Hörspiel Feature Radiokunst Das Feature Zurück zur Utopie? Der Kibbuz sucht nach einer neuen Rolle. Autor: Daniel Cil Brecher Regie: Matthias Kapohl Redaktion: Wolfgang Schiller Produktion: Deutschlandfunk 2024 Erstsendung: Dienstag, 28. Mai 2024, 19:15 Es sprachen Andreas Grothgar, Jean Paul Baeck, Sigrid Burkholder, Marc Fischer und Bruno Winzen Ton und Technik Eva Pöpplein und Oliver Dannert Urheberrechtlicher Hinweis Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. (c) - unkorrigiertes Exemplar - O-Ton Alon Pauker: My concentration abilities are somewhat lower than they were before. We were sitting with my wife in the safe room at the time. Autor Er kann sich nicht mehr gut konzentrieren, sagt Alon Pauker, seit er mit seiner Frau im Schutzraum gesessen hat. O-Ton Alon Pauker: You are so concentrated to save yourself like you understand that something will happen later. Autor Für ihn sei es nur noch ums Überleben gegangen, einen Tag und eine halbe Nacht lang, im Schutzraum seines Häuschens im Kibbuz Be'eri am Gazastreifen, am Rande der Negev-Wüste. So empfängt mich der 50jährige Historiker und bittet um Nachsicht. O-Ton Alon Pauker: We had the WhatsApp groups. We start to understand that they burn houses and they kill, they murder people and they kidnap people. And then for 15 hours we were like inside the battlefield. But if we compare it to others, we were lucky because the terrorists didn't get into our house, we didn't have to do the battle for life or death on the door handle of the safe room. And they didn't burn my house. So, we only had to sit in the safe room and hear the battle all around. Sprecher 2 Über die WhatsApp-Gruppen hörten wir, dass sie Häuser niederbrennen, Menschen ermorden und entführen. Wir saßen 15 Stunden lang mitten in einem Schlachtfeld. Verglichen mit anderen hatten wir Glück. Die Terroristen sind nicht in unser Haus gekommen und wir mussten an der Türklinke des Schutzraums nicht um unser Leben kämpfen. Und sie haben mein Haus nicht niedergebrannt. Wir mussten nur im Schutzraum sitzen und die Schlacht um uns herum miterleben. Autor Am 6. Oktober, am Vorabend des Massakers, bei dem mehr als 90 Bewohner ermordet und 30 entführt wurden, feierte Be'eri den 77. Jahrestag seiner Gründung. Die Geschichte von Be'eri spiegelt die tragische Rolle vieler Kibbuzim. 1946 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zusammen mit zehn anderen Siedlungen errichtet, sollte Be'eri eine jüdische Präsenz in der Negev-Wüste etablieren. Der Negev war bis dahin nicht von Juden bewohnt. Die Errichtung der Kibbuzim an der Grenze zu Gaza barg die nächste Tragödie schon in sich. Im Krieg von 1948 wurden die arabischen Bewohner aus dem Hinterland vertrieben, um die exponierten jüdischen Siedlungen zu sichern. Die Flüchtlinge flohen in den Gazastreifen. O-Ton Alon Pauker: The kibbutz was a tool by the Zionist movement to settle the borders. And when you make it on the base of sharing, on a communal basis, it just makes it easier. People just helping each other. So they understood that the kibbutz is the best tool to settle the borders. The Jewish population in Palestine, they appreciated the kibbutz so much not because of its socialist way of life but because of his pioneering act, the most difficult tasks that are most important for the establishment of an independence Jewish state. So, we appreciate them for that. Sprecher 2 Der Kibbuz war ein Instrument der zionistischen Bewegung um die Grenzregionen zu besiedeln. Wenn man das als Gemeinschaft macht, wird es einfacher. Die Leute helfen sich einfach gegenseitig. Für sie war der Kibbuz das beste Mittel zur Sicherung der Grenzen. Die jüdische Bevölkerung in Palästina schätzte den Kibbuz nicht wegen seiner sozialistischen Lebensweise, sondern wegen dieser Pioniertat, dem schwierigsten und wichtigsten Beitrag zur Errichtung eines unabhängigen jüdischen Staates. Autor Alon Pauker meint, dass sich die Beziehungen zwischen dem Kibbuz und dem jüdischen Staat schon direkt nach 1948 veränderten und die Basis für die spätere Krise bildeten. O-Ton Alon Pauker: the kibbutz got to the establishment of the state like they made their goal, we have a state, and they wanted now to concentrate on building their home. So, these two factors, the state needs you less and the members are somewhat tired, started the kibbutz to change the direction. Sprecher 2 Mit der Staatsgründung hatte der Kibbuz seine Aufgabe erfüllt. Der Staat war da. Die Kibbuzim wollten sich jetzt auf den Aufbau der eigenen Gemeinschaft konzentrieren. Diese beiden Faktoren, der Staat braucht dich weniger und die Mitglieder sind müde, haben den Kibbuz dazu veranlasst, eine neue Richtung einzuschlagen. Autor Der Überfall auf die Kibbuzim am 7. Oktober hat das Ansehen der Kollektive unerwartet gestärkt und das Gespräch über ihre Zukunft neu entfacht. Ansage Zurück zur Utopie? Der Kibbuz sucht nach einer neuen Rolle. Ein Feature von Daniel Cil Brecher. Musik Beharim Kvar Hashemesh Melahetet. Zitat Ich habe in Israel viele Überraschungen erlebt. Der Besuch eines Kibbuz war aber vielleicht die größte; denn hier, das spürte ich deutlich, war ich dem Geheimnis nahe, das die Wiedergeburt eines über die ganze Erde zerstreuten, gedemütigten und verachteten Volkes in eine selbstbewusste und tapfere Nation bewirkte. Zitat Diese Berge Judäas waren in ihrer Kargheit fast unbewohnbar geworden. Doch schon ist das Land von jungen Siedlungen überzogen. Weit verstreut blinken die Dächer junger Kibbuzim, deren Häuser nach wenigen Jahren harter Aufbauarbeit bereits in dichtes Grün gebettet sind. Denn auch die Erde Judäas ist fruchtbar. Man sagt, dass die Berührung mit dem biblischen Boden bereits rein körperlich einen vom jüdischen verschiedenen, israelischen Typ hervorbringe. Autor Zwei deutsche Reiseberichte über Israel aus den Fünfzigerjahren. Damals kamen zum ersten Mal nach dem Krieg Deutsche in das Land. Sie schufen Erzählungen, die unser Bild von Israel bis heute beeinflussen. Der Kibbuz spielte dabei eine zentrale Rolle. Er schien das Wunder, ja das Heroische, der Gründung Israels zu verkörpern. Der Kibbuz wurde bewundert, ebenso wie das Land selbst. Die Wunschvorstellung vom Juden, der durch die Berührung mit der Scholle zu einem neuen Typen, dem Israeli, wird, war nicht nur in Deutschland populär. Auch in Israel war der Kibbuz von Mythen umgeben und stand für das Neue und Revolutionäre, dass sich im Land zu entfalten schien. O-Ton Edna Nathans: ?-14 ??????? 1940 ??? ???????? ?????? ??????? ????? ?????? ???? ??? ????? ????? ???? ?????? ??? ????? ????? ?????? ??? 20 ??? ?????? ???? ????? ????? Sprecherin Am 14. Februar 1940 stieg die erste Gruppe den Hügel hinauf. Oben gab es nur Bäume und Felsen. Einige Dutzend junge Leute, alle etwa zwanzig Jahre alt und ohne jede Erfahrung, gründeten so einen Kibbuz. Autor Die jungen Leute kamen aus Deutschland. Sie nannten den Kibbuz Matzuva. Er liegt direkt an der Grenze zum Libanon. O-Ton Edna Nathans:?? ??? ?????? ???????? ?????? ????? ??????? ???? ??????? ?????? ????? ?????? ??????? ????? ????? ????????? ???? ???? ?? ????? ??????? ????? ??? ??? ????? ?? ??? ?????? ?????? ????? ?????? ????? ?????? ???? Sprecherin Das war in der Zeit, in der Flüchtlinge aus Europa, aus Deutschland, kamen. Wir mussten Siedlungen bauen und die Grenzen sichern. Matzuva sollte laut Teilungsplan im Libanon liegen. Autor Edna Nathans. Sie wurde 1942, zwei Jahre nach der Gründung, in Matzuva geboren. Ihr Vater war damals 24 Jahre alt und stammte aus Berlin. Ihre Mutter war 22 und kam aus Hamm in Westfalen. Die mehr als 50 jungen Leute aus Deutschland wohnten die ersten Jahre in Zelten, bauten eine Mauer und einen Wachturm, räumten Steine. Während des Krieges von 1948 wurde Edna zusammen mit allen Kindern des Kibbuz nach Haifa evakuiert, 50 Kilometer von der Grenze entfernt. Warum hatten ihre Eltern das Leben in einem Kibbuz an der Grenze gewählt? Zog sie der Zionismus an oder das Kibbuzleben? O-Ton Edna Nathans: ??????. ?? ???? ?? ?? ??????. ?????? ?? ?? ???: ???? ??? ?????? ????? ??? ?????. ?? ?? ??? ?? ??? 100% ?? ???? ??? ???? ????? ????? ???? ??????? ???? ???? ??? ???? ?? ?? ???? ??? ???? ????? ??? ???? ?????. ?????? ???? ?? ???? ???? ????? ???????. ??? ????? ???????? ???? ???? ???? ????? ?? ?????, ?? ??????, ?? ???? ??? ????? ?????. Sprecherin Beides. Nicht nur Zionismus, sondern auch Sozialismus, Gleichheit für alle. Niemand besaß etwas. Das Motto war: Nach den eigenen Fähigkeiten geben und nehmen nach eigenen Bedürfnissen. Das war nie 100 %. Es gab immer solche, die mehr gaben, als sie konnten, und solche, die mehr hätten geben können und immer mehr für sich selbst forderten. Diese Dinge haben der Realität nicht immer standgehalten. Aber in den ersten Jahren haben sich alle sehr bemüht, Gleichheit und Solidarität zu wahren. Autor Heute, mit 81, musste Edna Nathans zum zweiten Mal in ihrem Leben wegen eines Krieges den Kibbuz Matzuva verlassen. Am 8 Oktober 2023, einen Tag nach dem Angriff der Hamas auf die Kibbuzim am Gazastreifen im Süden, wurden auch die Kibbuzim und Siedlungen an der Grenze im Norden evakuiert und zum militärischen Sperrgebiet erklärt. 120.000 Menschen zogen in Hotels oder zu Verwandten. Ich besuche Edna bei ihrer Tochter im Kibbuz Gan Ner. Während ich mit Edna spreche, fliegen Kampfjets über das Haus. Wir sind hier 80 Kilometer von Matzuva entfernt, in der Nähe der Grenze zu Jordanien und Syrien. Die Israelische Luftwaffe fliegt hier täglich Angriffe. Edna hat seit Ausbruch des Krieges im Oktober 2023 an vier verschiedenen Orten gewohnt, bei Verwandten und in Hotels. Will sie nach Ende des Gaza-Krieges nach Matzuva zurück, an die Grenze zum Libanon, an der jeden Tag geschossen wird? O-Ton Edna Nathans: ??? ?? ???? ?? ???? ??? ????? ???. ??? ??? ???? ???? ????? ????? ?? ?? ?? ?? ??? ??????? ??????? ??? ?? ??? ??????, ??? ???? ??????. ???? ??? ??? ?? ???? ?? ?????? ?? ????? ???? ?? ?? ???? ?? ????? ??? ????? ????. ?? ???? ???? ???. ???? ?????. ????? ?????? ?? ???? ??? ?? ???? ????? ?? ?????, ??? ????? ?????, ??? ???? ??????. ????? ???? ?????? ???? ???? ???? ???? ????? ?? ????? ????? ???? ????? ?? ?? ?? ???? ??? ??????????. ?? ????? ????? ????? ????? ?? ?? ????? ??????? ????? ?????? ?? ?? ???? ?? ???? ?? ??? ???? ????? ????? ?? ????? ?? ??? ????? ?????? ??? ??? ??? ????? ??? Sprecherin Ich selbst kann mir nicht vorstellen, woanders zu leben. Aber man hört immer mehr, die umdenken, und zwar sowohl wegen des gemeinsamen Traumas als auch wegen des mangelnden Vertrauens in die Regierung. Früher war jemand, der den Kibbuz oder Israel verließ, ein Verräter. Jetzt nicht mehr. Die Menschen fragen sich, wann wir nach Hause zurückkehren können und in welchem Zustand der Kibbuz sein wird. Der Kibbuz hat sich in den letzten Jahren stark verändert, es gibt viele Externe, die nicht mehr ideologisch motiviert sind. Und wenn man plötzlich selbst so lange an anderen Orten gelebt hat, sieht man, dass das auch in Ordnung ist. Ich weiß nicht, ob ich in die Gefahrenzone im Norden zurückkehren möchte, wenn es mir woanders auch gut geht. Autor Der Kibbuz Matzuva, das Wehrdorf der 40er Jahre, ist 80 Jahre nach der Gründung zum Teil privatisiert. Nur ein Viertel der etwa 1000 Bewohner sind heute noch Kibbuz-Mitglieder. Der Rest sind Besitzer von privaten Eigenheimen, die auf Kibbuzland gebaut wurden. Gemeinsame Einrichtungen wie Speisesaal und Kinderhaus sind verschwunden. War es leicht, sich auf dieses neue System einzustellen, in dem die Gemeinschaft nicht mehr das ganze Leben bestimmt? Edna war Lehrerin in der Kibbuz-eigenen Schule. O-Ton Edna Nathans: ???? ?? ????? ????? ???? ????? ?? ?????? ???. ?? ?????? ???? ????? ?? ???? ????? ???? ?? ????? ??? ???. ??? ????. ?? ??? ????? ???????. ????? ?????? ?????? ???, ???? ?????? ??? ??, ??? ?? ????? ?????, ?????? ????, ?????? ????. Sprecherin: Zu allererst habe ich gelernt, in Frieden mit meinen Bedürfnissen zu leben. Ich bin mit dem Gefühl aufgewachsen, dass ich nichts brauche. Alles war gut. Ich habe keine besonderen Bedürfnisse. Ich habe gelernt, meine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und nicht nur die Bedürfnisse der Gesellschaft oder die Bedürfnisse des Kibbuz. Musik Autor Wir fahren zum Kibbuz Beit Oren östlich der Hafenstadt Haifa. Hier wohnt jetzt Max Nathans, der Schwager von Edna. Auch er ist in Matzuva zuhause. Auch er wurde am 8. Oktober evakuiert. Ich treffe Max im Gemeinschaftshaus von Beit Oren mit seinen alten Möbeln, Postern und verschlissenen Orienteppichen. Das Dekor würde gut in eine Kalifornische Hippie-Kolonie der 70er Jahre passen. Beit Oren wurde 1936 von 15 jungen Leuten geründet, die hier ein Zeltlager und einen Wachtturm errichteten. Mitte der 1980er Jahre kam der Kibbuz in finanzielle Schwierigkeiten. Praktische alle jüngeren Mitglieder gingen weg. Max ist heute fast 90. Dass er Matzuva verlassen musste, fiel ihm sehr schwer. In Matzuva lebte er seit den 60er Jahren. Er kam damals als idealistischer junger Mann aus den Niederlanden. Max ist Elektriker. O-Ton Max Nathans: Toentertijd toen ik in Matzuva kwam was het nog een echte kibboets met allerlei besluiten die moesten genomen worden in de vergadering. Hoeveel pakjes sigaretten je in de week krijgt. En als dan dus iemand was die werkte heel hard in de bananencultuur maar hij rookte veel en hij wilde dat de kibboets hem meer pakjes sigaretten zou geven. En de kibboets die zij nee. Toen zeg die, nou, als dat niet kan - ik kan dat niet van mijn budget want iedereen die heeft zijn eigen geld wat die kan krijgen aan het eind van de maand - dus dan ga ik de kibboets uit. En dat heeft ie gedaan. Da waren dus de gekste regelen. Sigaretten, dat was een noodzaak. En als je niet rokte dan kreeg je bijvoorbeeld geen chocola in plaats of wat anders. Alleen sigaretten. Sprecher 1 Als ich nach Matzuva kam, war das noch ein echter Kibbuz, in dem alle Entscheidungen in der Versammlung getroffen wurden. Wie viele Päckchen Zigaretten bekommen wir pro Woche? Da war zum Beispiel jemand, der sehr hart in der Bananenkultur arbeitete, aber viel rauchte. Er bat um mehr Zigaretten. Der Kibbuz lehnte das ab. Der Mann sagte: wenn ich die nicht kriege, dann gehe ich weg. Ich kann die Zigaretten nicht aus meinem Budget bezahlen. - Das Geld, das jeder am Ende des Monats bekam. - Er hat den Kibbuz verlassen. Da liefen die verrücktesten Dinge. Zigaretten, das war eine Notwendigkeit. Wenn man nicht rauchte, bekam man stattdessen auch keine Schokolade oder sonst was. Nur Zigaretten. Autor Billig und schnell landwirtschaftliche Siedlungen errichten zu können, besonders an den immer schon umstrittenen Grenzen, machte den Kibbuz in den Anfangsjahren zum wichtigsten Instrument der Siedlungs- und Sicherheitspolitik. Idealismus und die Selbstgenügsamkeit der Mitglieder bildeten die Voraussetzung für den Erfolg des Kibbuzes. O-Ton Max Nathans: Je mocht geen dingen privé hebben. En als je dus een radio kreeg van iemand of een stereotoren met een grammofoon dan stond het in het clubhuis. Als je een auto nodig had dan schreef je je ervoor in en dan kreeg je een auto. Je moest dan wel voor de benzine betalen van je budget. Sprecher 1 Wir durften nichts privat besitzen. Wenn jemand ein Radio oder eine Stereoanlage mit Schallplattenspieler geschenkt bekam, musste die ins Clubhaus. Wenn jemand ein Auto benutzen wollte, konnte er sich dafür einschreiben. Du bekamst das Auto, aber musstest das Benzin selbst bezahlen. Autor Um die Kibbuzim herum wuchs der Wohlstand. In der israelischen Gesellschaft wurde Privatbesitz, wie auch anderswo, zum Maßstab eines erfolgreichen Lebens. Die Kibbuz-Mitglieder dagegen mussten sich ihre Kleidung immer noch im Lagerhaus des Kibbuzes aussuchen. Viel Auswahl gab es nicht, und Individualität schon gar nicht. Und dann war da noch die Frage des Urlaubs. O-Ton Max Nathans: Eens in de zoveel jaar stuurden ze je 3 weken of zo naar Europa op vakantie. Maar als je eens op vakantie was geweest op kosten van je familie in Europa die jou uitnodigde dan werd je van een lijst gehaald. Sprecher 1 Alle paar Jahre schickten sie dich für etwa drei Wochen in den Urlaub nach Europa. Wenn du aber auf Kosten deiner Verwandtschaft schon im Urlaub gewesen warst, dann strichen sie dich von der Liste. Autor Auch die für den Kibbuz typische Verteilung der Arbeit passte bald nicht mehr. O-Ton Max Nathans: Je kreeg vaak werk door rotatie, niet zozeer dat je gestudeerd had en dat jij precies wist wat je moet doen. Nee, toevallig was klaar met in de bananen werken en je was daar behoorlijk goed. Oké, we maken je directeur van de textielfabriek voor een jaar. We hadden dus een textielfabriek. Die begon met simpele matjes te weven en daarna zijn we bekend geworden door luiers en daarna lakens. Maar er werd in de laatste jaren over geïnvesteerd. En de mensen, die managers van de fabriek, die zagen niet dat heel West-Europa helemaal niet meer meedeed met de textiel business. Alles werd verhuisd naar India en Azië en Latijns-Amerika. En wij investeerden nog in al die moderne machines. En toen hadden wij schuld. Sprecher 1 Oft bekam man einen Job nicht deshalb, weil man studiert hatte und genau wusste, was man tun musste, sondern weil man an der Reihe war. Zufällig warst du gerade mit der Arbeit in den Bananen fertig und warst dort ziemlich gut gewesen. Okay, wir machen dich jetzt mal für ein Jahr zum Direktor der Textilfabrik. Wir hatten eine Textilfabrik. Wir haben mit dem Weben einfacher Matten begonnen und dann wurden wir mit Windeln und mit Laken bekannt. Doch in den letzten Jahren wurde falsch investiert. Die Leute, die die Fabrik managten, haben nicht gesehen, dass ganz Westeuropa aus dem Textilgeschäft ausgestiegen war. Alles wurde nach Indien, Asien und Lateinamerika verlagert. Und gleichzeitig haben wir in moderne Maschinen investiert. Auf einmal hatten wir hohe Schulden. Autor Die Fabrik ging Pleite und damit der ganze Kibbuz. Die Matten und die Windeln, die Bananen und die Avocados, alles war Teil eines Betriebes. Alles wurde geschlossen, auch die Schule. Junge Familien wanderten ab. Der Kibbuz beschloss, sich auf Bananen und Avocados zu beschränken und einen Teil seines Bodens als Bauland zu verkaufen, für 100 private Eigenheime. Der Zustrom von Freiberuflern, die in die nahegelegenen Städte pendelten, gab Matzuva Aufwind. Heute gilt der teilprivatisierte Kibbuz als reich. O-Ton Max Nathans: Kijk, alles is privatiseert, kan je zeggen, het telefoon, internet alles en alles. Maar ten eerste zijn we officieel kibboets want wij betalen elke maand een bepaalde som in een potje om mensen te helpen die dat eventueel nodig hebben. Dat maakt ons nog een kibboets. Verder, als je van buiten kijkt, is het gewoon een dorp. We doen samen de feesten. Er zijn mensen die zeggen, nee, wij doen ons eigen leventje. We doen niet meer mee. Ook in de nieuwe huizen, die mensen die gaan naar het werk, wonen daar, hebben verders niets te doen met de kibboets. Maar het gaat goed allemaal. Sprecher 1 Alles ist privatisiert, das Telefon, das Internet, alles. Aber wir sind offiziell noch ein Kibbuz, weil wir jeden Monat einen bestimmten Betrag in einen Topf einzahlen, um Menschen zu unterstützen, die Hilfe brauchen. Das macht uns immer noch zu einem Kibbuz. Abgesehen davon ist es ein gewöhnliches Dorf. Wir feiern die Feiertage zusammen. Es gibt Leute, die sagen: Nein, wir leben unser eigenes Leben. Wir machen nicht mehr mit. Auch die Leute in den neuen Häusern, die gehen zur Arbeit und haben nichts mit dem Kibbuz zu tun. Aber auch das ist in Ordnung. Autor Von den 250 Kibbuzim sind fast 90 Prozent privatisiert oder teil-privatisiert. Um mehr über diese Veränderungen zu hören, und über die Folgen für den Kibbuz und für Israel, fahre ich in den Osten des Landes, nach Gadot, einen Kibbuz unmittelbar an der Syrischen Grenze. Diese Grenze ist auf israelischen Landkarten nicht mehr zu finden. Das angrenzende Gebiet, die Golanhöhen, wurde nach 1967 annektiert. Ich bin hier mit dem Soziologen Shlomo Getz verabredet, Leiter des Kibbuz-Forschungsinstituts an der Universität Haifa. Der Kibbuz ist klein. Die Häuser und Gemeinschaftsgebäude aus den 70er Jahren sehen recht bescheiden aus. Nur in einem separaten Teil stehen teure, hochmoderne Villen. O-Ton Shlomo Getz: Well, it was a small kibbutz because it was on the Syrian border. It was very dangerous all the time until the Six Day War to live here. It was a small kibbutz with less than 100 members. And it had difficulties to grow also after the Six Day War when we came. 10 years after that, 15 years after the war, we are about 200 members. But we couldn't grow more than that. Sprecher 2 Der Kibbuz war klein, weil er an der syrischen Grenze lag. Bis zum Sechstagekrieg war es sehr gefährlich, hier zu leben. Er hatte weniger als 100 Mitglieder. Auch nach dem Sechstagekrieg, als wir kamen, 10 Jahre, 15 Jahre nach dem Krieg, waren wir nur 200 Mitglieder. Weiter konnten wir nicht wachsen. Autor Wir sind etwa 20 Kilometer von der jetzigen Grenze mit Syrien entfernt und 25 von der mit dem Libanon. Während Shlomo und ich am Küchentisch seines Häuschens über die Vergangenheit sprechen, werden wir lautstark daran erinnert, dass Israel sich im Krieg befindet und das Leben hier auch heute noch gefährlich ist. O-Ton Shlomo Getz: But the kibbutz members here were very modest, didn't spend money and preferred to invest in the kibbutz assets and not to raise the standard of living. Sprecher 2 Die Mitglieder hier waren bescheiden, gaben kein Geld aus und investierten lieber in den Kibbuz als in ihren Lebensstandard. Autor Die politische Wende kam Ende der 70er Jahre. Die rechts-zionistische Likud-Partei unter Menachem Begin kam zum ersten Mal an die Macht. Die linken Parteien, Verbündete der Kibbuzbewegung, mussten in die Opposition. Begin, der sich als Volkstribun der Einwanderer aus den arabischen Ländern präsentierte, polemisierte gegen den Kibbuz als vermeintlichen Ort "weißer" Privilegien. Der Kibbuz und seine Mitglieder wurden ins politische Abseits gedrängt. Der Likud führte neoliberale Wirtschaftsreformen ein und strich dem Kibbuz die steuerlichen Vorteile. Viele Kibbuzim wurden zahlungsunfähig. O-Ton Shlomo Getz: They couldn't pay and there was an agreement between the banks, the government and the kibbutz movement that continued until 2013 when all the kibbutzim had finished to pay their debt. But at that time kibbutzim suffered from a demographic problem because young people saw that for the next 20 years, we have to pay most of our money to banks because of our debt. So why live here? Because the kibbutz is a voluntary society many young people didn't stay in the kibbutz. Sprecher 2 Es kam zu einer Vereinbarung zwischen den Banken, der Regierung und der Kibbuzbewegung, die bis 2013 galt. Dann hatten alle Kibbuzim ihre Schulden beglichen. Die Kibbuzim litten jetzt aber unter einem demografischen Problem. Junge Leute hatten gesehen, dass sie wegen der Schulden für 20 Jahre fast ihr ganzes Geld an die Banken zahlen müssten. Warum also im Kibbuz bleiben? Kibbuz-Mitgliedschaft ist freiwillig, und so gingen viele junge Menschen weg. Autor Kibbuz Gadot war so arm, dass Mitglieder nur alle 15 Jahre eine Auslandsreise machen konnten. Die "Erneuerung", wie der Prozess des Schuldenabbaus in der Kibbuzbewegung gerne bezeichnet wird, fiel schwer. Auf der einen Seite lockte die Konsumgesellschaft, auf der anderen hatte der Kibbuz seinen Daseinsgrund verloren. Mitglieder erhielten jetzt einen Lohn, der sich nach dem Marktwert ihrer Arbeit richtete. Ein Einkommen von außen, so wie Shlomos Gehalt von der Uni, wurde direkt auf das private Konto überwiesen. Nur noch ein winziger Teil des privaten Einkommens muss heute an die gemeinsame Solidaritäts-Kasse abgeführten werden. Welche Rolle sieht der Kibbuz überhaupt noch für sich? O-Ton Shlomo Getz: The problem is to my opinion as a sociologist that the kibbutz didn't know what to do as a national mission. What is the national mission now? And the kibbutz movement were looking for that. The only thing that they found is about the pollution and the green policy. And many kibbutzim are doing that. Even we have finished now to build solar electricity, a big plant. It doesn't work yet because of the war. But it's finished. So many kibbutzim start to contribute to the environment. So far the kibbutz didn't find to my opinion what to do that is good for the country and has not necessarily to do with the kibbutz life itself. Sprecher 2 Ich sehe als Soziologe das Problem darin, dass der Kibbuz noch keine nationale Mission gefunden hat. Die Kibbuz-Bewegung sucht danach. Das Einzige, was sie gefunden hat, ist Umweltverschmutzung und grüne Politik. Viele Kibbuzim engagieren sich da. Wir sind gerade mit dem Bau einer großen Solarstromanlage fertig. Wegen des Krieges funktioniert sie noch nicht. Viele Kibbuzim haben begonnen, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Aber bislang hat der Kibbuz noch nichts gefunden, was gut für das Land ist und nicht nur direkt mit dem Leben im Kibbuz zu tun hat. Autor Eine Rolle, die der Kibbuz offenbar sehr erfolgreich erfüllt, ist Menschen von außen Bauland und "Lebensqualität" im Grünen zu verkaufen. Die Frage, die der Krieg aufgeworfen hat, ist allerdings: Wieviel Lebensqualität kann ein Standort bieten, an dem man seines Lebens nicht mehr sicher ist? Warum haben sich Menschen entschieden, ausgerechnet an den israelischen Grenzen Eigenheime zu bauen? O-Ton Shlomo Getz: It's cheaper because you have to pay less to the government. When you come to a kibbutz you have to do two things: one pay for the land and that belongs to the government and the other thing is to build the house. To build a house it costs the same everywhere. But the government gives a reduction if you are on the border. So, it's cheaper to build on the border than in the center of the state. Sprecher 2 Es ist billiger. Wenn du in den Kibbuz ziehst, musst du zum einen für das Bauland zahlen, das der Regierung gehört, und zum anderen das Haus bauen. Ein Haus zu bauen kostet überall gleich viel. Aber die Regierung gewährt eine Ermäßigung, wenn du dich an der Grenze niederlässt. Es ist also günstiger, an der Grenze zu bauen. Autor Zum billigeren Bauland kommen noch die Vergünstigungen bei der Einkommenssteuer. Noch immer also fördert der Staat die Kibbuzim, damit sie die Grenzen sichern. Das macht sie aber auch stark abhängig von der Politik. Welchen Einfluss hat der Gazakrieg auf die Kibbuzim? Wer will zurück, wer nicht? Shlomo Getz untersucht die Frage gerade im Auftrag der Kibbuzbewegung. Die Untersuchung läuft noch. Welche Ergebnisse erwartet er? O-Ton Shlomo Getz: Those that are elderly will come back because they have no other possibility. The problem is with two groups. One of them is those that have young children. Maybe they will not want to come back. And the other problems is, who will come instead? Okay, let's say that 20% or 30% of the population will not come back to the kibbutz because they are afraid or they don't believe the government or ... Who will come instead of them? Because we need this living society. And if we don't have the young families with the young children there's no way to make it a residential place. So that's a problem. Sprecher 2 Die Älteren werden zurückkommen, weil sie keine andere Möglichkeit haben. Das Problem liegt bei zwei Gruppen. Einmal diejenigen, die kleine Kinder haben. Die wollen möglicherweise nicht zurück. Und das andere Problem ist: Wer wird stattdessen kommen? Okay, nehmen wir an, dass 20 oder 30 Prozent der Bevölkerung nicht in den Kibbuz zurückkehren werden, weil sie Angst haben oder der Regierung nicht trauen. Wer wird an ihrer Stelle kommen? Denn wir brauchen eine lebendige Gesellschaft. Wenn wir keine jungen Familien mit kleinen Kindern haben, ist das keine richtige Gemeinschaft mehr. Das ist das Problem. Autor Neben erneuerbarer Energie und dem Traum vom Eigenheim haben manche Kibbuzim bei ihrer Suche nach einem neuen Sinn für sich auch neue Aufgaben gefunden, Aufgaben, mit der sich die Kibbuzbewegung, die Vertretung aller Kibbuzim, schwertut. O-Ton Anton Marks: The process of joining the kibbutz movement is a bureaucratic process. And there's a big question about what that relationship is between the kibbutz movement and the new urban kibbutzim. There were elections this week in the kibbutz movement and I'm very hopeful that that relationship which has been pretty stormy often, or a roller coaster up and down, I have great hope that relationship will flourish and deepen. Sprecher 1 Der Beitritt zur Kibbuzbewegung ist ein bürokratischer Prozess. Aber dahinter steht die große Frage, welche Beziehung zwischen der Kibbuzbewegung und den neuen städtischen Kibbuzim besteht. Diese Woche gab es Wahlen in der Kibbuzbewegung. Ich bin zuversichtlich, dass diese Beziehung, die oft ziemlich stürmisch war, sich verbessern und vertiefen wird. Autor Anton Marks, Sprecher des städtischen Kibbuz "Mishol" in Nof Hagalil, einem Vorort von Nazareth. O-Ton Anton Marks: I think for many years following the privatization of the vast majority of kibbutzim the kibbutz movement forgot how to take responsibility for Israeli Society and for the needs of the country and were much more about taking responsibility for their members. A community and a movement that only looks internally is somehow missing what it's about. And I think that the new leadership of the kibbutz movement is embracing that again and wanting to renew the kibbutz movement also from within to start to again be a force of shaping Israeli society. And I'm for all that and I think we can do that together. Sprecher 1 Die Kibbuzbewegung hat nach der Privatisierung der meisten Kibbuzim viele Jahre lang vergessen, Verantwortung für die israelische Gesellschaft und die Bedürfnisse des Landes zu übernehmen. Es ging ihr mehr darum, für die eigenen Mitglieder zu sorgen. Eine Gemeinschaft, die nur nach innen schaut, verliert ihre Aufgaben aus den Augen. Die neue Führung der Kibbuzbewegung sieht das auch so. Sie will die Kibbuzbewegung von innen heraus erneuern und wieder zu einer Kraft bei der Gestaltung der israelischen Gesellschaft machen. Ich bin sehr dafür und denke, dass wir das gemeinsam schaffen können. Autor Ich treffe Anton in einem ehemaligen Wohnheim mitten im ärmsten Viertel von Nof Hagalil, einer der ärmsten Städte Israels. Im Wohnheim wohnen alle 150 Mitglieder dieses "städtischen Kibbuzes" zusammen. Ich bin in diesen Vorort von Nazareth gekommen, um mehr über städtische Kibbuzim zu erfahren. Aber zuerst will ich von Anton Marks, einem Einwanderer aus Manchester, wissen, warum die Beziehungen zwischen städtischen Kibbuzim und der Kibbuzbewegung so "stürmisch" waren, wie er sagt. O-Ton Anton Marks: I think they were seen by the kibbutz movement as traitors, like your place is in the kibbutz. And if you're not coming to the kibbutz in some aspect to save us, then you are traitors. And there was a big .. it was a lot of hurt and a lot of emotions and a lot of pain and a lot of ... and some of that has dissipated. And I think it was due to the very painful process of the kibbutzim changing. I'd like to think there's more maturity now and more understanding and mutual respect, that we can go hand in hand with the huge, huge mission that we have. Sprecher 1 Wir wurden von der Kibbuzbewegung als Verräter angesehen, nach dem Motto. Ihr gehört in den Kibbuz. Und wenn ihr nicht kommt, in gewisser Weise um uns zu retten, dann seid ihr Verräter. Da gab es viele Emotionen und Verletzungen, und einiges davon ist verflogen. Das lag an dem sehr schmerzhaften Prozess der Veränderung der Kibbuzim. Ich hoffe, dass wir jetzt ein wenig reifer sind und dass es mehr Verständnis und gegenseitigen Respekt gibt und dass wir unsere gewaltige Aufgabe Hand in Hand angehen können. Autor Was ist ein städtischer Kibbuz, wie sieht das Leben hier aus, und warum ausgerechnet Nof Hagalil? O-Ton Anton Marks: Yeah, it was clear that we were making a choice to live in the periphery of Israel in a economically disadvantaged surroundings. And it was clear to us as educators which is our background, that's our profession, that's all who we are, that that's what we can contribute. Sprecher 1 Es war klar, dass wir in einer wirtschaftlich benachteiligten Umgebung leben wollten. Und als Pädagogen war uns klar, was wir beitragen konnten. Das ist unser Beruf. Autor Die Hälfte der 150 Bewohner des vor 20 Jahren entstandenen Stadt-Kibbuz sind Lehrer und Erzieher, die im Viertel eine Vielzahl von Initiativen entwickelt haben. Sie werden alle von der Stadt oder von nationalen Regierungsstellen bezahlt - unter anderem vom Erziehungs- und vom Familienministerium. O-Ton Anton Marks: Clubs and after school clubs, going around the city and chatting to kids on the streets and trying to create frameworks which will include them. So we opened up a kindergarten in the neighborhood and then later on we took over the local elementary school. And today we run that public school through the Ministry of Education. And roughly half of the team that work in the school, half of the staff, are from the kibbutz. This kibbutz of educators is involved again both in non-formal education and in formal education and other projects as well. Sprecher 1 Wir sprechen mit Kindern auf der Straße und versuchen sie einzubeziehen. Wir haben in der Nachbarschaft einen Kindergarten eröffnet und später die örtliche Grundschule übernommen. Heute betreiben wir diese öffentliche Schule über das Bildungsministerium. Ungefähr die Hälfte des Teams, das in der Schule arbeitet, kommt aus dem Kibbuz. Dieser Kibbuz von Pädagogen engagiert sich sowohl in der nichtschulischen wie in der schulischen Bildung und in anderen Projekten. Autor Warum definiert sich Mishol als Kibbuz? Wird der Kibbuz nicht als ländliche Kollektiv-Siedlung verstanden, die Landwirtschaft betreibt? O-Ton Anton Marks: The original kibbutz's reason for existence was to take responsibility for the needs of the country. And when you look back 100, 140 years the needs of the country then were draining the swamps, defending the borders, creating new communities, agriculture to create this new society. But what we see as the needs of Israel today are the inner city needs and the needs tackling racism and tackling violence and tackling poverty. The idea is the same. Sprecher 1 Der ursprüngliche Zweck des Kibbuz bestand darin, Verantwortung für die Bedürfnisse des Landes zu übernehmen. Vor 100, 140 Jahren war das Sümpfe trockenlegen, die Grenzen verteidigen, neue Gemeinschaften schaffen und Landwirtschaft betreiben. Die heutigen Bedürfnisse Israels sind die der armen städtischen Gebiete - der Kampf gegen Rassismus, Gewalt und Armut. Die Idee ist dieselbe. O-Ton Anton Marks: We are full income sharing. We have various committees, work teams, that are responsible for different areas of our lives. All of the things that we do day-to-day isn't volunteer work, it's paid work is what we do for wages. And all of that money comes into one bank account into the kibbutz and then each group in the kibbutz receives a monthly amount according to the number of adults and number of kids. Most of our expenditure comes straight out of the kibbutz bank account, whether it's our rent, whether it's our bills, whether it's our transport, whether it's our phones or education or health. All of that stuff come straight out the kibbutz. And the amount that each group gets at the end of every month is enough for grocery shopping, some clothes, some entertainment and that's it. Sprecher 1 Wir teilen unsere Einkommen. Ausschüsse entscheiden über die Ausgabe in den verschiedenen Bereichen. Die Arbeit, die wir verrichten, ist bezahlt, und die Gehälter gehen auf das Bankkonto des Kibbuz. Jede Gruppe erhält dann jeden Monat einen Betrag, entsprechend der Anzahl der Erwachsenen und Kinder. Die meisten Ausgaben werden allerdings direkt vom Bankkonto des Kibbuz gedeckt: die Miete, Rechnungen, Transportmittel, Telefone, Bildung oder Gesundheit. Die Gruppen erhalten einen Betrag für Lebensmitteleinkäufe, ein paar Klamotten, etwas Unterhaltung und das war's. Autor Das alte Konzept des Kibbuz, in dem alles geteilt wird, ist in einer Hinsicht angepasst: "Mishol" versteht sich als ein Kollektiv von Gruppen. O-Ton Anton Marks: I think one of the things that we learned from the old kibbutz that it's very, very hard to maintain an intimate, trusting, honest, open relationship with 300, 400, 500, 1000 people, which is what the size of the old kibbutz was. And for us the model of a group of groups enables us to maintain a level of intimacy and understanding and conversation with a smaller number of people in order to be able to reach that level of honesty and trust. Because that's what it demands living this way. Sprecher 1 Wir haben vom alten Kibbuz gelernt, dass es sehr, sehr schwierig ist, eine vertrauensvolle, ehrliche und offene Beziehung unter 300, 400, 500, 1000 Menschen aufrechtzuerhalten. Das war die Größe des alten Kibbuz. Das Modell einer Gruppe von Gruppen ermöglicht ein höheres Maß an Intimität, Verständnis und Dialog unter einer kleineren Anzahl von Menschen. Diese Ehrlichkeit, dieses Vertrauen ist nötig, um so leben zu können. Autor Im heutigen Gebäude des Kibbuz hat jede Gruppe ein eigenes Stockwerk. Die Gruppen haben ein gewisses Maß an Autonomie. O-Ton Anton Marks: Each group in this building is roughly between 10 and 15 adults and the same number of kids. And the groups have communal spaces as well in this building where there's a dining room where there's a kitchen. And the groups will eat together. Generally speaking, we eat together on a Friday night. So in this building they'll be three, four, five Friday night dinners. Each group manages their finances differently. Some of them have the monthly budget that comes into the group divided equally amongst the families according to number of kids. Or there's an open box and people take what they need. But it's based on trust. I can use a kibbutz credit card and go and use it and no one will stop me. But we have a responsibility to each other. Sprecher 1 Jede Gruppe in diesem Gebäude besteht aus 10 bis 15 Erwachsenen und ebenso vielen Kindern. Die Gruppen haben Gemeinschaftsräume mit Esszimmer und Küche. Die Gruppen essen gemeinsam, normalerweise freitags. In diesem Gebäude wird es also drei, vier, fünf Abendessen am Freitagabend geben. Jede Gruppe verwaltet ihre Finanzen anders. Bei einigen wird das monatliche Budget, das die Gruppe erhält, je nach Anzahl der Kinder zu gleichen Teilen auf die Familien verteilt. Oder es gibt eine offene Kasse, und die Leute nehmen sich, was sie brauchen. Alles basiert auf Vertrauen. Ich kann eine Kibbuz-Kreditkarte nehmen und sie benutzen, und niemand wird mich daran hindern. Wir tragen Verantwortung füreinander. Autor Die Probleme von Nof Hagalil, der Stadt mit mehr als 40.000 Einwohnern, in der sich Kibbuz Mishol befindet, spiegeln viele der ungelösten Fragen des Landes. Der Ort liegt auf einem Hügel über der größten arabisch-christlichen Stadt Israels und hieß ursprünglich "Ober-Nazareth". Die Stadt sollte ein jüdisches Gegengewicht bilden in einer Region, in der die arabisch-palästinensische Bevölkerung die Mehrheit hat. Aber die Bestimmung als Stadt für jüdische Bewohner ließ sich nicht lange aufrechterhalten. Nazareth litt, und leidet, unter großer Wohnungsnot, und so zogen auch palästinensische Bürger in den neuen Vorort. Heute bilden sie 30 Prozent der Bewohner. Sie bleiben allerdings für viele Dienstleistungen auf Nazareth angewiesen. Denn der von rechten Parteien beherrschte Stadtrat von Nof Hagalil will am jüdischen Charakter des Ortes festhalten. Bislang wurde der Bau von Kirchen, Moscheen oder arabischsprachigen Schulen deshalb abgelehnt. O-Ton Anton Marks: You walk down the street in this neighborhood and the first language that you hear is Russian. The second language that you hear is Arabic and the third language is Hebrew. You know when there's tension on a national level there's tension on a local level. There are lots and lots of different populations here, an above average number of people that are claiming welfare from the state, and an aging population as well. And part of what we see as our part of our responsibility, part of what we're doing, is to work with all of those populations. Sprecher 1 Die erste Sprache, die sie auf der Straße hören, ist Russisch. Die zweite Sprache ist Arabisch, die dritte Hebräisch. Wenn es auf nationaler Ebene Spannungen gibt, gibt es auch Spannungen hier. Hier leben viele unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, überdurchschnittlich viele Menschen, die Sozialhilfe beziehen, und viele alte Menschen. Wir sehen es als Teil unserer Aufgabe, mit all diesen Bevölkerungsgruppen zusammenzuarbeiten. Autor In Israel leben die arabischen und jüdischen Bevölkerungsgruppen meist getrennt. Nof Hagalil ist eine von einem halben Dutzend gemischten Gemeinden des Landes. Gab es nach dem Überfall am 7. Oktober und während des darauffolgenden Krieges Zwischenfälle in der Stadt? O-Ton Anton Marks: There has been an instant or two but you know, anything could have sparked an explosion. For the first four months we were doing nightly patrols, members of the Jewish and the Arab community in the city, driving around the city with tea and chocolates that we had made, and going around the city in the evening, stopping, chatting to people, going to the parks and saying we are Jews and Arabs together, making sure that things are calm in the city. So that was a really important project that we did since the 7th of October. Because there were forces that want to exploit things and want to make things tense. Sprecher 1 Es gab ein oder zwei Zwischenfälle. Aber es hätte leicht zu einer Katastrophe kommen können. In den ersten vier Monaten unternahmen wir nächtliche Patrouillen. Mitglieder der jüdischen und arabischen Gemeinschaft fuhren mit Tee und Keksen abends durch die Stadt, unterhielten sich mit Menschen in den Parks und sagten: wir Juden und Araber leben hier zusammen. Wir haben dafür gesorgt, dass die Stadt ruhig blieb. Nach dem 7. Oktober war das ein wesentliches Projekt, denn es gibt hier Kräfte, die wollten die Situation ausnutzen und Spannungen verschärfen. Autor Der Kibbuz organsiert seit 5 Jahren wöchentlich gemeinsame Veranstaltungen für arabische und jüdische Bürger, Ausflüge und Theatervorstellungen. Sie unterhalten auch einen gemeinsamen Gemüsegarten, eine Idee, die von der vom Kibbuz betriebenen Grundschule und den beiden Kindergärten übernommen wurde. Die Grundschule Atzmon ist gemischt, ein Schultyp, den es in Israel eigentlich nicht gibt. O-Ton Shira Jardeni: ?????????? ?????? ????????? ???? ?? ??????, ????? ??????, ?????? ??????. ?? ?? ?????, ???? ???? ????? ???? ????? ??? ????? ??? ???? ??? .?? ?? ?? ?? ????? ?????? ????????? ????? ???????? ???????. ??? ?? ?? ????? ?????? ???? ??? ???? ???? ?????. ??? ?? ?? ????? ????? ????? ??? ????? ??????? ?????? ???? ??? ???? ?????? ????, ????? ???? ??????. Sprecherin Die Schulbevölkerung von Atzmon besteht im Wesentlichen aus der Bevölkerung des Viertels, einem gemischten Viertel von Juden und Arabern. Es gibt hier viele russischsprachige Kinder und Kinder, die in den letzten Jahren aus der Ukraine kamen. Wir haben Kinder, die in Israel geboren wurden, aber russischsprachig aufwachsen sind. Und ich habe hier arabischsprachige Kinder, deren Familien aus den unterschiedlichsten Gründen hierherkamen, hauptsächlich wegen der Sozialwohnungen. Autor Shira Jardeni, Kibbuz-Mitglied und Leiterin der Grundschule. In Israel sind die öffentlichen Grund- und Oberschulen in ethnisch-religiöse Richtungen aufgeteilt. Es gibt drei verschiedene Schultypen: jüdisch, jüdisch-religiös und arabisch. Atzmon gehört keiner dieser Richtungen an. Für diese gemischten Schulen, von der nur eine Handvoll existieren, gibt es keine eigenen Lehrmittel und keine festen Lehrpläne. Der Kibbuz hat sich zur Aufgabe gemacht, diese Lehrpläne zu entwickeln. O-Ton Shira Jardeni: ???? ??? ????? ????? ??? ???? ??????? ?? ????? ???? ????. ?? ????? ????? ?? ??? ???? ?????. ?? ?????? ?? ????? ??????? ??? ????? ????????? ????? ??? ?????? ???? ??????? ???? ??? ?????? ??????? ?????? ???? ??? ?? ???? ????????: ??? ??????? ?? ??? ???? ??? ??? ???? ???? ?? ???? ???? ?????? ??? ???? ????? ??? ?? ?? ????? ?? ??? ??? ???? ????? ???? ????. ???? ??? ??????? ??? ??? ????? ????? ?? ????? ???? ?? ?? ??? ??????? ?? ???? ????? ?? ????? ??? ???? ???? ????? ????? ???? ???? ???????? ????? ?? ????? ????? ???? ??? ??? ??? ????? Sprecherin Ich bin damit beschäftigt, zwei Dritteln der Kinder hier Hebräisch als Zweitsprache beizubringen. Hebräisch zu unterrichten ist hier also völlig anders. Wir wollen allen Kindern ein Gefühl von Respekt und Zugehörigkeit geben. Wie feiert man hier Feiertage? Ein Kind muss sich in seiner eigenen Kultur ausdrücken und wohlfühlen können. Der Platz der Muttersprache in der Schule ist wichtig. Aber wie schafft man auch Gemeinsames? Das ist ein Thema, mit dem ich mich seit Jahren beschäftigte. Denn die Unterschiede sind sehr deutlich, das Gemeinsame aber nicht. Es ist wichtig, etwas Gemeinsames zu schaffen. Und das haben wir mit dem Gewächshaus erreicht. Autor Die Schule hat auf dem Schulhof ein riesiges Gewächshaus gebaut, das auch ein Klassenzimmer umfasst. Hier kommt der Ansatz von Kibbuz Mishol zusammen mit den Umweltinitiativen der anderen, "erneuerten" Kibbuzim. Alles im Gewächshaus besteht aus wiederverwerteten Materialen, die von den Schülern eingesammelt werden. Der Strom kommt aus Solarzellen, das Wasser aus der Regentonne. Hier wird etwas über eine gemeinsame Zukunft gelernt, die nicht direkt mit der trennenden Gegenwart verbunden ist. Wie reagierten die Schüler und Eltern auf den 7. Oktober und den Krieg? O-Ton Shira Jardeni: ???? ???????? ?? ??? ?????. ??? ????? ?????? ??? ???? ?? ?? ??? ?? ?? ??? ???? ?? ???? ?? ????? ???. ?????? ????? ????? ???? ?????. ?? ??? ???? ????? ?????? ??? ????, ??? ?? ???? ??????? ?????? ???? ?? ??? ????? ????????. ??? ??? ???? ??? ?????? ????? ?? ???? ?????? ??????: ?? ????? ????? ??? ????? ?????. Sprecherin Der siebte Oktober führte hier nicht zu einer Explosion. Die Menschen hatten das Gefühl, dass sie hier akzeptiert werden, egal wer sie sind. So haben wir das gemeinsam tapfer überstanden. Schon vor dem Krieg gab es alle möglichen Ereignisse, die den Hass und die Feindschaft schürten. Aber wir sagen den Kindern hier ständig: Wir sind hier alle anders, aber wir sind Freunde. Autor Durch den Schutt des Kibbuz Be'eri zu laufen, zwischen den schwarzen Ruinen, den schmucken Einfamilienhäusern mit ihren eingestürzten roten Dächern und den Einschussspuren von Kugeln und Granaten, ist erschütternd. Während ich fassungslos durch den Kibbuz gehe, sind in der Ferne Explosionen zu hören. In Gaza wird noch gekämpft. Kibbuz Be'eri war mit seinen 1.000 Einwohnern und dem Druckhaus Be'eri, einer hochspezialisierten Druckerei für Ausweise und Kreditkarten, einer der reichsten Kibbuzim des Landes. Am 7. Oktober wurden mehr als 10 Prozent der Bewohner getötet oder entführt und ein Drittel der Häuser zerstört. Im Moment befindet sich nur ein kleines Team im Kibbuz, um die Druckerei und die Landwirtschaft am Laufen zu halten. Alon Pauker kommt hier nur tagsüber auf Besuch. Er wohnt mit seiner Familie zusammen mit den anderen Kibbuz-Mitgliedern in Notunterkünften in der 40 Kilometer entfernten Stadt Beer Sheva. Auf dem außerhalb von Beer Sheva gelegenen Kibbuz Hatzerim entsteht gerade eine ganze Siedlung für die Überlebenden. O-Ton Alon Pauker: This situation, most of us think, this situation is finished. We will rebuild Be'eri again only if the situation behind the border is totally different. And most of the families with children, they won't go back in this situation. Even if personally, someone feels safe, we as a community have to go back when the situation will be different, totally different. Sprecher 2 Die meisten von uns denken, dass wir mit dieser Situation nicht mehr leben können. Wir werden Be'eri nur dann wieder aufbauen, wenn sich die Situation hinter der Grenze völlig geändert hat. Die meisten Familien mit Kindern werden in dieser Situation nicht in den Kibbuz zurückkehren. Selbst wenn sich jemand persönlich sicher fühlt, können wir als Gemeinschaft erst zurückkehren, wenn die Situation eine völlig andere ist. Autor Bis dahin können aber noch Jahre vergehen. O-Ton Alon Pauker: You know you have the political aspect. Because you know that the Benjamin Netanyahu's policy is to strengthen the Hamas and to weak the Palestinian Authority. And this is crazy. It's crazy because you know we have both sides, Hamas and Netanyahu, that is a situation of no solution. And we were basically, on October 7th, we are a victim of this very deep point. Sprecher 2 Das liegt am politischen Kontext. Benjamin Netanjahus Politik besteht darin, die Hamas zu stärken und die Palästinensische Autonomiebehörde zu schwächen. Das ist verrückt. Es ist verrückt, weil wir zwischen den beiden Fronten sitzen, Hamas und Netanyahu. Das ist eine Situation, für die es keine Lösung gibt. Am 7. Oktober waren wir im Grunde ein Opfer dieses sehr tiefgreifenden Problems. Autor Alon Pauker glaubt, dass der Kibbuz neu entstehen und die Grenze wieder sichern wird. Wir müssen aber auch an Alternativen denken, sagt er. Denn für eine wirkliche Lösung braucht das Land eine politische Wende. O-Ton Alon Pauker: The main problem of the Zionist existence, and the state of Israel, is the Palestinian issue. You must solve it. You can't make peace with Morocco or peace with the Emirates and think that this problem will disappear. A majority of the Israeli population, citizens and government, prefer to ignore this problem. And I say again and again in my lectures, one time it will explore in our face. Sprecher 2 Das Hauptproblem der zionistischen Existenz und des Staates Israel ist die Palästinenserfrage. Sie muss gelöst werden. Man kann keinen Frieden mit Marokko oder mit den Emiraten schließen und denken, dass dieses Problem damit verschwinden wird. Eine Mehrheit der israelischen Bevölkerung, Bürger und Regierung, ignoriert dieses Problem lieber. Ich sage immer wieder in meinen Vorträgen: Eines Tages wird es uns um die Ohren fliegen. Autor: Der Überfall vom 7. Oktober und der Krieg habe dem Kibbuz aber auch neue Chancen gegeben, sagt Alon Pauker: die Grenzen zu sichern und damit wieder eine nationale Rolle zu übernehmen. Aber sind die Bewohner der heutigen Kibbuzim wirklich dazu bereit? Die politische Zukunft Israels war noch nie so unklar. Absage Zurück zur Utopie? Der Kibbuz sucht nach einer neuen Rolle. Ein Feature von Daniel Cil Brecher. Es sprachen Andreas Grothgar, Jean Paul Baeck, Sigrid Burkholder, Marc Fischer und Bruno Winzen Ton und Technik Eva Pöpplein und Oliver Dannert Regie Matthias Kapohl Redaktion Wolfgang Schiller Eine Produktion des Deutschlandfunks 2024 21