Hörspiel Feature Radiokunst Das Feature Eine Minderheit im Aufbruch Die palästinensischen Bürger Israels als neue politische Kraft Autor: Daniel Cil Brecher Regie: Philippe Brühl Redaktion: Wolfgang Schiller Produktion: Deutschlandfunk 2022 Erstsendung: Dienstag, 8. Februar 2022, 19.15 Uhr Es sprachen: David Vormweg, Therese Hämer, Wolf Aniol, Sigrid Burkholder, Hüseyin Michael Cirpici und Wolfgang Rüter Ton und Technik: Wolfgang Rixius und Oliver Dannert Urheberrechtlicher Hinweis Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. (c) - unkorrigiertes Exemplar Atmo Restaurant Rola = 0:20 O-Ton Deep 1 = 0:35 We bought a coffee shop there. It's kind of an institution in Haifa called Neto. We wanted to continue the vibes of the place. The vibe is very Carmel-like, very Israeli, with Israeli music. And it wasn't us. It never reflected who we are, my partner and I, and I think people saw that. And that was a very tough time because I know that I had to play a kind of a role that is not me. Sprecherin 1 Wir haben da ein Café gekauft, eine Art Institution in Haifa namens Neto. Wir wollten die Atmosphäre des Cafés erhalten. Die Atmosphäre passte zum Karmel-Viertel, sehr israelisch, mit israelischer Musik. Aber sie hatte nichts mit uns zu tun, meinem Partner und mir. Und ich glaube, die Leute haben das gespürt. Es war eine sehr schwere Zeit, weil mir bewusst war, dass ich eine Rolle spielen musste. Autor Rula Deep, die Besitzerin des Restaurants Rula in der Unterstadt von Haifa. Sie stammt, wie viele palästinensische Zuzügler, aus einem Dorf im Norden Israels. Sie ist Christin, ihr Partner Druse, aus einem drusischen Dorf im Karmel-Gebirge. O-Ton Deep 2 = 0:48 And then a Jewish journalists came to visit us. He was served some of the food and then said, guys, you are in the wrong place. You serve very good food but look how you wrap it. It's an Israeli context. I can't hear any Arabic music. Your identity is not being reflected in this place. We did homework and then we said, okay, we'll change it into an Arabic restaurant that actually reflects who we are. The place should be us. And that's how it started and that's how people loved the place. They started to come and visit, and all is history. And then we moved to the port area where we are located now. Sprecherin 1 Dann kam uns ein jüdischer Journalist besuchen. Er aß bei uns und sagte: Leute, ihr seid hier falsch. Das Essen ist sehr gut, aber ihr präsentiert es in einem israelischen Kontext. Ich höre keine arabische Musik. Eure Identität ist hier nirgends zu spüren. Wir haben nachgedacht und dann ein arabisches Restaurant daraus gemacht, in dem man wirklich sieht, wer wir sind. Es sollte so sein wie wir. So fing das an, die Leute liebten es. Und dann sind wir in das Hafengebiet gezogen, wo wir uns heute befinden. Autor Das Rula ist eines der bekanntesten arabischen Restaurants der Stadt, das auch Gäste aus Tel Aviv anzieht. Diese würden sich oft wie im Ausland vorkommen, erzählt Rula Deep. Das Personal spricht Hebräisch und Arabisch, Juden und Palästinenser sitzen an einem Tisch. Sehen ihre hauptsächlich jüdischen Gäste das Restaurant als Symbol einer jüdisch-palästinensischen Koexistenz? O-Ton Deep 3 = 0:18 This is a very kitschy word. Maybe there is kind of a scale from 1 to 10 of coexistence. Haifa maybe is like a 6. No more. 10, no, of course not. Sprecherin 1 Das ist ein sehr kitschiges Wort. Wenn es eine Skala von 1 bis 10 der Koexistenz gäbe, dann bekäme Haifa vielleicht eine 6. Nicht mehr. 10, nein. Natürlich nicht. Autor Was wäre für eine bessere Note nötig? Rula Deep will vor allem, dass palästinensische Geschichte wieder sichtbar wird. Sie leidet darunter, dass sie mit Juden nicht über die Nakba, die Katastrophe der Vertreibung von 1948, sprechen kann, ohne dass gleich eine Diskussion entsteht. Seit 2021 ist jetzt zum ersten Mal eine palästinensische Partei, die von Mansour Abbas angeführte Vereinigte Arabische Liste, Teil einer israelischen Regierungskoalition. Wird das eine positive Wirkung haben? O-Ton Deep 4 = 0:32 In Israel, I think the Palestinians are trying to find their route, and they want to live and impact. Some of them found their route. And maybe the new government - it's amazing what happened with this government - I think that it will have an impact on the Palestinians. And I think that it will influence more the Jewish society than the Arab society. I think so. Sprecherin 1 Die Palästinenser versuchen einen Weg zu finden. Sie wollen ein normales Leben führen und Einfluss ausüben. Einige haben das geschafft. Es ist erstaunlich, was mit dieser neuen Regierung passiert ist. Ich denke, es wird Auswirkungen auf die Palästinenser haben. Aber der Einfluss auf die jüdische Gesellschaft wird noch größer sein. Ansage Eine Minderheit im Aufbruch. Die palästinensischen Bürger Israels als neue politische Kraft. Ein Feature von Daniel Cil Brecher. Autor Haifa liegt an den Hängen des Karmel-Gebirges, umgeben vom Mittelmeer. Die Oberstadt wurde in den Dreißigerjahren von Juden aus Europa besiedelt. Die Mittelstadt bildete das gemeinsame kommerzielle und administrative Zentrum. Die Unterstadt, dort wo sich heute der von den Briten erbaute Hafen befindet, war palästinensisch. Hier liegt auch die so genannte Deutsche Kolonie, eine Ende des 19. Jahrhunderts von einer protestantischen Sekte aus Württemberg errichtete Siedlung. Sie bildet heute das Zentrum des gemeinsamen Ausgeh-Viertels. Hier findet auch das arabische kulturelle Leben statt, auf kleinen Bühnen in den vielen Cafés. Das einzige arabisch-sprachige Theater des Landes wurde vor einigen Jahren von der Regierung Netanjahu geschlossen. Es soll gegen den jüdischen Staat gehetzt worden sein. O-Ton Suidan 4 = 0:33 Even though most of the people here are much poor. Even though most of the people here may envy beautiful places from the upper town of Haifa - and how come he is opening here. But I think with bringing people together, that's bringing the upper part of Haifa and the lower part of Haifa together, we can do much more in terms of understanding of how people can live together, not only in Haifa, not only in Israel but also elsewhere. Sprecher 1 Die meisten Menschen hier sind sehr arm. Die meisten dürften die Oberstadt von Haifa um ihre schöne Gegend beneiden. Sie fragen sich also vielleicht, warum ich hier unten einen Laden aufmache. Wenn wir Menschen aus dem oberen Teil von Haifa und dem unteren zusammenbringen, können wir viel mehr für das Zusammenleben tun, nicht nur in Haifa, und nicht nur in Israel. Autor Der Weinhändler Andre Suidan entstammt einer prominenten christlich-palästinensischen Familie, die seit langem in Haifa lebt. Ich spreche ihn am Tag nach der feierlichen Eröffnung seines neuen Weingeschäfts in einem Neubau im Wadi Salib, einem Viertel, das vor 1948 überwiegend palästinensisch bewohnt war und seitdem vernachlässigt worden ist. Vor 1948 war Haifa eine gemischte Stadt, mit 75.000 jüdischen und 75.000 palästinensischen Bürgern. O-Ton Suidan 1 = 0:25 1948 there were Jews and Arabs living together. Suddenly there was a creation of a new state. And my grandfather Hanna, he decided that everything should stay normal and everything should continue even though there were very bad cases before of violence. And then he decided to show his strength in his business and not show his strength elsewhere. Sprecher 1 1948 lebten Juden und Araber zusammen. Plötzlich entstand ein neuer Staat. Mein Großvater Hanna wollte, dass alles normal weitergehen sollte, obwohl es vorher sehr viel Gewalt gegeben hatte. Er beschloss, seine ganze Kraft für sein Geschäft einzusetzen und für nichts anderes. Atmo Eröffnung Weinladen 1 Autor Die Suidans gehören zu den etwa dreitausend Palästinensern, die 1948 in Haifa geblieben sind. O-Ton Suidan 2 = 0:30 People who did not want to fight, left the country. And if the whole family left the country they could not come back. But if members of the family stayed in Israel, like what happened to my family, the comeback was possible. Then, when we wanted to go back to our house we could not because it was possessed by basically newcomers from different countries. And we had to fight through courtrooms to pay and regain some of our houses. Sprecher 1 Menschen, die nicht kämpfen wollten, verließen das Land. Wenn die ganze Familie das Land verlassen hatte, konnte sie nicht zurückkommen. Aber wenn Familienmitglieder in Israel geblieben waren, wie bei meiner Familie, war die Rückkehr möglich. Als wir dann in unser Haus zurückwollten, hatten es Neuankömmlinge übernommen. Wir mussten vor Gericht, und schließlich bezahlen, um ein paar unserer Häuser zurückzubekommen. Atmo Eröffnung Weinladen 2 O-Ton Somer 1 = 0:28 My parents were transported into a makeshift immigrant tent city about 20 km south of Haifa. My mother was extremely unhappy. She was a young, emotionally suffering survivor of the Holocaust, scared of the gunshots she heard in the not so far distance, and wanted to feel more safety. Sprecher 2 Meine Eltern wurden in eine provisorische Zeltstadt für Einwanderer etwa 20 km südlich von Haifa gebracht. Meine Mutter war sehr unglücklich. Sie war eine junge, traumatisierte Überlebende des Holocaust. Sie hatte Angst vor den Schüssen, die sie in der Nähe hörte, und wollte sich sicherer fühlen. Autor Der Psychologe Eli Somer, den ich bei der Eröffnung des Weingeschäfts von Andre Suidan treffe, ist emeritierter Professor an der Universität Haifa. Seine Eltern waren als Überlende des Holocaust im Dezember 1948 in Haifa an Land gegangen. Nach einem Aufenthalt im Auffanglager für jüdische Einwanderer kamen sie nach Haifa zurück. Das Zentrum des palästinensischen Haifas, die Altstadt, war gerade von der israelischen Armee zerstört worden, um die illegale Rückkehr der Vertriebenen und Geflüchteten zu verhindern. O-Ton Somer 2 = 0:26 The city was evacuated not long time before that by a great part of the Palestinian population there. At any rate, there were a lot of empty dwellings. But what they identified as an empty bar possibly owned by a Palestinian. And that's where they squatted. That's where I was born 2 to 3 years later. Sprecher 2 Die Stadt war kurz davor von einem Großteil der palästinensischen Bevölkerung geräumt worden. Es gab viele leerstehende Wohnungen. Sie fanden eine leere Bar, die möglicherweise einem Palästinenser gehörte. Die nahmen sie in Besitz, und dort wurde ich zwei, drei Jahre später geboren. Autor Die ehemalige Bar in einem imposanten Gebäude aus dem 19. Jahrhundert ist kaum hundert Meter von Andre Suidans neu eröffnetem Geschäft entfernt. Das Gebäude ist jetzt wieder leer und verbarrikadiert. O-Ton Somer 3 = 0:23 It was not a comfortable Jewish neighborhood. But I remembered the smells, the sounds of Muezzin. So, when I was a young teenager my father was promoted and we moved to Jerusalem. It was there that I became aware as a young teenager of this divided city. And that's when I became aware that there is another people out there. Sprecher 2 Es war kein gemütliches jüdisches Viertel. Aber ich erinnerte mich an die Gerüche, die Stimme des Muezzins. Als ich ein junger Teenager war, wurde mein Vater befördert, und wir zogen nach Jerusalem. Dort wurde mir bewusst, dass die Stadt geteilt ist. Und dass es da draußen noch ein anderes Volk gibt. Autor Was hat er als Teenager über die Vertreibung der Palästinenser gelernt? O-Ton Somer 4 = 0:21 It was all heroism of the rebirth of the Jewish people from the ashes of the Holocaust, inhabiting sort of what was called an empty land. A people without a land came to a land without a people. This was the narrative I grew up on. Sprecher 2 Es ging nur um die heroische Wiedergeburt des jüdischen Volkes aus der Asche des Holocaust, das sozusagen ein leeres Land bewohnte. Ein Volk ohne Land war in ein Land ohne Volk gekommen. Mit dieser Erzählung bin ich aufgewachsen. Atmo Unterstadt 1 = 0:12 Autor Eli Somer hält heute den Zionismus für überholt. Er hat bei den letzten Knessetwahlen für arabische Parteien gestimmt, weil jüdische Parteien in seinen Augen nicht in der Lage sind, Juden und Palästinensern eine gemeinsame Zukunft zu bieten. Er lebt heute wieder in Haifa. Hat er freundschaftliche Kontakte mit Palästinensern? O-Ton Somer 5 = 0:33 I was not successful in that. I would have liked to have some ... make some friends. So part of it was I guess is my hesitation. There were two or three occasions that I invited over potentially compatible individuals but it really never materialized. One of the persons that I feel quite an affection for and feel close to is my wine merchant Andre Suidan. So with him a have a sort of a friendship but not in terms of going out together. Sprecher 2 Das ist mir nicht gelungen. Ich hätte gerne Freunde gefunden. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich gezögert habe. Es gab zwei oder drei Gelegenheiten, an denen ich passende Leute eingeladen habe, aber es kam nie wirklich dazu. Einer, dem ich mich sehr verbunden fühle, ist mein Weinhändler Andre Suidan. Mit ihm habe ich eine Art Freundschaft, aber nicht in Bezug auf das gemeinsame Ausgehen. Atmo Unterstadt 1 = 0:23 [bleibt hörbar] Die ehemals palästinensische Unterstadt, in der Suidan seinen neuen Laden eröffnet hat, ist eine offene Wunde geblieben. Leere Grundstücke, halb zerstörte Kirchen und Moscheen, der Palast des osmanischen Gouverneurs, in dessen Ruinen heute Obdachlose übernachten; der alte Bahnhof, von dem bis 1948 Züge nach Beirut und Damaskus fuhren. Aber die palästinensischen Bürger Israels haben Haifa neu entdeckt, als Teil eines umfassenden politischen und kulturellen Aufbruchs. Die Stadt war immer schon die Metropole des Nordens, mit der größten palästinensischen Bevölkerung Israels. Sie gilt jetzt als das neue urbane Zentrum palästinensisch-arabischer Kultur, in der sich die Eliten dieser Bevölkerungsgruppe ansiedeln wollen. Auch zwei der wichtigsten palästinensischen Parteien haben hier ihren Sitz und ihren Wählerschwerpunkt. Doch die Macht im Rathaus liegt weiterhin bei den jüdischen Bürgern, die Dreiviertel der Bevölkerung ausmachen. Warum sollten Palästinenser nach Haifa ziehen? O-Ton Kalisch-Rotem 1 = 0:07 Because it is the most beautiful city in Israel. The answer is easy. Autor Einat Kalisch-Rotem, die Bürgermeisterin von Haifa. Sie gehört der Arbeitspartei an. Haifa ist die einzige Großstadt Israels, die von einer Frau geführt wird. Haifa verliert seit Jahren Einwohner. Worin unterscheidet sich Haifa von Jerusalem und Tel Aviv? O-Ton Kalisch-Rotem 2 = 0:48 I think the most important and the most beautiful thing Haifa has to offer, is the human mosaic. We have everybody living here - Jews, Muslims, Christians, Bahai. Haifa is a microcosmos of Israel. And the most amazing thing we have here is that it's relatively a sane city. I would not like to suggest that everything is great. We have many, many problems. But Haifa, relative to Israel, it is the most liberal and most calm and peaceful city that we have. And I always say that this is the lighthouse of Israel. And if the light turns off in this city, there is no chance for Israel at all. Sprecherin 2 Das Wichtigste und Schönste, was Haifa zu bieten hat, ist die menschliche Vielfalt. Hier leben alle zusammen - Juden, Muslime, Christen, Bahai. Haifa ist ein Mikrokosmos Israels. Und das Erstaunlichste ist, dass es eine relativ intakte Stadt ist. Ich möchte nicht behaupten, dass alles großartig ist. Wir haben viele Probleme. Aber Haifa ist die liberalste und friedlichste Stadt. Und sie ist der Leuchtturm Israels. Wenn in dieser Stadt das Licht ausgeht, hat Israel überhaupt keine Chance mehr. Autor Nicht alle Palästinenser und Juden sehen Haifa als Modell der Koexistenz. Als Kalisch-Rotem 2018 ihr Amt antrat, ernannte sie einen Palästinenser zu ihrem Stellvertreter. So etwas gab es bisher nicht. Jüdische Parteien griffen sie sofort an. O-Ton Kalisch-Rotem 3 = 0:42 I'm not sure that people understand it. Only people living here can understand what it means. Because they were raised from Day One to live together with everybody. This is also why I insisted that in my city council the Arab representatives will be part of the leadership. And I even received a phone call from the former prime minister of Israel asking me not to do that. I said, I'm sorry, this is Haifa. I am not going to change the beauty of Haifa. It was a huge issue. I said, I am sorry, they're part of the city, everybody is part of the city and they are not going to be left out. Sprecherin 2 Ich bin mir nicht sicher, ob die Menschen das verstehen: Nur die Menschen hier wissen, was es bedeutet, mit allen zusammen zu leben, weil sie damit aufwachsen. Deshalb habe ich auch darauf bestanden, dass die arabischen Vertreter Teil der städtischen Führung werden. Ich erhielt dann sogar einen Anruf vom damaligen israelischen Ministerpräsidenten, der mich bat, das nicht zu tun. Ich sagte, es tut mir leid, aber ich werde die besondere Atmosphäre Haifas nicht ändern. Sie sind Teil der Stadt, und ich werde sie nicht ausschließen. Autor Mit palästinensischen politischen Parteien zu koalieren, in diesem Fall mit der progressiven Hadasch-Partei, galt bis vor kurzem als Tabu. Erst als Benjamin Netanjahu im Mai 2021 um sein politisches Überleben kämpfte, wurde es gebrochen. Netanjahu war derjenige, der 2018 die Bürgermeisterin angerufen hatte, um dieses erste Experiment der Teilung der Macht zwischen Juden und Palästinensern zu unterbinden. Im Mai 2021 führte er dann selbst mit der konservativen Vereinigten Arabischen Liste Koalitionsgespräche. Aber Kalisch-Rotem wird nicht nur von rechter Seite angegriffen. Ihr Modell Haifa, ihr Leuchtturm, bestehe nur aus Worten, nicht aus Taten, sagen viele. O-Ton W. Karkabi 1 = 0:13 The Palestinian cultural life in Haifa is developing and is growing daily and progressing without any connections to the municipality. And I think this is a pity, really. Sprecher 3 Das palästinensische Leben in Haifa wächst und gedeiht, aber ohne, dass die Stadtverwaltung etwas dafür tut. Das finde ich wirklich schade. Autor Der Architekt Waleed Karkabi, bis 2020 Leiter des Denkmalamtes der Stadt. Was sollte die Stadt tun? O-Ton W. Karkabi 2 = 0:40 They should invest much more money in the Arabic sector, in Arabic schools. Do you know that more than 70% of the Arabic schools are private, of the churches, where the municipality is investing nothing, nothing. And the fact that the municipal schools are much worse than the private Arabic schools, it's unforgivable. Within 70 years it's time now to say, wait a minute, we should close this gap. Sprecher 3 Es muss viel mehr investiert werden in den arabischen Sektor, in arabische Schulen. Mehr als 70 % der arabischen Schulen sind privat, von den Kirchen betrieben. Die Stadt investiert dort nichts, gar nichts. Und die Tatsache, dass die städtischen Schulen viel schlechter sind als die privaten arabischen Schulen, ist unverzeihlich. Nach 70 Jahren muss diese Lücke endlich geschlossen werden. Autor Waleed Karkabi kritisiert den Slogan von der "Koexistenz", mit dem die Bürgermeisterin Kalisch-Rotem die Stadt zu vermarkten versucht. Er übertünche die vielen Ungleichheiten, die faktischen und die konstitutionellen, die zwischen den Gruppen herrschten. O-Ton W. Karkabi 3 = 0:36 What is coexistence? I'm living here and you're living here. We are very close together but not living together. It's not a common life, okay? Although I should admit, during the last decade, a lot of Arabs are living in Jewish neighborhoods. Me, I'm living in the Carmel neighborhood, I am the only Arab in the building and I'm living with my neighbors really very good. There is a kind of tradition from the last century of common live and cooperation between Arabs and Jewish people. So, I am optimistic. Sprecher 3 Was ist Koexistenz? Ich wohne hier und du lebst hier. Wir sind sehr nah beieinander, leben aber nicht zusammen. Es ist kein gemeinsames Leben, okay? Obwohl ich zugeben muss, dass in den letzten zehn Jahren viele Araber in jüdische Viertel gezogen sind. Ich selbst wohne im Karmel-Viertel. Ich bin der einzige Araber im Haus und komme mit meinen Nachbarn sehr gut aus. Es gibt hier eine Tradition aus dem letzten Jahrhundert, dass Araber und Juden zusammenleben und -arbeiten. Ich bin schon optimistisch. Autor Eines der Probleme ist der Umgang mit den ehemals palästinensischen Vierteln. Die Altstadt wurde zerstört, und die beiden anderen Viertel der Unterstadt, Wadi Salib und Wadi Nisnas, wurden stark vernachlässigt. Viele sehen darin den Versuch, die Geschichte auszulöschen, nicht nur die der Katastrophe von 1948, sondern die der arabischen Kultur in der Stadt überhaupt. Hat hier die Schaffung des Denkmalamtes und die Ernennung Karkabis etwas verändert? O-Ton Karkabi 4 = 0:19 No, the answer is no. The municipality has not sponsored any project in the city, not Palestinian, not Jewish. The only possibility to rebuild and to preserve buildings in the city is by private initiative. Sprecher 3 Die Antwort ist nein. Die Stadtverwaltung hat kein Projekt in der Stadt finanziert, weder ein palästinensisches noch ein jüdisches. Die einzige Möglichkeit, Gebäude in der Stadt wiederaufzubauen und zu erhalten, ist durch private Initiative. Autor Nur Gelder aus Jerusalem könnten hier helfen. Aber die sind bislang nur in den Erhalt und Wiederaufbau von zwei historischen Vierteln geflossen, die nichts mit der palästinensischen Geschichte zu tun haben: die Deutsche Kolonie und ein Straßenblock im Hafenviertel. Die Verdrängung der Geschichte umfasst auch die massenhafte Umbenennung von Straßen und den Gebrauch des Ausdrucks "Osmanisch". Gebäude aus der Zeit vor 1918 wurden aber nicht von Türken bewohnt, unterstreicht Karkabi. O-Ton Karkabi 5 = 0:20 Many Jewish people are thinking that these buildings are Ottoman buildings. And I am explaining that they are not Ottoman buildings. These are Arabic Palestinian buildings from the Ottoman Period. The difference is very, very big. Sprecher 3 Viele Juden denken, dass diese Gebäude osmanisch sind. Ich erkläre ihnen, dass es sich nicht um osmanische Gebäude handelt, sondern um arabisch-palästinensische aus osmanischer Zeit. Das ist ein sehr großer Unterschied. Autor In einem Gebiet kommen die unterschiedlichen Bedürfnisse von Erinnern und Vergessen neuerdings zusammen. Nicht zufällig geht es um die Mittelstadt, ehemals das gemeinsame Zentrum Haifas. O-Ton Karkabi 6 = 0:31 They are talking about Hadar HaCarmel with its modernistic buildings. This is my success, my personal success that I could explain the importance of the phenomena of the buildings that were designed by Jewish architects for the Arabic elite, I mean International Style in stone. So, the new administration is talking about that but still nothing is done, really. Sprecher 3 Die Mittelstadt mit ihren modernistischen Gebäuden ist jetzt im Gespräch. Dies ist mein persönlicher Erfolg, dass ich die Bedeutung der Gebäude zeigen konnte, die von jüdischen Architekten für die arabische Elite entworfen wurden. Es geht um Bauhaus in Naturstein. Die neue Stadtverwaltung redet viel darüber, aber getan wird immer noch nichts. O-Ton Kalisch 4 = 0:54 We are very keen on preserving the heritage of all cultures of this city. And we have our beautiful beautiful Shuk Talpiot, the Market of Talpiot, which is one of the most beautiful Bauhaus public buildings in Israel and we are starting to renovate it now. And actually we showed it to our German peers because I would like them to understand that a big part of Germany is here in Haifa with the Bauhaus. It's a different Bauhaus type of architecture because it's Bauhaus design but it's Arab technology of building. And I think this combination is nowhere in the world. For me this is one of the biggest and most important Bauhaus cities in the world. Sprecherin 2 Wir wollen das Erbe aller Kulturen dieser Stadt bewahren. Wir haben unser wunderschönes Marktgebäude Talpiot, eines der schönsten Bauhaus-Gebäude in Israel. Wir beginnen jetzt mit der Renovierung. Wir haben es unseren deutschen Amtskollegen gezeigt. Mit dem Bauhaus befindet sich ein Teil Deutschlands hier in Haifa. Es ist eine besondere Bauhaus-Architektur, mit arabischer Bautechnologie. Diese Kombination gibt es nirgendwo auf der Welt. Für mich ist dies eine der größten und wichtigsten Bauhaus-Städte der Welt. Autor Bürgermeisterin Einat Kalisch-Rotem ist selbst Architektin. Haifa versucht mit der Renovierung der Bauhaus-Markthalle von Haifa, des ersten städtischen Projekts dieser Art überhaupt, nicht nur Jahrzehnte der Vernachlässigung wettzumachen. Haifa will damit dem Beispiel Tel Avivs folgen, das die eigene Bauhaus-Architektur international touristisch vermarktet. Die modernistischen Gebäude der Mittelstadt sind interessanter als die Tel Avivs, gerade weil sie eine Mischung aus europäischer Moderne und Nahöstlicher Tradition darstellen. Aber sie sind in einem katastrophalen Zustand. Die Regierung in Jerusalem hat für den Erhalt bisher kein Geld lockergemacht. Kalisch-Rotem will jetzt die Mittelstadt auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes setzen lassen. Sie hofft auf die neue Koalition, und die positive Wirkung, die von der Beteiligung einer palästinensischen Partei ausgeht. O-Ton Kalisch 5 = 0:30 I think that it turns Haifa to be more legitimate. Haifa was a, let's say, strange city in the landscape of Israel. What happened 3 years ago that I insisted that the Arab leaders will be part of the leadership of Haifa, this is something that I no longer need to apologise for. So, yes, there is some change, and let's see how it proceeds. I don't know. Sprecherin 2 Ich denke, dass das Modell Haifa dadurch legitimer wird. Haifa hatte eine Außenseiterposition, weil ich vor drei Jahren darauf bestanden habe, dass arabische Politiker Teil der Führung der Stadt sein müssen. Dafür brauche ich mich nicht mehr zu entschuldigen. Ja, es hat sich einiges geändert. Mal sehen, wie es weitergeht. O-Ton Hijazi 1 = 0:38 ?? ??? ????? ?????? ?? ??? ???? ?????? ????? ??????? ????. ??? ?????? ????? ??????? ?? ???? ???? ???? ???? ??? ?? ????? ??? ?????? ?? ??? ??? ?????? ?????? ?? ?? ??? ?? ?????? ?? ??? ????? ????? ?? ??? ??? ???? ???? ??? ???? ?? ???????? ??????? ??? ??????? ????? ????? ??????? ?? ???? ??????? ?????? ??????? ?????? ????? ????? ?? ????? ????? ??????? ??? ??? ????? Sprecher 1 Wer etwas bewirken will, muss das politische Spiel mitspielen. Wer mitspielt, zahlt einen hohen Preis. Es ist einfacher, nicht mitzuspielen und Nein zu sagen. Mitmachen ist komplizierter, weil du entscheiden musst, wann du Ja sagen kannst und wann nicht. So veränderst du Politik. Wir haben es mit rassistischer Politik zu tun, die wir bekämpfen müssen. Als wir in die Koalition eingestiegen sind, haben wir gesagt: wir nutzen unsere politische Macht und wollen die Politik verändern, soweit es nur irgend geht. Autor Der Generalsekretär der Vereinigten Arabischen Liste, Ibrahim Hijazi. O-Ton Hijazi 2 = 0:22 ?? ??? ?????? ????? ???????? ?? ??? ?? ????? ?????? ????? ?????? ???? ??? ????? ????? ????? ???? ?? ???????? ???? ??? ???????? ?????? ???? ???? ???? ?? ?? ?????? ???? ?? ???? ???? ?? ??????? ???? ?????? ?? ????? ???? ?????? ????? ??? ??? ??? ???? ????? ????? Sprecher 1 In der israelischen Gesellschaft herrschte politischer Stillstand. Niemand war in der Lage, eine Regierung zu bilden. Wir haben erkannt, dass es hier eine Schwachstelle gibt. Nur wenn wir diese Chance nutzen, können wir uns für unsere Rechte einsetzten, für Rechte, die uns als einheimischer Bevölkerung eigentlich zustehen. Autor Ich treffe Ibrahim Hijazi im Dorf Kafr Kana nördlich der Stadt Nazareth. Hier befindet sich das Hauptquartier der Vereinigten Arabischen Liste. Von hier aus ist im Frühjahr 2021 der erfolgreiche Wahlkampf von Mansour Abbas geführt worden, der zum Eintritt in die Koalition unter Führung des rechtszionistischen Politikers Naftali Bennet führte. In der langen Geschichte außergewöhnlicher Koalitionsregierungen in Israels ist dies die außergewöhnlichste. Die Vereinigte Arabische Liste, hebräisch RA'AM, ist der politische Arm der Islamischen Bewegung in Israel, mit historischen Querverbindungen zur Muslimbruderschaft und zur Hamas. O-Ton Hijazi 3 = 0:28 ??"? ????? ??? ??? ????? ?????? ?????? ???? ????? ?????? ??????? ????????? ?? ?????? ?? ??? ?????? ??? ?? ?????? ?? ???? ?? ????? ???????? ????????? ?? ??? ???? ???? ??? ????? ?? ?? ?????? ??? ?????? ?????? ???? ????? ?? ??????? ?????? ??????? ??????? ?? ?????? ??? ?? ?? ???? ?????? ??? ???? Sprecher 1 RA'AM bewegt sich zwischen zwei klaren Grenzen, die wir seit dem ersten Tag unseres Beitritts zur Koalition gezogen haben. Wir brechen nicht das israelische Gesetz, aber auch nicht das Religionsgesetz. Als wir der Koalition beitraten, war klar, dass wir nicht gegen unser nationales Gewissen abstimmen werden und ganz sicher nicht gegen unser religiöses. Autor Politische Ziele RA'AMs seien die "Selbstverwirklichung" der palästinensischen Bürger, die Stärkung des Islam und der Sharia und die Wahrung traditioneller, das heißt äußerst konservativer gesellschaftlicher Normen im eigenen Sektor. Gleichzeitig ist die Vereinigte Arabische Liste politisch gemäßigt. Sie beschränkt ihre Ambitionen auf die Verbesserung der Lebensbedingungen im palästinensischen Sektor und die Legalisierung der nicht anerkannten Beduinen-Dörfer im Süden. Unter Beduinen hat sie die meisten Wähler. RA'AM unterstützt zwar die Zwei-Staaten-Lösung und den Rückzug Israels auf die Grenzen von 1967, aber was bedeutet das konkret? Die Partei sitzt in einem Kabinett, das die Ausweitung der Besatzung betreibt. O-Ton Hijazi 4 = 0:38 ????? ?????? ??? ??? ??? ?? ?? ???? ?????? ?????? ?? ?? ????? ??? ???? ??????? ????? ????? ??? ?????? ???? ??? ????? ???? ????? ?? ??? ?????? ?????? ????? ?? ??? ????? ????? ????? ?? ????? ????? ?????? ????????? ???? ????? ??????? ???? ????? ?????? ???? ??? ????????? ??? ??????? ??? ?? ??? Sprecher 1 Wir sagen ihnen: Selbst wenn ihr eine Million Siedlungen baut, wird es euch nicht helfen. Denn eine Lösung muss in ein oder zwei Jahren kommen, oder in drei. Wieviel habt ihr in Gaza gebaut? Am Ende habt ihr euch von selbst zurückgezogen. Wenn ihr den Fortbestand Israels als Rechtsstaat wollt, der in Frieden und Sicherheit lebt, dann muss ein Staat Palästina errichtet werden, ohne Siedlungen. Ihr verschwendet nur Geld. Autor Selbstverständlich hätten sie gegen die Ausweitung von Siedlungen gestimmt, sagt Hijazi, der selbst Knesset-Abgeordneter war. - Ich frage ihn, wie sie ihre Beteiligung an einer Regierung rechtfertigen können, die trotzdem Siedlungen baut. Und was geschieht, wenn es zu einem neuem Gaza-Krieg kommt? - Es gäbe tausend Gründe, die Koalition zu verlassen, und tausend Gründe, in der Koalition zu bleiben, sagt Hijazi. O-Ton Hijazi 5 = 0:20 ????? ????? ???? ?? ????? ????? ??? ?????? ?? ??? ?? ???? ?? ???? ??? ?????? ???? ??????? ??? ??? ?? ???? ????? ?? ???? ??? ??????? ???? ???? ????? ?? ???? Sprecher 1 Wir wollten zuallererst in eine Position von Macht und Einfluss gelangen. Wenn wir unsere Macht nicht einsetzen, begrenzen wir uns. Sie begrenzen uns ohnehin, und wir begrenzen uns dann auch noch selbst. O-Ton Hijazi 6 = 0:51 ??? ?????? ??"? ???? ??????? ????? ???????? ??????? ????? ???? ???????? ???????? ???? ??????? ?? ?? ????? ????? ?? ?? ??? ????? ???? ???? ??????? ???? ?? ????? ???? ?? ??? ???????? ?????? ?? ?? ???? ???? ???? ?? ???? ???? ???? ???? ??????? ???? ???? ??? ??????? ??"? ????????? ???????? ???? ???????? ???????? ???? ????? ????? ?? ??? ?? ???? ????? ????? ????? ????? ??????? ?? ???? ??????? ????? ?? ??????? Sprecher 1 Der Eintritt von RA'AM hat einen Tsunami in der israelischen Gesellschaft ausgelöst. Jeder spürt es. Die Welt spürt es. Dass sie aus Deutschland kommen, und ich zu den Hörern des Deutschlandfunks sprechen kann, besagt schon, dass die breite Strömung, die RA'AM auf die politische Landkarte Israels gesetzt hat, sehr viel Veränderung bringt. Niemand kann von nun an behaupten, dass die politische Stimme der Araber nicht legitim wäre. Autor RA'AM forderte ein umfangreiches Hilfsprogramm für den palästinensischen Sektor. Das Programm wurde im Oktober 2021 verabschiedet. Von 2022 bis 2026 sollen rund 8 Milliarden Euro fließen, in die Schulerziehung, in den Wohnungsbau und in die Verbrechensbekämpfung, die jahrzehntelang vernachlässigt wurde. Etwa die Hälfte der palästinensischen Haushalte lebt unter der Armutsgrenze. Aber palästinensische Bürger erhalten zum Beispiel nur drei Prozent aller Miethilfen. Die sozial-ökonomischen Unterschiede sind groß und können nach Ansicht von Kritikern mit diesen Maßnahmen nicht ausgeglichen werden. - Bedeutet RA'AMs Regierungsbeteiligung also tatsächlich eine Wende? O-Ton Touma 1 = 0:49 No, I don't think that there is a real change except the fact that there are some Arabs who are willing to co-operate with the same system that existed all the time that still looks at us as not equal citizens and expecting from us to be appreciated or to appreciate the fact that we are continuing to live in our country accepting the fact that all what we deserve is individual rights. Forget about talking about our rights as a national minority, our rights as full citizens, who are able to influence the whole political system and not only our situation as Palestinians. Sprecherin 1 Nein, sie bringt keine wirkliche Veränderung. Außer dass es einige Araber gibt, die jetzt bereit sind, mit einem System zu kooperieren, das die ganze Zeit existiert hat. Das uns immer noch als ungleiche Bürger betrachtet und von uns Dankbarkeit erwartet, dass wir weiterhin in unserem Land leben dürfen und Rechte als Einzelne haben. Sie sprechen nicht über unsere Rechte als nationale Minderheit, unsere Rechte als vollwertige Bürger, die das gesamte politische System beeinflussen können und nicht nur unsere Situation als Palästinenser. Autor Die Knesset-Abgeordnete Aida Touma-Sliman. Sie ist eine der bekanntesten Politikerinnen Israels und vertritt die Hadash-Partei. Sie ist Christin und wohnt in der Hafenstadt Akko, eine halbe Stunde nördlich von Haifa. Habe sie es nicht begrüßt, dass eine palästinensische Partei zum ersten Mal in der Geschichte des Landes in der Regierung sitzt? O-Ton Touma 2 = 0:46 No, I don't welcome at all. Actually, I don't agree with this decision. I think that this government did not bring any change except the fact of changing the prime minister. What we were expecting is changing the politics, is changing the policies, and this is not happening. In other countries, if any party joins the government and the government does not bring a huge change that might be ok. But when you are representing an oppressed national minority and you are confirming the government that is continuing oppressive measures and racist policies, this is very dangerous. Sprecherin 1 Nein, ich begrüße das überhaupt nicht. Ich bin damit nicht einverstanden. Diese Regierung hat keine Neuerung gebracht, außer einen neuen Premierminister. Was wir erwarten, ist eine Veränderung in der Politik, und das geschieht nicht. In anderen Ländern ist es Ok, wenn eine Partei der Regierung beitritt und die Regierung keine großen Veränderungen einleitet. Aber wenn Sie eine unterdrückte nationale Minderheit vertreten und eine Regierung unterstützen, die repressive und rassistische Maßnahmen fortsetzt, ist dies sehr gefährlich. Autor Hadash, die "Front für Frieden und Gleichheit", ist die einzige Partei, die sich explizit als ein Sammelbecken für Palästinenser wie Juden versteht. Bei den Wahlen 2015 bildete Hadash mit anderen palästinensischen Parteien ein Wahlbündnis, um Überhangmandate zu bündeln. Diese so genannte Vereinigte Liste erhielt 13 der 120 Sitze im Parlament. Bis zu den letzten Knesset-Wahlen gehörte auch RA'AM dazu. Unter welchen Voraussetzungen würde die Vereinigte Liste einer Regierung beitreten, die aus zionistischen Parteien besteht? O-Ton Touma 3 = 0:46 I think we were very clear about it. We need a government that is willing to do the real change. First of all, on the level of solving the so-called conflict, the Israeli-Palestinian conflict: a government that is willing to go ahead with ending the Israeli occupation of the Palestinian territories and starting a negotiating process to bring into establishing a Palestinian state. We want a government that looks at the Palestinian minority as legitimate, full citizens of the state and willing to initiate a real partnership. Sprecherin 1 Wir brauchen eine Regierung, die zu echten Veränderungen bereit ist. Zunächst für die Lösung des sogenannten israelisch-palästinensischen Konflikts; eine Regierung, die bereit ist, die israelische Besatzung der palästinensischen Gebiete zu beenden und über die Gründung eines palästinensischen Staates zu verhandeln. Wir wollen eine Regierung, die die palästinensische Minderheit als legitime, vollwertige Staatsbürger ansieht und bereit ist, mit uns eine echte Partnerschaft einzugehen. Autor Würde Aida Touma-Sliman auch auf einer Abschaffung des so genannten Nationalstaatsgesetzes bestehen, das vor kurzem in Kraft getreten ist. Das Gesetz definiert Israel als Nationalstaat des Jüdischen Volkes und verankert die Vorherrschaft der Juden im Grundgesetz. O-Ton Touma 4 = 0:30 As long as we continue to have this law it is drawing again the line between being a state of all its citizens and a state of the Jews all over the world. I think there are principles that should be internalised here, principles of democracy, of equality, of human rights. And this is all in contradiction with the Zionist idea, in my opinion. Sprecherin 1 Solange wir dieses Gesetz haben, wird weiterhin zwischen einem Staat aller seiner Bürger und einem Staat für Juden auf der ganzen Welt unterschieden. Ich denke, es gibt Prinzipien, die wir uns zu Eigen machen sollten, Prinzipien der Demokratie, der Gleichheit, der Menschenrechte. Und diese widersprechen meiner Meinung nach der Zionistischen Idee. Autor Der Unterschied zum Pragmatismus von RA'AM ist deutlich. Während RA'AM sich auf ein Zweckbündnis einlässt, will die Vereinigte Liste die Abschaffung des Zionismus als Voraussetzung für eine echte Partnerschaft auf Augenhöhe. Ist RA'AM kein gleichberechtigter Partner? Atmo Café Fattoush = 0:08 O-Ton Abunassar 1 = 0:29 On one hand it is a good step towards creating a partnership. It is a good beginning. But on the other hand, RA'AM is making the Arabs a mistress, not a wife. I want to be treated as a partner not as a mistress. RAM is now putting aside the basic political rights of the Arab citizens in Israel. Sprecher 3 Einerseits ist es ein guter Schritt in Richtung einer Partnerschaft. Es ist ein guter Anfang. Aber andererseits macht RA'AM die Araber zu einer Mätresse, nicht zu einer Ehefrau. Ich möchte als Partner behandelt werden, nicht als Mätresse. RA'AM schiebt die grundlegenden politischen Rechte der arabischen Bürger in Israel beiseite. Autor Der Politologe und Meinungsforscher Wadie Abunassar. Er ist Katholik und unter anderem Sprecher der Katholischen Bischöfe im Heiligen Land. Ich treffe ihn im Café Fattouch in Haifa, das auch als arabisches Kulturzentrum dient. O-Ton Abunassar 2 = 0:24 See what happened in the interior committee of the Knesset. Until RA'AM was chairing the committee, the police was under the committee. But when RA'AM chaired the committee the police was sent to the committee of security. So what I'm trying to tell you, they are, I keep joking to them, they are Partners Ltd. Sprecher 3 Sehen Sie, was im Innenausschuss der Knesset passiert ist. Bis RA'AM den Vorsitz des Ausschusses übernahm, war die Polizei dem Ausschuss unterstellt. Aber sobald der Vorsitz an RA'AM ging, wurde die Polizei dem Sicherheitsausschuss unterstellt. Man könnte sagen: sie sind Partner mit beschränkter Haftung. Autor Hat eine Koalition aus RA'AM unter Führung von Mansour Abbas, der Arbeitspartei und der progressiven Meretz-Partei mit den rechtszionistischen Parteien überhaupt Zukunft? O-Ton Abunassar 3 = 0:45 I tell you the only glue which unifies the coalition is Netanyahu. Netanyahu is still the most popular, as individual, the most popular politician in Israel. So, if Netanyahu would go I belief the coalition will change. For Bennett and Shaked, they would prefer to have a coalition with the Likud, not Mansour Abbas. And even not with Labour, not with Meretz. They would kick out these guys. Ironically, for RA'AMs luck, Netanyahu is still holding what we call the horns of the temple. So as long as Netanyahu is there, RA'AM is there. Sprecher 3 Der einzige Klebstoff, der die Koalition zusammenhält, ist Netanjahu. Netanjahu ist immer noch der beliebteste Politiker Israels. Wenn Netanjahu geht, wird sich die Koalition ändern. Bennett und Shaked wünschen sich eine Koalition mit dem Likud, nicht mit Mansour Abbas. Auch nicht mit der Arbeitspartei und Meretz. Sie würden diese Typen rausschmeißen. Ironischerweise ist Netanyahu, zu RA'AMs Glück, weiterhin immun. Also, solange Netanyahu da ist, ist RA'AM da. Autor Netanjahu steht momentan wegen schwerer Korruptionsvorwürfe vor Gericht. Sollte er sich auf einen außergerichtlichen Vergleich einlassen, wird der Preis unter anderem der Verzicht auf zukünftige politische Ämter sein. Damit würde er aus der Politik ausscheiden. Aber sollte er sich nicht aus dem Strafprozess zurückziehen, könnte er noch jahrelang Oppositionsführer bleiben und sogar erneut Premierminister werden. Netanjahus Regierungszeit vom Februar 2009 bis Juni 2021 hat das ohnehin brüchige Verhältnis von Juden und Palästinensern stark belastet. Im Mai 2021 kam es in gemischten Städten zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen. O-Ton Abunassar 4 = 0:25 For many people Netanyahu was a kind of inciter who incited systemically against different segments of Israeli society. We were after three rounds of Knesset elections ... fragmentation, polarisation, a lot of hatred among various components of the society. So the ground was fertile with a lot of fuel. Sprecher 3 Für viele war Netanjahu ein Brandstifter, der systematisch verschiedene Teile der israelischen Gesellschaft gegeneinander aufgewiegelt hat. Nach drei Knesset-Wahlen war die Gesellschaft fragmentiert und polarisiert. Es gab viel Hass gegeneinander. Der Boden war also voller Zündstoff. Autor Auslöser der Unruhen waren die drohende Zwangsräumung von Wohnungen im Ostjerusalemer Sheikh Jarrah, das Vorgehen der Polizei bei der al-Aqsa-Moschee und die Hunderten von Raketen, die Hamas auf israelische Städte abfeuerte. Für die einen machten die Zusammenstöße deutlich, dass palästinensische Bürger den jüdischen Staat ablehnten und eine echte Partnerschaft nicht möglich sei. Für andere zeigte der Staat wieder einmal "sein wahres Gesicht", in dem er palästinensische Demonstranten anders behandelte als jüdische. Die Unruhen begannen mit einem Protestmarsch von Palästinensern in der Stadt Akko, Wohnsitz der Knessetabgeordneten Aida Touma-Sliman. O-Ton Touma 5 = 0:42 When you get that kind of society that is feeling oppressed all along and you add to that the tension of what was happening in Jerusalem and in Sheikh Jarrah. It's not by chance that mixed cities felt so close to the problem of the people in Sheikh Jarrah. They are facing almost the same situation. They are evacuated from their homes, they are not able to buy the houses they were raised in because of gentrification of the area and on top of that national discrimination. Sprecherin 1 Diese Gruppen fühlen sich seit langem unterdrückt. Dazu kommen dann die Spannungen in Jerusalem und in Sheikh Jarrah. Es ist kein Zufall, dass sich Menschen in gemischten Städten von Sheikh Jarrah so betroffen fühlten. Sie stehen beinahe vor der gleichen Situation. Sie werden aus ihren Häusern vertrieben, sie können die Häuser, in denen sie aufgewachsen sind wegen der Gentrifizierung nicht kaufen und dazu kommt die nationale Diskriminierung. Autor Die israelische Öffentlichkeit sah zwei Tage lang im Fernsehen, wie palästinensische Jugendliche in Akko Reifen anzündeten und Steine warfen. O-Ton Touma 6 = 0:39 So, this anger that was brought into - and I was there - a very legitimate political expression of anger. And then the police clashes with the people for two nights. It went out of control between young people, angry, nobody could speak with them. I tried to speak with them. I couldn't. I couldn't reach them. And the police who was also using very massive oppressing tools, tear gas, bullets, life bullets. It was all there. Sprecherin 1 Ich war dabei. Die Demonstrationen waren ein legitimer Ausdruck von Wut. Und dann kommt es zwei Nächte lang zu Zusammenstößen mit der Polizei. Alles geriet außer Kontrolle. Niemand konnte mit den wütenden jungen Leuten sprechen. Ich habe es versucht. Ich kam nicht durch. Und die Polizei ging massiv vor mit Tränengas und Schusswaffen. Autor Was folgte, ähnelte einem Bürgerkrieg. Jüdische Bürger griffen palästinensische Bürger auf der Straße an oder solche, die sie für palästinensische Bürger hielten. Palästinensische Bürger zogen brandstiftend durch jüdische Viertel. Jüdische Bürger drangen mit gezogenen Waffen in palästinensische Viertel ein. Palästinenser fühlten sich von der Polizei im Stich gelassen. Es gab mehrere Tote, viele Verletzte und großen Sachschaden an jüdischen und palästinensischen Geschäften, auch in Haifa. O-Ton Abunassar 5 = 0:32 So, what happened on the 12th. We got a phone call from a Russian lady who's married to a Christian. This lady told my wife be careful today we learnt that something might happen in Haifa. A few hours later, at 4 o'clock, we are still in Haifa, we started getting WhatsApp messages that Jews from out of Haifa are arriving to an area called Kiryat Eliezer and getting ready to attack Arab property. Sprecher 3 Am 12. Mai bekamen wir einen Anruf von einer Russin, die mit einem Christen verheiratet ist. Sie sagte meiner Frau, sei vorsichtig, wir haben erfahren, dass in Haifa etwas passieren könnte. Ein paar Stunden später, um vier Uhr, bekamen wir WhatsApp-Nachrichten, dass Juden von außerhalb Haifas in einem Gebiet namens Kiryat Eliezer angekommen waren und sich darauf vorbereiteten, arabisches Eigentum anzugreifen. Autor Wadie Abunassar, seine Frau und seine jüngste Tochter hatten für diesen Tag einen Aufenthalt am See Genezareth geplant. Abunassar sagte sich: auf die Polizei ist Verlass. Ich brauche mir keine Sorgen zu machen. Am Abend kamen sie im Hotel am See an, während seine zwei älteren Töchter alleine in Haifa waren. O-Ton Abunassar 6 = 0:52 We were sitting down to have dinner at 9:30 and suddenly the phone is ringing. The eldest daughter is screaming. She was telling me, Papa we are alone. We might die. I just wanted to let you know that we love you. What I realized at later stage that she arrived home from her work, she parked her car in front of our residence and she met by coincidence a neighbor of ours, an Arabic speaker, and they stopped to speak, in Arabic, of course. And suddenly 30 men, some of them are masked, shouting in Hebrew "death to Arabs" you know, whatever. They were walking and they heard them speaking Arabic. So, one of the guys took a stone and threw it to the car. Sprecher 3 Wir saßen um halb zehn beim Abendessen und plötzlich klingelte das Telefon. Die älteste Tochter schreit, Papa, wir sind allein, vielleicht müssen wir sterben. Ich wollte dir nur sagen, dass wir Euch lieben. Später begriff ich, dass sie nach der Arbeit ihr Auto vor unserem Haus geparkt und zufällig einen Nachbarn getroffen hatte. Sie unterhielten sich, natürlich auf Arabisch. Plötzlich tauchten 30 Männer auf, einige davon maskiert, und riefen auf Hebräisch "Tod den Arabern". Sie hatten gehört wie sie arabisch sprachen. Einer der Jungs packte einen Stein und warf ihn gegen das Auto. Autor Die Tochter wird am Bein verletzt, das Auto schwer beschädigt. Die Männer umringten sie. O-Ton Abunassar 7 = 0:22 We were left literally with no help except from heaven, literally. You see. My eldest daughter ran. The police was not far, few tens of meters, and begged a policeman, please. So, he said to her, ufi mi po, go away from here. Sprecher 3 Wir hatten buchstäblich keine andere Hilfe als die des Himmels. Meine älteste Tochter rannte los. Die Polizei war in der Nähe, nur einige Dutzend Meter entfernt. Sie bat einen der Beamten um Hilfe. Der sagte: Verschwinde! Autor Der gläubige Christ Abunassar ist überzeugt, dass seine Töchter nur durch ein Wunder gerettet wurden. Jedenfalls nicht von der Polizei oder den Nachbarn. O-Ton Abunassar 8 = 0:43 I'm asking simple questions. That night 29 Arab properties were damaged in Haifa and people were beaten. Zero arrests. In these riots of May, we have Arab youngsters who are still in jail since then. And people will go to jail for years. There is a guy called Musa Hasuna who was killed, shot dead in Lod. They closed the file. There is nobody. There is a young man Muhammad Kiwan in Umm al-Fahm, a 17-year old boy, who was shot in head and he died. And they don't know from where the bullet came. It came from god, maybe. Sprecher 3 Ich stelle einfache Fragen. In dieser Nacht wurden in Haifa 29 arabische Häuser beschädigt und Menschen geschlagen. Null Festnahmen. Seit den Unruhen im Mai sitzen arabische Jugendliche immer noch im Gefängnis. Ihnen drohen lange Gefängnisstrafen. In Lod wurde ein Mann namens Musa Hasuna erschossen. Die Polizei hat die Ermittlungen ohne Festnahmen eingestellt. Der 17-jähriger Muhammad Kiwan in Umm al-Fahm wurde durch einen Kopfschuss getötet. Die Polizei weiß nicht, woher die Kugel kam. Vielleicht von Gott? Autor Ich kenne Abunassar seit vielen Jahren. Er ist einige Male in meinen Sendungen im Deutschlandfunk zu Wort gekommen. Ich habe ihn noch nie so stark mit seinem Leben in Israel hadern sehen. O-Ton Abunassar 9 = 0:11 We lost our trust in the state. It is very sad because I really wanted to believe that we are living in a normal country. But we are not. Sprecher 3 Wir haben unser Vertrauen in den Staat verloren. Es ist traurig. Ich wollte glauben, dass wir in einem normalen Land leben. Aber das tun wir nicht. Autor Die Ereignisse vom Mai haben eine tiefe Vertrauenskrise ausgelöst. Können wir je darauf vertrauen, dass der Staat uns wie normale Bürger behandelt, fragen die einen. Können wir mit den Arabern je friedlich zusammenleben, fragen die anderen. Auch für die Bürgermeisterin Einat Kalisch-Rotem bedeuteten die Unruhen einen Vertrauensverlust. In Israel hat ein Bürgermeister keine Befehlsgewalt über die Polizei. Zum Glück, sagt Kalisch-Rotem. O-Ton Kalisch 6 = 0:23 We opened a centre for the police force, and I was sitting there. I was in contact by phone with all the Arab neighborhoods. So they kept the streets clear and my job was to make sure that the police don't enter the places that are under control. Sprecherin 2 Wir haben eine Kommandozentrale für die Polizei eröffnet, wo auch ich saß. Ich war mit allen arabischen Vierteln telefonisch in Kontakt. Sie sollten die Straßen freihalten. Meine Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass die Polizei diejenigen Viertel nicht betritt, in denen Ruhe herrschte. Autor Kalisch-Rotem wollte verhindern, dass durch die Anwesenheit der Polizei die Gewalt in den palästinensischen Vierteln eskalierte. O-Ton Kalisch 7 = 0:37 I decided to sit with the police every night all night long and make sure that they don't do something that is inappropriate for Haifa ... [Autor: ... in other words, suspecting automatically Arab citizens, for example ...] I did not allow them to do that. I was vehement and I was actually angry every time I heard that something like that is happening. I was very tough when I found out that they don't give the same attitude to Jewish or Arab citizens. I insisted that they will get the same attitude. Sprecherin 2 Ich habe die ganze Nacht bei der Polizei gesessen um sicherzustellen, dass sie nichts tun, was für Haifa unangemessen ist ... Autor ... zum Beispiel automatisch arabische Staatsbürger verdächtigen ... Sprecherin 2 Ja, das habe ich ihnen nicht erlaubt. Ich war jedesmal sehr wütend, wenn ich so etwas mitbekommen habe. Ich wurde sehr deutlich, als ich herausfand, dass sie jüdische und arabische Bürger nicht gleich behandeln. Ich habe darauf bestanden, dass sie die gleiche Behandlung bekommen. Autor Zum Ende unseres Gespräches lässt sich die Bürgermeisterin, eine Politikerin der Arbeitspartei des Staatsgründers David Ben-Gurion, zu einer völlig unerwarteten Bemerkung hinreißen. Hier spiegelt sich die Verzweiflung vieler Israelis, Juden und Palästinenser, gegenüber dem wachsenden Fanatismus und Nationalismus im Rest des Landes. Aber auch der Wunsch, ungestört miteinander leben zu können. O-Ton Kalisch 8b = 0:18 If Haifa could, like in Spain you have the Basques, I would like to be finally separated from Israel and connect myself to the other parts of the world. Sprecherin 2 Wenn es möglich wäre, würde ich, wie in Spanien die Basken, Haifa von Israel trennen und mit anderen Teilen der Welt verbinden. Absage Eine Minderheit im Aufbruch. Die palästinensischen Bürger Israels als neue politische Kraft. Ein Feature von Daniel Cil Brecher. Es sprachen David Vormweg, Therese Hämer, Wolf Aniol, Sigrid Burkholder, Hüseyin Michael Cirpici und Wolfgang Rüter Ton und Technik Wolfgang Rixius und Oliver Dannert Regie Philippe Brühl Redaktion Wolfgang Schiller Eine Produktion des Deutschlandfunks 2022. Brecher: Minderheit 26 Brecher: Minderheit 27