrenar, para planificar en qué carrera ir. Y de alguna forma tambien estas haciendo un poco de turismo con esto. Esto es una mezcla entre deporte y turismo, porque la gente muchas veces elige las carreras por los lugares donde se desarrollan. Voiceover 14 Einige Experten glauben, dass dies der Sport des Jahrhunderts wird. Man kann mit wenigen Leuten eine Mannschaft bilden, mit seinen Bergsteiger- oder Kajakfreunden, und weil die Teams relativ klein sind, sind sie auch sehr unabhängig, was das Training und die Planung der Rennen angeht. Es gibt auch einen touristischen Aspekt. Abenteuerrennen sind eine Mischung aus Sport und Tourismus, weil die Sportler die Rennen oft danach auswählen, wo sie stattfinden. Atmo 18 (kurz freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 3 55 Brutzeln über dem Feuer Autorin Am Lagerfeuer, wo in einem Topf ein frischgefangener Fisch brutzelt, sitzt Mike Tittel, ein Fotograf aus Salt Lake City in den USA. Mike hat sich auf Abenteuerrennen und andere Outdoor-Sportveranstaltungen in der ganzen Welt spezialisiert. In Patagonien ist er bereits zum zweiten Mal. O-Ton 15 MD 3 62 I love Patagonia. I like places that are wild and untouched and remote and undeveloped. Sadly many places in the world that used to be wild and pure aren't any longer. Part of the reason Patagonia is so great is that it is so difficult to get to. It's kind of like a dream for many people. Especially for these racers, travelling through areas where very few humans have ever been, like this last 110 kilometer trek, nobody has been there. So for them, I think, it's an incredible and unique experience. Voiceover 15 Ich liebe Patagonien. Ich liebe Gegenden, die wild, abgelegen und unentwickelt sind. Viele Orte, die früher wild und unberührt waren, sind es aber leider nicht mehr. Patagonien ist auch deshalb so toll, weil es so schwer ist, hierher zu kommen. Für viele Menschen ist Patagonien so etwas wie ein Traum. Bei diesem Rennen kommen die Sportler durch Gegenden, in denen noch nie ein Mensch gewesen ist, zum Beispiel bei diesem 110-Kilometer-Trekking. Das ist eine unglaubliche und einzigartige Erfahrung. Atmo 19 (freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 3 91+92 Hastige Schritte Autorin Vierzehn Uhr dreißig am vierten Tag des Patagonia Expedition Race: helle Aufregung am Kontrollpunkt Nummer vier. Das erste Team ist zwischen den Bäumen aufgetaucht. Helfer und Fotografen rennen ihm entgegen. Atmo 20 (freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 3 93 Schritte, Stimmen "Welcome" - "So glad we are here..." (hier abblenden) Autorin Es ist die französische Mannschaft von Bruno Rey mit der US-Amerikanerin Terry Dewitt. Die vier Sportler wirken erschöpft. Auf ihre Stöcke gestützt, setzen sie vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Atmo 21 (kurz freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 4 5 Stimmen französisches Team Autorin Das Team sucht sich einen Platz auf der Lichtung, zieht Schuhe und Strümpfe von den wundgelaufenen Füßen und packt hastig die Tasche mit den Lebensmitteln aus. Wir hatten nicht genug zu essen dabei, erzählt Philippe, wir haben länger gebraucht als geplant. Team- Captain Bruno sieht etwas frustriert aus. O-Ton 16 MD 4 22/23 We have been walking 20 hours a day. That's the only way to make it. Because when you get lost. We were in a strong valley, we lost four or five hours, can you imagine. We felt very comfortable, we were sure of doing well, and all of a sudden we saw we had made such a mistake. OK, the other team must have passed us. So we had to push, and then you don't know. 25 And we wanted to take a rest shorter, but Terry didn't want. So, that's why we fought a little. Voiceover 16 Wir sind zwanzig Stunden pro Tag gelaufen. Anders war es nicht zu schaffen, denn wir hatten uns verirrt, vier oder fünf Stunden haben wir verloren. Wir waren uns sicher, auf dem richtigen Weg zu sein, und plötzlich merkten wir, dass wir einen Fehler gemacht hatten! Sicher hat uns schon ein anderes Team überholt, dachten wir. Also mussten wir ranklotzen. Wir drei Männer wollten die Pausen verkürzen, aber Terry nicht. Deshalb haben wir uns ein bisschen gestritten. Atmo 22 (kurz freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 4 13 Stimmen französisches Team gereizt Autorin Tatsächlich wirkt die Stimmung im Team gereizt. Terry und die drei Franzosen reden nur das Nötigste miteinander, was auch an den sprachlichen Verständigungsproblemen zu liegen scheint. Obwohl die Mannschaft an erster Stelle liegt und noch kein anderes Team in Sicht ist, wirkt sie gehetzt und radelt gleich nach dem Essen auf den Mountainbikes davon. Atmo 23 (freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 4 42 Aufgeregte Stimmen "Come on, guys" ... "Go go go" ... Klatschen Autorin Fast fünf Stunden später trifft das türkische Team Touareg Turk ein. Mit müdem, schleppendem Gang bewegen sich die drei Männer und eine Frau auf den Kontrollpunkt zu, doch sie scheinen froh und stolz, es geschafft zu haben. O-Ton 17 MD 4 45 Hey! Tierra del Fuego is not Fireland. Agualand, Agualand! Waterland! - Lachen - 50 Water, water, water. - Lachen - It's difficult. But very funny. Yeah. Amazing. Amazing nature. Good Patagonia, very good. But Tierra del fuego is waterland! - Lachen (langsam abblenden) Voiceover 17 Hey, Feuerland ist nicht Feuerland, sondern Wasserland. Wasserland! (Lachen) Wasser, Wasser Wasser! (Lachen) Es ist schwer. Aber sehr lustig, yeah. Unglaubliche Natur! Patagonien ist klasse. Aber Feuerland ist Wasserland! (Lachen) Atmo 24 (leise unter Text) MD 4 47 Stimmen auf türkisch Autorin ruft Teammitglied Utkür Yasar gutgelaunt. Er meint wohl den Dauerregen und die Sümpfe, die sie während des langen Trekkings durchwatet haben. Neben ihm strahlt Bakiye Duran über das ganze Gesicht. Die Sportlerin und pensionierte Lehrerin aus Istanbul ist klein und hat einen robusten, sehnigen Körper. Die 49jährige nimmt seit ein paar Jahren an Abenteuerrennen teil und ist eigentlich Marathonläuferin. O-Ton 18 52 Ultra-Marathon. Hundred kilometers, two hundred kilometers, three hundred kilometers, maybe five hundred kilometers, maybe. Voiceover 18 Ich laufe Ultra-Marathons. Hundert, zweihundert, dreihundert, vielleicht sogar fünfhundert Kilometer. Autorin (darunter wieder Atmo 24) Der türkische Team-Captain Ali Riza Bilal, ein großer Mann mit Schnurrbart, streckt die Beine von sich. Seine Füße sind von der Feuchtigkeit ganz aufgeweicht und schrumpelig. O-Ton 19 56 Patagonia was my dream. Dreamland. But I think after that race, it was not - Lachen - no no no, I like it very much. In three days never see human. Walking, walking, walking, stop, again walking, walking, walking - nobody! Nobody. Nobody! Nothing. Just guanacos. In the middle of the trekking section I was so slow, and Faruk carried my backpack. And also the second mountain bike section, Utkür helps Bakiye, and Faruk helps me. We are pulling together with the ropes. We are a team. Thank you very much I have to eat now. Voiceover 19 Patagonien war mein Traumland. Aber nach diesem Rennen nicht mehr. (Lachen) Nein, nein, es gefällt mir immer noch. Wir haben drei Tage lang keinen Menschen gesehen. Laufen, laufen, laufen - Stop. Wieder laufen, laufen, laufen - niemand! Kein Mensch! Nichts! Nur Guanakos. Nach der Hälfte des Trekkings war ich so langsam, dass Faruk meinen Rucksack getragen hat. Und auf der zweiten Fahrradetappe hat Utkür Bakiye geholfen, und Faruk mir. Wir haben die Räder zusammengebunden. Wir sind ein Team! So, jetzt muss ich etwas essen. Atmo 25 (freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 4 5/6-8 Gejohle, Rufen, Stimmen, Schritte Autorin Im Laufe des Abends treffen auch das Team Littleton Bike and Fitness aus den USA und das spanische Team am Kontrollpunkt ein. Erschöpft vom schwierigen Terrain, mit Blasen an den Füßen, aber das Ziel klar vor Augen: O-Ton 20 MD 4 6/9 La meta? Puerto Williams. Nuestro objetivo es terminar la carrera lo mas entero posible. Y con buen humor, contandosnos un chiste, y celebrando en la meta. Voiceover 20 Unser Ziel ist Puerto Williams. Wir wollen das Rennen beenden und dabei unsere gute Laune und unseren Humor nicht verlieren. Und am Ziel wollen wir feiern. Autorin In den nächsten Tagen überqueren die Teams die Darwin-Kordillere - jedoch nur vier der ursprünglich elf angetretenen Mannschaften sind noch dabei. Sechs von ihnen sind am 110- Kilometer-Trekking gescheitert, auch das Team Ungezähmt aus den USA. Noch vor der Darwin-Kordillere gibt auch die Mannschaft der Chilenin Verónica Bravo auf - wegen einer Sehnenscheiden-Entzündung eines Teamkollegen. Die ausgeschiedenen Athleten schlagen sich auf eigene Faust und hungrig zurück nach Punta Arenas durch. Drei bis vier Tage sind sie im Niemandsland unterwegs, die Lebensmittelvorräte sind aufgebraucht. Eine Kontaktaufnahme mit der Organisation ist schwierig - die Satellitentelefone funktionieren schlecht. Und das Büro in Punta Arenas ist nicht immer besetzt. Noch etwas anderes passiert: Ein Helfer des Rennens fällt auf einen scharfkantigen Felsen und zerschneidet sich die Hand. Erst nach 26 Stunden kommt der Hubschrauber, der ihn in die Klinik bringt. Atmo 26 (freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 5 9/1 Stimmen, Geschirrgeklapper Autorin Am zehnten Tag des Patagonia Expedition Race sitzen die vier übrig gebliebenen Teams am Ufer des Beagle-Kanals fest. Nachdem die erste Kajak-Etappe des Rennens wegen schlechten Wetters abgesagt werden musste, ist nun auch die Fahrt über den Beagle-Kanal gefährdet. Die Organisation hat es bisher nicht geschafft, die Kajak-Ausrüstung der Teams hierher zu transportieren. Die entkräfteten Sportler sind in einer primitiven Baracke untergekommen, wo sie an diesem Morgen frühstücken. Bruno Rey aus Frankreich steht in der schäbigen Küche. Sein Team ist schon seit zwei Tagen hier. Brunos Gesicht ist unrasiert und verquollen. Er sieht fertig aus. O-Ton 21 9/3 You know, it's the effort, and staying there, waiting for whatever. I'm fed up. One day they say: you go Kayak, you don't go. It has to finish. It's not funny. It's freezing cold at night. 9/4 I like them very much, but I think the organization is not good. I have never seen something like this before. Because, we could have a ride and finish with the race in at least one day. Voiceover 21 Es ist die Anstrengung, aber auch, dass wir hier warten müssen, und keiner weiß, worauf. Ich hab die Nase voll. Mal sagen sie: ihr fahrt Kajak, dann wieder: ihr fahrt nicht. Das muss aufhören. Das ist nicht lustig. Es ist eiskalt hier nachts. Ich finde, die Organisation ist nicht gut. So etwas habe ich noch nie erlebt. Wir könnten das Rennen an einem Tag beenden. Atmo 27 (unter Autorentext) MD 4 9/2 Stimmen, Geklapper Autorin Bruno wirkt nicht nur abgekämpft, sondern auch etwas bedrückt. Während des Trekkings über die Darwin-Kordillere hat er mit seinem Team eine dramatische Situation erlebt. O-Ton 22 9/5 We had to cross a big river which was very very dangerous. (...) We had been looking for hours the way to cross it. Because the current was very strong and the water level was high. And I was stuck to a piece of tree, put under the water, I was about to die. Believe me. With the water on my head, and I had just a moment to breathe, and at this time I could handle something, a piece of branch, and shouted to Cyril, and he took me out, but I thought it was finished. Voiceover 22 Wir mussten durch einen reißenden Fluss, was sehr gefährlich war. Wir hatten stundenlang nach einer Stelle gesucht, um hinüber zu gelangen. Wegen des Regens war die Strömung sehr stark und das Wasserlevel sehr hoch. Ich wurde mit dem Kopf unter Wasser gedrückt. Glaub mir, ich wäre beinahe gestorben. Ich bin kurz aufgetaucht, konnte atmen und mich an einem Ast festhalten und nach Cyril rufen. Er hat mich herausgezogen. Aber ich dachte schon, es wäre vorbei. Autorin (darunter Atmo 27) Auch für das US-amerikanische Team Littleton Bike and Fitness war die Fluss-Durchquerung ein traumatisches Erlebnis. Bevor es durch die Fluten watete, versuchte es per Satellitentelefon, die Organisatoren des Patagonia Expedition Race zu erreichen - vergeblich. David Stiles, der Team-Captain, wirft der Organisation schlechte Planung vor - selbst für ein Abenteuerrennen sei der Fluss ein zu gefährliches Hindernis gewesen. O-Ton 23 12/9 There is no reason to put team's live in danger. If that particular crossing was earlier in the race, when there were a lot of teams that may not have been that experienced as the four teams that were left, someone would have died there. I guarantee it. Because it was so dangerous. We were done with it and we were all just crying, because it was so emotionally taxing and hard. None of us wanted to do it, but we had to. And that's the problem: the organization didn't give us an option. We had to do it. Voiceover 23 Es gibt keinen Grund, das Leben der Teams zu gefährden. Wenn dieser Fluss früher zu durchqueren gewesen wäre, als noch mehr unerfahrene Teams im Rennen waren, wäre jemand ums Leben gekommen. Garantiert. Es war so gefährlich. Wir haben alle geheult, nachdem es vorbei war, weil es so hart war. Keiner von uns wollte durch diesen Fluss, aber wir hatten keine andere Wahl. Das war das Problem: die Organisation hat uns keine Alternative gegeben. Wir mussten da durch. Atmo 28 (freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 10/10 Stöhnen, Reden Autorin Zwar könnten sie längst am Ziel sein, doch die vier Spitzenteams müssen weiter in der Baracke am Beagle-Kanal ausharren. Der türkische Team-Captain Ali Riza stöhnt vor Schmerz, als der chilenische Arzt Carlos seine Blasen behandelt. Terry, die US-amerikanische Triathletin im französischen Team, hat sich in eine Wolldecke eingewickelt. Sie hat tiefe Ringe unter den Augen. O-Ton 24 11/5 So different. So different. You know a triathlon is something, the entire event is all physical. You have to push, push, push for twelve hours. But this is, oh man, mentally it's a game. The whole game is in the mind. It's really not the body. It's the mind. How much can you take? How much can you keep going? How much can you stand of this? The winner will be the team that mentally can pull it together. Voiceover 24 Das hier ist ganz anders als ein Triathlon. Ein Triathlon ist eine rein physische Sache. Man muss das zwölf Stunden lang durchziehen. Aber das hier, oh Mann, das ist eine mentale Herausforderung. Es spielt sich alles im Kopf ab, nicht im Körper. Wie lange hält man durch? Wie viel erträgt man? Das Team, das das mental am besten auf die Reihe kriegt, gewinnt. Autorin Terry wirkt mitgenommen und etwas verloren. Als sie von ihrem Mann und den kleinen Töchtern erzählt, die zu Hause auf sie warten, werden ihre Augen feucht. Nachdenklich sagt sie: O-Ton 25 MD 5 11/12 When you start really thinking about the importance of live, and what's important, and here you are doing something terribly dangerous and risking not seeing them. This is really crazy, you know. Voiceover 25 Man fängt an, über die Bedeutung des Lebens nachzudenken, und darüber, was wichtig ist. Und hier bin ich und tue etwas schrecklich Gefährliches, und riskiere, sie nicht wieder zu sehen. Das ist echt verrückt. Autorin Und dann geht alles plötzlich ganz schnell. O-Ton 26 MD 5 13/5+6 I suggest that the official race ends here, that the official time will be the time you made until here (hier abblenden) Autorin Ich schlage vor, dass das Rennen hier endet, sagt Mit-Organisatorin Ann Meidinger, die die Team-Captains zusammen getrommelt hat. Sie erklärt, dass es aus logistischen Gründen nicht möglich sei, die Kajak-Ausrüstung bereit zu stellen, und dass auch die Mountainbikes für die letzte Radetappe nach Puerto Williams nicht da sind. Auf den Gesichtern der Sportler zeichnet sich eine Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung ab. Zwar fehlt dem Rennen nun das Ende, aber wenigstens ist das untätige Warten in der unbequemen Baracke vorbei. Als Sieger wird das weit vorne liegende französische Team festgesetzt, gefolgt von der spanischen und der türkischen Mannschaft und dem Team Littleton Bike and Fitness. Atmo 29 (freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 6 29 fröhliche Stimmen, Anstoßen Autorin Statt, wie angekündigt, nach Punta Arenas geflogen zu werden, müssen die Sportler noch eine 25stündige Schiffsfahrt hinter sich bringen. Auf dem chilenischen Militärschiff versuchen sie, sich von den gravierenden Organisationsmängeln nicht die Stimmung verderben zu lassen, und stoßen auf ihre Leistung an. Atmo 29 hochziehen dann KREUZBLENDE Atmo 30 (freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 6 37 "These four teams are..." ... Applaus ... Autorin Am nächsten Abend werden in Punta Arenas die Sieger geehrt - und auch die Verlierer. Das frühzeitig ausgeschiedene Team Ungezähmt von Rob Dinterman ist vollzählig erschienen, doch Rob und Grant verlassen bald den Saal. Ihre Teamkollegen Joel und Sherry bleiben noch ein wenig. O-Ton 27 42 We don't really feel that the race course beat us, but our team beat us. Our team was not really good. One of the guys really fell apart mentally. He just broke down. By checkpoint three he just wanted to quit. And then Grant's feet fell apart. Both Joel and I wanted to finish the race, we didn't want to quit all. (...) So we were disappointed with our team, not with the race itself. 46 I would love to have the opportunity to do it again. 49 Because I'm not young, there is not that many opportunities for me. Voiceover 27 Wir sind nicht an dem Rennen gescheitert, sondern an unserem Team. Es war nicht gut. Einer der Kerle hat es mental nicht gepackt. Er wollte schon am Kontrollpunkt drei aufhören. Und dann waren auch noch Grants Füße kaputt. Joel und ich wollten weitermachen, wir wollten nicht aufgeben. Wir sind von unserem Team enttäuscht, nicht von dem Rennen. Ich würde es sehr gerne noch einmal versuchen. Aber ich bin nicht mehr jung, so viele Gelegenheiten wird es nicht mehr geben. Atmo 31 (kurz freistehen lassen, dann leise unter Text) MD 6 35 Klatschen und Johlen Autorin Loreto García Fuentes hat eine Medaille um den Hals. Ihr Team, das spanische, hat geschafft, was es sich vorgenommen hatte: Sie waren bis zum Ende dabei. Und doch wirkt Loreto ein wenig enttäuscht. O-Ton 28 52 Al no haber una meta, pues nos cortaron un poco la alegria, el disfrutar de este momento de plenitud del final de la carrera. Cuando estabamos haciendo el ultimo trekking, tu visualizabas el llegar a la meta. Nuestro fin no era ganar, sino llegar. Entonces en todo el trayecto siempre pensamos en llegar a la meta, en vernos alli, los cuatro. Y eso no lo tuvimos. Y entonces nos ha quedado un vacio. La verdad es que es decepcionante. Voiceover 28 Dadurch, dass es kein Ziel gab, hat man uns ein bisschen die Freude genommen. Wir konnten das Ende des Rennens nicht so genießen. Während des letzten Trekkings haben wir uns immer vorgestellt, das Ziel zu erreichen. Wir wollten ankommen, nicht gewinnen. Wir haben während des ganzen Rennens immer an uns vier im Ziel gedacht. Und das haben wir nicht erlebt. Deswegen bleibt eine Leere. Das ist enttäuschend. Autorin Abenteuer hat das Patagonia Expedition Race seinen Teilnehmern zweifellos geboten. Aber auf Logistikprobleme und Organisationspannen hätten die meisten sicher lieber verzichtet. 1